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17.04.2017
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Eins, zwo, drei, vier!

Nervous Twitch

Köln, Sonic Ballroom
17.04.2017

Nervous Twitch
Es bedarf nur eines Blicks auf die Setlist, um sicher zu sein, wes Geistes Kind Nervous Twitch sind. Wer seinen Liedern Titel gibt wie "So Rock'n'Roll", "Jonny's Got A Gun" oder "Tarrantino Hangover", der fühlt sich da am wohlsten, wo punkige Wucht, instrumentaler Surf-Twang und jede Menge Girl-Group-Pop-Ohrwurmmelodien zusammenkommen. Deshalb ist die gut gelaunte britische Band im Kölner Sonic Ballroom goldrichtig. Schließlich wachen in der Ehrenfelder Punkrock-Eckkneipe die Silhouetten der Ramones an der Bühnenwand darüber, dass kein Song länger dauert als zwei Minuten dreißig.

Nervous Twitch
Nicht, dass man sich bei Nervous Twitch in dieser Hinsicht hätte Sorgen machen müssen. Für 16 Lieder braucht das zum Trio geschrumpfte Quartett aus Leeds kaum mehr als 30 Minuten - eine der hohen Luftfeuchtigkeit im Ballroom geschuldete ungeplante Stimmpause, das augenzwinkernde Anpreisen der Devotionalien und passend garagige Cover des Tamrons-Kulthits "Wild Man" und "Head On" von The Jesus And Mary Chain bereits inklusive. Ohne allzu viel Mühe auf musikalische Vollendung zu verschwenden, stellen die drei am letzten Abend ihrer kurzen Europatournee den Spaß klar in den Mittelpunkt und fangen ihr Publikum mit der lärmigen Power ihrer immer leicht überdrehten Lieder und dem sprudelnden Charme ihrer Frontfrau ein, die man allein schon ob ihrer perfekt auf ihr Kleid abgestimmten taubenblauen Perücke lieben muss, selbst wenn man Schwierigkeiten hat, ihre Ansangen in bester Yorkshire-Mundart zu verstehen.

Nervous Twitch
Schräge Dates mit Waffenfanatikern und anderen wilden Mannsbildern, verschmähte Leidenschaft und verschwendete Liebesmühen handeln Sängerin/Bassistin Erin van Rumble, Gitarrist/Songwriter Jay Churchley und Drummer Ashley Goodall in ihren kurzen, knackigen Punk-Popsongs mit oft halsbrecherischem Tempo ab. Ihre durchaus vorhandenen ambitionierteren Nummern schenken sich die drei derweil an diesem Abend. Von ihrer "Weniger ist mehr"-Maxime weichen sie selbst bei der Zugabe nicht ab. Obwohl sie längst nicht alle Songs ihrer beiden Alben "Don't Take My TV" und "Get Back In Line" gespielt haben, muss als Dreingabe mit dem brandneuen "Lost Life" eine einzige Nummer reichen, die gerade einmal 50 Sekunden lang ist. Offenbar sind Nervous Twitch nicht nur in der Rock'n'Roll-Historie bestens bewandert, sie kennen auch den vielleicht wichtigsten Grundsatz der Entertainment-Branche: Always leave them wanting more. In diesem Sinne: Auf ein baldiges Wiedersehen!

Surfempfehlung:
facebook.com/nervoustwitchband
nervoustwitch.bandcamp.com

Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-
 

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