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30.04.2020
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Chapeau Chapeau

Angela Perley

Quarantine Concerts, Columbus, Ohio
30.04.2020

Angela Perley
Kurz vorab: Hierbei handelt es sich nicht um einen üblichen Konzertbericht, sondern eine Berichterstattung über Quarantäne-Konzerte im Rahmen der andauernden Corona-Situation.

Dass Angela Perley und ihr Kumpel und Gitarrist Chris Connor ihre aktuelle Quarantine-Session von der heimischen Couch in Columbus, Ohio, ausgerechnet um 16:30 Uhr Ortszeit streamten, hatte eine besondere Bedeutung - denn Angelas Solo-Album hieß tatsächlich (wie auch der Titeltrack) "4:30". Und deswegen nutzten Angela und Chris - die ihrem Ruf, niemals ohne geeignete, standesmäßige Kopfbedeckung (und im Falle von Angela farbenfrohe Hippy-Bodysuits) aufzutreten, auch in diesem Fall gerecht wurden - gerne das Angebot des lokalen Konzertveranstalters "CAPA - Columbus Association For The Performing Arts", über deren Plattform das komplette Album akustisch zu präsentieren. Das hatte Angela ursprünglich natürlich im Rahmen einer gerade laufenden Tour sowieso vorgehabt - nur natürlich nicht in einem solchen Setting.

Bei vorangegangenen Quarantine-Sessions hatten Angela und Chris sich schon mal eingegroovt, indem sie sich ältere Tracks (aus dem Programm ihrer Band The Howlin' Moons) ausgesucht hatten, um diese akustisch umzuarrangieren. "Wir sind da ein bisschen eingerostet", hatte sie im Vorfeld vorgewarnt, "außerdem sind wir es nicht gewohnt, akustisch zu spielen - und deswegen war es schön für uns, die Sachen auf diese Weise umzuarrangieren." Das Problem stellte sich bei dem Stream vom 30.04.2020 allerdings weniger, weil Angela und Chris die Songs erstens auf dem Sofa spielten, auf dem sie ursprünglich auch entstanden waren - und zwar zunächst natürlich auf der akustischen Gitarre. Das ist deswegen wichtig zu wissen, weil Angela Perley sich mit ihren Studio-Produktionen nicht eben als Folk-Queen präsentiert, sondern das eher ungewöhnliche Genre des "Americana-Power-Pop" ausgesucht hat. Will meinen: Auf den Scheiben rockt es zuweilen ganz schön.

Ergo konnte es bei dieser Show weder darum gehen, das Album 1:1 nachzuempfinden noch darum, das Ganze in ein gefälliges Folk-Setting zu übersetzen. Dank des schlicht großartigen Songmaterials gelang es Angela und Chris aber mühelos einen einfühlsamen Zwischenweg einzuschlagen. Durch Veränderung der Tempi gelang es ihnen nämlich, die Energie der Rock-Songs auch im Akustik-Setting beizubehalten. Der Rocker "Let Go" etwa kam als gut gelaunt swingender Stomper daher, während der Mid-Tempo-Track "He Rides High" sogar etwas schneller als auf der Scheibe gespielt - dafür aber sanftmütiger intoniert wurde. Bei dem Blues-Rocker "Back In Town" emulierte Chris Connor den Gitarrenhelden recht originell mit viel Twang auf den tiefen Gitarrenseiten. Ein besonderes Highlight stellte aber die lebendige Charakterstudie "Ruby Girl" dar - das war dann einfach Storytelling at it's Best.

Angela Perley
Freilich soll das nicht heißen, dass Angela Perley keine musikalischen Liebesbriefe schreiben könnte - wie zum Beispiel das anrührende "Snake Charmer" oder aber die gut beobachtete Hommage an Musiker und das - teilweise zigeunerhafte - Musikerleben "Local Heroes" - für das die beiden Gitarren ganz besonders sorgsam gestimmt werden mussten. "Stimmen heißt, sich kümmern", meinte Angela erläuternd. Insgesamt wurde das ganze Set mit einer geradezu ansteckenden Lebens- und Spielfreude präsentiert, so dass Angela das eigentlich bereit liegende Tambourine gar nicht einzusetzen brauchte. Insgesamt gefiel die Show gerade deswegen, weil hier gar kein großer Anspruch dahinter stand - außer dem sich und das Publikum auf hinreißende Art zu unterhalten. Eine bessere musikalische Visitenkarte hätte sich Angela Perley eigentlich kaum wünschen können. Schade eigentlich, dass Angela in unseren Breiten noch nie unterwegs war. Doch man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben: "Ich hoffe, wir schaffen es eines Tages auch mal nach Deutschland", erklärte sie nämlich in einer Grußnote...

Die Serie wird in verschiedenen Formaten fortgesetzt.

Surfempfehlung:
www.facebook.com/watch/?v=2826259360827924
www.youtube.com/watch?v=97b6mnk_05Y
www.youtube.com/watch?v=TlWo-_kSAvA&t=4s
www.facebook.com/angelaperley
www.angelaperley.com
angelaperley.bandcamp.com
www.capa.com
www.facebook.com/capacolumbus
paypal.me/angelaperley

Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Screenshots-
 

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