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07.09.2021
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Dans la brume

Donna Blue
Luah

Düsseldorf, Zakk
07.09.2021

Donna Blue
Gleich mehrfach war das Düsseldorf-Debüt des niederländischen Duo-Projektes Donna Blue ein Opfer der unsteten Lockdown-Politik geworden, denn ursprünglich hätte die Show von Danique van Kesteren, Bart Dalen und ihren Musikanten bereits im November letzten Jahres im Rahmen der fempop-Reihe im Zakk stattfinden sollen. Wir erinnern uns alle ungern daran, was dann folgte. Nach mehreren neuen Umbuchungsversuchen hatte es nun - fast ein Jahr später - also endlich doch noch geklappt.

Als Support hatte man das Kölner Trio Luah gebucht. Musikalisch ist das aus Elsa Johanna Mohr, Lena Larissa Senge und Ula Maryn-Ellis bestehende Projekt deutlich anders ausgerichtet als das niederländische Dreampop-Ensemble - stellte sich aber (wie so oft bei der fempop-Reihe) als durchaus lohnenswerte Entdeckung heraus. Tendenziell arbeiten Luah mit um die sehr komplexen Gesangsharmonien der drei Protagonistinnen angerichteten Jazz- und Folk-Elementen, in die sich allerdings auch alle möglichen experimentellen Soundideen eingliedern. Einen besonderer Aspekt ist dabei der Umstand, dass sich die Frontfrau und Songwriterin Elsa ihre Lyrics teils auf Englisch und teils auf Portugiesisch schreibt - dabei aber darauf verzichtet, das Ganze mit klassischen Samba- oder Latin-Vibes ins folkloristische umzubiegen. Insbesondere die erwähnten Soundideen - seien es Ukulele-Einlagen Elsas, Elektronik-Elemente Lenas oder gar von Ula eingestreute unerwartete Rock-Riffs - verhindern, dass sich die Luah-Songs in klassischen Genre-Begrifflichkeiten fassen ließen. Irgendeine Art von Backbeat wird man im Material von Luah vergeblich suchen, denn teilweise überambitioniert sind die Damen darum bemüht, nach harmonischen und strukturellen Herausforderungen zu suchen - wodurch die Songs dann zuweilen vielleicht sogar eine Spur zu komplex und vertrackt geraten sind. So etwas verlangt natürlich nach gewissen handwerklichen Fertigkeiten - und diesbezüglich brillieren die Damen - jede auf ihre Weise - durchaus mit beeindruckenden Fähigkeiten. Wie gesagt: Zum breitwandig ausgelebten Noir-Dreampop von Donna Blue passte das nicht ganz, war aber stimmungsmäßig eine ganz schöne Einstimmung.

Danique van Kesteren und Bart Dalen haben es nicht eilig: Zwischen 2017 und 2020 erschienen gerade mal eine Handvoll von Songs auf Singles und EPs, zu denen seither veröffentlichungstechnisch nichts Neues hinzugekommen ist - und auch das Live-Programm des auf der Bühne zum Quartett ausgeweiteten Duo-Projektes besteht seither weitestgehend aus diesem Material. Dabei gehören aber gerade die seither neu ins Programm aufgenommenen Tracks zu den Highlights eben dieser Shows. Neben einer psychedelisch aufgebohrten, pulsierenden Rocknummer namens "The Beginning" und der lasziven Torchsong-Nummer "A Lover In Disguise" ist dieses vor allen Dingen der interessant strukturierte Psych-Pop-Song "The Idea", bei dem Danique und Bart - wie auch bei der originellerweise im Up-Tempo-Format präsentierten Coverversion des Hazelwood/Sinatra-Klassikers "Summer Wine" - gesanglich als Duettpartner ergänzen. Das zum Schluss gespielte "Better Days" erschien hingegen noch etwas out-of-whack und benötigt zumindest noch eines tonalen Finetunings.

Es wurde ja - auch schon an dieser Stelle - des Öfteren darauf hingewiesen, dass Donna Blue die Versatzstücke, aus denen sie ihren nachtschattigen Dreampop zusammenschrauben, nicht wirklich selbst erfunden haben. Das macht freilich gar nichts, so lange Danique und Bart ihre Inspirationsquellen dermaßen hingebungsvoll die Ehre erweisen, wie sie das bei der Show in Düsseldorf taten: Neben Hazelwood und Sinatra gaben sich da etwa noch Ennio Morricone, David Lynch, Angelo Badalamenti oder auch Gainsbourg die sprichwörtliche musikalische Klinke in die Hand. Allerdings ohne dass das aufgesetzt, aufdringlich oder sonstwie störend zu Buche geschlagen hätte. Das mag auch daran gelegen haben, dass Donna Blue an diesem Abend mächtig Punch und Druck in ihre Interpretationen legten. Sei es, dass sich Bart in psychedelischen Twang-, Vibrato- oder Surf-Implementierungen verlor - oder indem die ganze Band auch mal das Tempo über das notwendige anzog, wie z.B. bei der flotten Ye Ye Emulation "1 2 3". Apropos "Ye Ye" - denn damit sind wir dann auch langsam beim Titel dieser Story: Eine der Besonderheiten, die sich Donna Blue ausgesucht haben, sind frankophile Anwandlungen in auf Französisch vorgetragenen Nummern wie eben "1 2 3" oder dem zu Beginn gespielten "Paradis", die den Lounge-Pop-Charakter ihres Repertoires erheblich untermauern. Donna Blue könnte man sich nämlich mindestens genauso gut in einem verrauchten Pariser Kellerclub der 60s (oder im Falle von "Baby" auch in den 50s) wie auch in einem dunstverhangenen Londoner Pub vorstellen oder einem diesigen Joint auf dem besungenen "Sunset Blvd.". Wichtig ist dabei offensichtlich vor allen Dingen der Nebel (Französisch "la brume"), ohne den Donna Blue einfach nicht auskommen. Und den gab es auch bei dieser Show dann reichlich und mehr als genug. Teilweise waren die - eh nur von hinten (und dann meist in blutendem rot oder mitternächtlichem dunkelblau) - beleuchteten Protagonisten hinter den Kunstnebelschwaden kaum zu sehen. Und aus ihrem Faible für die Ästhetik für Noir-Filme und die entsprechenden Schattenspiele machten Donna Blue ja eh noch nie einen Hehl. Die Erleichterung darüber, dass die Show trotz des Open-Air-Settings im Dunkeln stattfinden konnte, stand zumindest Danique jedenfalls geradezu ins Gesicht geschrieben (soweit man das sehen konnte). Der Besuch eines Donna Blue-Konzertes sollte also nicht unbedingt unter optischen Gesichtspunkten erwogen werden - dann jedoch steht einem kurzweiligen, unterhaltsamen und teilweise hypnotischem Konzertabend nichts im Wege denn attraktiv ist das allemal, was Donna Blue zu bieten haben.

Surfempfehlung:
www.bluedonnablue.com
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www.luah-music.com
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www.youtube.com/watch?v=vmrUk3orgvM
www.youtube.com/watch?v=VuS7WTYzvhw
www.youtube.com/watch?v=CFfvqUxbqFs

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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