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04.02.2022
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Dynamisch, melodisch, überraschend

Christian Sands

Köln, King Georg
04.02.2022

Christian Sands
Nein, keine Angst! Wir haben nicht vor, aus Gaesteliste.de ein Jazz-Fachblatt zu machen (könnten wir auch gar nicht), aber in Zeiten, in denen Karnevalfeiern erlaubt sind, es aber offenbar höchstgefährlich ist, Indierock- oder Singer/Songwriter-Konzerte zu veranstalten und deshalb einfach alles abgesagt wird, ergibt sich natürlich die Möglichkeit, mal ein bisschen über den Tellerrand zu schauen. Zum Beispiel mit Christin Sands. Der gefeierte Pianist aus Connecticut, der seit Langem in der New Yorker Jazz-Szene zu Hause ist, tritt Anfang Februar zum Abschluss seiner kurzen Europatournee an zwei Abenden gleich viermal im Kölner King Georg auf und wir hatten die Freude, beim zweiten Set des ersten Tages dabeisein zu dürfen.

Erste Aufmerksamkeit erregt der Christin Sands schon im Teenageralter, inzwischen ist er 32, hat Grammy-nominierte Platten - zuletzt "Be Water" im Jahre 2020 - eingespielt und wird vom US-Fachblatt Downbeat zu den 25 Künstlern gezählt, die den Jazz für Jahrzehnte prägen könnten. Im King Georg, wo sich seit zwei Jahren nicht mehr wie einst die Indie-Prominenz die Klinke in die Hand gibt, sondern mit schöner Regelmäßigkeit renommierte Jazzer von nah und fern ihre Visitenkarte abgeben, fühlt sich der smarte Tausendsassa merklich wohl, scherzt zwischen den Stücken lässig mit dem Publikum und begeistert zusammen mit Yasushi Nakamura am Kontrabass und seinem Bruder Ryan Sands am Schlagzeug beim Entdecken der Möglichkeiten.

Für die Altvorderen mag Sands zu wenig Stilist sein, das ständige Ausbrechen aus der Form eine Überforderung, für die Nicht-Jazz-Aficionados dagegen ist es eine helle Freude zu sehen und zu hören, wie er inspiriert von alten Helden wie Chick Corea, Herbie Hancock oder natürlich McCoy Tyner - mit seiner Interpretation von "Crepuscule With Nellie" zieht er sogar vor Monk den Hut -, alte Tugenden ohne Berührungsängste ins 21. Jahrhundert bugsiert und dabei nicht nur mit unfassbarer Rasanz und Flüssigkeit an den Tasten beeindruckt, sondern sich bisweilen wie ein kleiner Schuljunge diebisch über sein eigenes Tun, seine eigenen Ideen freut. Dynamisch, melodisch, überraschend - Christian Sands' Musik ist an diesem mitreißenden Konzertabend all das.

Surfempfehlung:
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Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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