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28.10.2022
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Jim Kroft

Köln, Die Wohngemeinschaft
28.10.2022

Jim Kroft
Natürlich hatte die Pandemie auch den schottischen Wahlberliner Jim Kroft schwer beeindruckt. So schwer sogar, dass er sich in die schottische Heimat zurückzog und dort eine ganze Songsammlung unter dem Titel "The Isolation Diaries" zusammenbastelte, mit der er seine Sicht der Pandemie einfing. Auch wenn die Songs aufgrund einer undurchsichtigen Veröffentlichungspolitik unglaublich schwer aufzutreiben sind, bildeten einige davon dann das Rückgrat des aktuellen Tourprogrammes von Jim und seiner Band (die im Laufe der Zeit aufgrund eines Corona-Falles vom Quartett zum Trio geschrumpft war) und wurden dementsprechend auch in der Kölner Wohngemeinschaft von den Fans gefeiert.

Da das Event kurzfristig vom ursprünglich geplanten Termin im MTC Club zwei Tage vorverlegt worden und in die Wohngemeinschaft gewandert war, rührte Jim bis zur letzten Sekunde die Werbetrommel und postete noch wenige Stunden vor der Veranstaltung ein Video, mit dem er die Fans auf das Konzert aufmerksam machte. Das hatte natürlich zur Folge, dass das Publikum dann auch nur aus jenen Hardcore-Fans des Meisters bestand, die die legendären Shows, die Jim für gewöhnlich in der Domstadt absolviert, bereits kannten und demzufolge in seinen Kontaktlisten standen. Das führte dann wiederum dazu, dass die Show zu einem relativ familiären Ereignis wurde - auch wenn Jim viel Zeit darauf verwendete, die seit seinem letzten Besuch in Köln am Vorabend der Pandemie entstandenen neuen Songs aus den Projekten "A Conversation With America" und eben der neuen "Isolation Diaries" Songs zu erklären.

Dabei geht Jim aus seiner Sicht auf die Pandemie und die diversen Krisenszenarien unserer Tage ein und beleuchtet diese dann - aus persönlicher Sicht - in einem universellen Kontext. Kurzum: Es geht da ganz schön düster zu. So diskutiert Jim des Öfteren die Themen Tod und Vergänglichkeit, die Liebe im Angesicht des Untergangs, das Ende aller Tage, das Auseinanderfallen des nicht haltenden Zentrums, Sünde, Sühne und Erlösung. Dazu wählte er dann jene Tracks aus seinem Oeuvre, die diesem Themenkomplex Vorschub leisten - stellte ihnen auf der anderen Seite dann aber auch solche Songs gegenüber, die irgendwelche Lösungsansätze in Aussicht stellte. Irgendwo dazwischen fanden sich dann alte Rausschmeißer wie "Bahnhof Friedrichstraße" oder auch Songs wie der plötzlich wieder aktuell gewordene Song "What Will You Decide America", den Kroft noch vor der US-Wahl 2016 für sein Projekt "A Conversation With America" geschrieben hatte.

Natürlich ging es vor und auf der Bühne munter zu, wie nicht anders zu erwarten gewesen wäre. Das Publikum wurde von Jim dabei durchaus mit eingebunden. So spielte er etwa den Song "Guess, What The Gods Say", dessen Refrain von den Fans mit großer Begeisterung aufgegriffen wurde. Dann fragte Jim das Publikum, ob es nicht vielleicht jemanden gäbe, der wüsste, was die Götter gesagt haben könnten. Freilich war er dann sehr überrascht, dass gleich mehrere Leute ihm ein beherztes "42" mit Bezug auf die Antwort auf alles aus "Hitchhikers Guide To The Galaxy" entgegenschmetterten.

Beim Soundcheck musste sich die Band noch darauf einstellen, dass Jim neben der Rhythmusgitarre nun auch noch die Lead-Parts übernehmen musste, und dafür ein geeignetes Gitarrensetting gefunden werden musste. Dabei entdeckte Jim dann aber das hauseigene Bühnen-Piano und erwog dann, dieses bei der Show auch mit einzubinden. Und so setzte er sich zum Ende der Show tatsächlich an das Tasteninstrument und spielte eine sehr schöne Version seines Songs "Elegy For The Dead" - ein weiterer Track, der den Lauf des Lebens, die Vergänglichkeit - aber auch die damit gegebenenfalls vorhandenen positiven Aspekte (etwa im Rückblick auf ein erfülltes Leben) beleuchtet. Das war übrigens dann eine Premiere für den Meister, denn zuvor hatte Jim den Song noch nicht live auf dem Piano gespielt.

Mit diesen Songs wären wir nochmals beim Thema des Abends, denn Jim Kroft ist ein Songwriter, der zwar die Unbilden des Lebens mit großer Begeisterung und im Detail beim Namen nennt und beschreibt - aber er ist niemand, der es dabei belässt; sondern in Songs wie "You're Gonna Be Somebody", "I Haven't Dreamed My Last" oder "Waiting For A Healing" immer wieder zum Durchhalten, Weitermachen und einer produktiven Lebenseinstellung aufforderte. Das nahm in Köln dann teilweise fast den Charakter einer Gospel-Predigt an, als Jim mit apostolischer Intensität die Heilung der Welt beschwor und das Publikum anfeuerte, mit ihm den Refrain "My World, Your World, Our World Is Waiting For A Healing" aus dem gleichnamigen Song zu singen. Hallelujah!

Der vielleicht schönste Kommentar und ein versöhnliches Resümee von Jims Pandemie-Reflexionen stellte dann der in der Zugabe gegebene Song "Love, Smile And Go On" dar, in dem Jim davon erzählt, wie er durch die Straßen von Rom und Paris geht und sich überlegt, was man denn nach der Pandemie alles machen sollte, und dabei zu dem Schluss kommt: "Love, Smile & Go On". Tatsächlich hatte er diese Träumereien dann auch in die Tat umgesetzt und je ein Video zu dem Song in Rom, wie auch eines in Paris gedreht.

Surfempfehlung:
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www.youtube.com/watch?v=Rk7hz2Ly1nY

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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