28.05.2023 http://www.gaesteliste.de/konzerte/show.html?_nr=3497 |
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Finden Suchen Orange Blossom Special 25 - 3. Teil Beverungen, Glitterhouse-Garten 28.05.2023 |
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Der dritte Festivaltag war dann einer voller Überraschungen. Einige davon mit, einige ohne Ansage - aber auf jeden Fall gab es überraschend viele davon. Los ging es um 11:30 Uhr mit dem Auftritt des jährlichen Surprise Acts. Wie üblich, wurde dieser bis zur letzten Sekunde geheim gehalten. Ein dezidiert unspezifischer Soundcheck und eigens aufgebaute Sichtblenden sollten ein Erraten ebenso erschweren wie das Abkleben des kurzfristig vor Ort mit den Künstlern verhandelten Meet & Greet-Termins. Dabei hatte die Surprise Act-Crew aber offensichtlich übersehen, dass die Band in Question ein so charakteristisches Bühnen-Set Up hat, dass - zumindest die Fans in den vorderen Reihen - sich schon vorab darauf einstellen konnten, dass die Band, die Rembert dann am Vortag als "Die Besten" und am Sonntag dann als "das Pferd, das geritten werden muss" ankündigte, tatsächlich Glitterhousens zur Zeit bestes Pferd im Stall - Die Nerven - war.
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Nachdem Drummer Kevin Kuhn die Fans dann mit Kusshändchen begrüßt hatte - und später feststellte, dass die Nerven so früh am Morgen noch nie zusammen musiziert hatten, rissen die Jungs mit einem bemerkenswert konsequenten No-Nonsense-Auftritt dann auf brillante Art die Bühne ab. Man kann ja nun wirklich geteilter Meinung sein über die Art von Musik, die die Post-Punk-Könige machen - aber performerisch macht ihnen auf diesem Sektor zur Zeit niemand etwas vor. Einige brillante neue Songs (die die Nerven an diesem Tag erst zum zweiten Male spielten) rundete den Spannungsbogen ab, den die Herren beginnend mit ihrem Mega-Song "Europa" und endend mit einer angedeuteten Coverversion von "What's Love Got To Do With It" der zwei Tage vor dem Festival verstorbenen Tina Turner dramaturgisch recht geschickt aufgebaut hatten. Noch eine Anmerkung: Hätte Rembert die Nerven im Vorfeld bereits im regulären Programm angekündigt, dann hätte das Festival mit Sicherheit ausverkauft werden können und die jungen Leute, die nur wegen dieser Art von Musik zum OBS kommen, wären dann sicherlich dieses Mal auch nicht weggeblieben.
Aber noch bevor sich jemand mit diesem Gedankengang weiter beschäftigen hätte können, ging es weiter mit den Überraschungen - und zwar einem Surprise-Surprise Act, von dem dieses Mal aber ausgerechnet Rembert nichts gewusst hatte: Die aus OBS-Crew-Mitgliedern bestehende Allstar-Band namens Remembert hatte sich eigens zur 25. Jubiläumsausgabe des Festivals zusammengefunden, um Rembert mit drei Songs mit Bezug auf die OBS-Geschichte zu überraschen: Ein Titel von der 86er Single "Sound Of The Young Soul" der Oberhausener Band The Hipsters - die weiland die erste Glitterhouse-Veröffentlichung gewesen war, dem namensgebenden Track "Orange Blossom Special" von Johnny Cash und die beliebte Mitsing-Hymne "Robots Need Love Too", mit der der Kanadier Dan Mangan das Publikum des OBS 15 weiland in einen tausendköpfigen Chor verwandelt hatte. Da blieb dann keine Träne ungerührt und keine Bierflasche leer. Danach ging es im "normalen Programm" auf der Hauptbühne weiter mit einem Auftritt des Leipziger Kleinorchesters Hotel Rimini um den Gesangspoeten Julius Forster und den OBS-Veteranen Julius Pötsch (Trümmer). Ähnlich wie das am Tag zuvor die Band Loki geleistet hatte, erfreuten auch Hotel Rimini das Publikum mit entspannter Morgenmusik - allerdings mit einem entscheidenden Unterschied, denn während Loki auf Englisch singen und sich offensichtlich von amerikanischen Acts inspiriert sehen, haben sich Hotel Rimini einer Gemengelage zwischen feinsinnigen, klassischen Kunstliedern, Chansons und Moritaten im weitestgehend akustisch geprägten, kammermusikalischen Setting verschrieben und singen eben auf Deutsch. Julius Forster, der neben dem Gesang auch die Texte zum Geschehen beiträgt, versteht sich dabei offensichtlich weniger als Geschichtenerzähler, sondern als philosophischer Wortschmied mit viel Toleranz für assoziative Gedankengänge und ungewöhnliche Perspektiven. Die Debüt-EP "Die Zeit schlägt mich tot, aber ich schlag zurück" kündet beredt davon. Hotel Rimini machen also definitiv keine Musik zum Tanzen, sondern zum Zuhören. Auf den meisten Festivals wäre die Band sicherlich Fehl am Platz - beim OBS gerieten sie indes zum Überraschungssieger die Länge der Warteschlangen betreffend, in die sich die Fans vor dem Meet & Greet-Zelt einreihten. Und weiter ging es mit den Überraschungen. Wer sich gefragt haben mochte, warum auf dem Festivalgelände allenthalben Postkarten vom "Lago die Garda" herumlagen, der gehörte sicherlich nicht zum OBS-Stammpublikum, denn das was ein unsubtiler Hinweis auf den ersten Secret Walking Act der Festivalgeschichte: Die Band Garda hatte bereits auf den OBSen 14 und 23 aufgespielt (damals sogar als Headliner) - war sich dann aber nicht zu schade, mit komplettem Band-Setting bei der Jubiläumsausgabe als gehbehinderter Walking Act stationär auf dem Festival zu betätigen. Das schien den Jungs so viel Spaß zu machen, dass sie sich mit einer Inbrunst in ihr Tun vertieften, die manchem Act auf der Hauptbühne besser zu Gesicht gestanden hätte. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass hier Menschen zu Werke gingen, die aus den richtigen Gründen Musik machen und ihre Kunst aus einer gewissen Notwendigkeit heraus generieren. Auf der Hauptbühne hatten sich derweil die Deslondes versammelt - eine Americana Band aus New Orleans. Ihre Wurzeln hatten die Rednecks ursprünglich mal im Bluegrass. Davon ist heute nicht viel übrig geblieben - außer des Umstandes, dass die Jungs heutzutage lieber akustische Gitarren verwenden, als elektrische - diese aber elektrisch verstärken. Das führt zu einem knarzigem Klangbild, das dem Freund gepflegter Crescent-City-Grooves - die die Deslondes ja eigentlich präferieren müssten - die Schmerzenstränen in die Ohren trieb. Musikalisch boten Ryley Downing und seine Mannen solide, aber visionslose Americana-Schmalspurkost mit Barbecue-Charakter, die keinerlei bleibenden Eindruck hinterließ. Einer der Gründe, warum das OBS heutzutage kein reines Americana-Festival mehr ist, sind Bands wie die Deslondes, die ihrem Genre insofern einen Bärendienst erweisen, als dass sie überhaupt nie auf die Idee kämen, über ihren musikalischen Tellerrand auch nur einen Millimeter hinauszulugen. Vorzuwerfen ist ihnen das nicht, da sie so sehr in ihrer Kultur verwurzelt sind, dass sich ihnen eine solche Frage überhaupt nicht stellte, aber spannend oder wirklich unterhaltsam ist was anderes... Auf der kleinen Bühne hatten sich inzwischen Stefan Honig und seine Musiker mit ihrem neuen Projekt Accidental Bird versammelt. Nachdem Stefan 2019 seine vorherige Band Honig ad acta gelegt hatte, gibt es mit Accidental Bird nun einen Neuanfang, weil Stefan in der Pandemie festgestellt hatte, dass er wieder Bock aufs Musikmachen bekommen hatte und auch, dass er ohne Musik sowieso nicht zurecht kommen würde. Die Musik von Accidental Bird (der Name bezieht sich auf ein versehentlich verschicktes Vogel-Emoji) ist ähnlich angesiedelt wie die von Honig - aber stärker auf Stefans Bedürfnisse als Songwriter zugeschnitten. "Wir fangen erst mal ganz langsam an und steigern uns dann langsam in den Wahnsinn hinein", begrüßte er die Fans vor der Mini-Bühne, zu denen wieder viele Kids gehörten. Natürlich gibt es aber bei Accidental Bird überhaupt keinen musikalischen Wahnsinn. Auch wenn einige Tracks durchaus mit komplexen Strukturen und dem Spiel mit der Dynamik flirten, ist die Musik von Accidental Bird vor allen Dingen entspannt, frei von Aggressionen und tatsächlich irgendwie auch auf kreative Art nachmittäglich beruhigend. Die nächste Band auf der Hauptbühne hatte dann mit kreativer Beruhigung so gar nichts mehr am Hut. Mit dem Vorgängerprojekt Birth Of Joy hatten Kevin Stunneberg und seine damaligen Jungs bereits 2014 und 2018 die OBS-Bühne gerockt. Nachdem Birth Of Joy 2019 zunächst mal das Zeitliche gesegnet hatten, gründete Kevin kurzerhand das Nachfolgeprojekt Fire Horse. Allerdings unter anderen Voraussetzungen: Duellierte er sich bei Birth Of Joy noch mit dem anstelle eines Bassisten agierenden Hammondorgel-Organisten Bob Hogeneist, so konnte er für Fire Horse den "richtigen" Bassisten Peter van Eideren von Peter Pan Speedrock und Guy Pek, den Drummer der Grenadiers gewinnen - womit Fire Horse dann offiziell eine niederländische Allstar-Band sind. Und zwar eine, die auf der Bühne ordentlich in den Allerwertesten tritt. Orientierten sich Birth Of Joy nämlich eher am Blues-orientierten Doors-Soul-Sound, so kennen Fire Horse nur klassische Rockmusik. Also kein neumodisches Emo-Zeug, sondern Hard-Rock, Power-Pop und bestenfalls noch Grunge-Rock mit 70s und 90s Flair (die 80er hatten ja in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten). Der Wechsel zum puren Rock war sicherlich auch die richtige Wahl für die Live-Performance, denn heutzutage kann sich nicht nur Kevin Stunneberg als Gitarrist ausdruckstänzerisch verwirklichen, sondern auch Peter van Eideren, der mindestens so viele coole Rockstar-Posen im Angebot hat, wie Kevin - der damals wie heute in seinem Gitarrenspiel geradezu aufgeht. Fire Horse haben zudem jede Menge ausgezeichneter eigener Songs im Angebot - aber so ein heimliches Highlight war dann doch das grandiose Beatles Cover "Helter Skelter". Wer diesen Song nagelt und dabei gut aussieht und klingt, der kann nun wirklich nicht zu den schlechten Menschen gehören. Wie man sich musikalisch weltoffen zeigen kann, ohne deswegen gleich den Kontakt zur traditionellen Americana-Basis vollständig aufzugeben, zeigte im Folgenden Lera Lynn, die zum ersten Mal mit Band in Europa unterwegs war und nun ihr OBS-Debüt absolvierte. Lera Lynn kam jenseits des Atlantiks erstmals über die Fernsehserie "True Detective" zu Ruhm und Ehren. Zum einen fand eines ihrer Demos den Weg auf den Soundtrack der Serie und zum anderen war sie in mehreren Folgen der zweiten Staffel der Serie als Barsängerin im Hintergrund diverser Schlüsselszenen zu sehen. Diese Zeiten sind indes vorbei: Spätestens, seit Lera während der Pandemie ihre beiden Alben "On My Own" und - nach einer unerwarteten Babypause - "Something More Than Love" weitestgehend im Alleingang schrieb, einspielte und produzierte, präsentierte sie sich als Künstlerin, für die Formate, Genre und Stile auf der kreativen Seite keine große Rolle mehr spielen. Heutzutage haben Leras Songs auf der kompositorischen, strukturellen und arrangementstechnischen Ebene eine bemerkenswerte Originalität und Eigenständigkeit erreicht. Das bekamen die für diese Tour angelernten Musiker dann auch mehr oder minder deutlich zu spüren. Insbesondere der Bassist und der Gitarrist (dessen Namen Lera tatsächlich entfallen war) waren nicht so recht in der Lage, ihrer Chefin auf dieselbe intuitive Weise zu folgen, wie etwa Leras Gatte Todd Lombardo, mit dem sie für gewöhnlich auf Tour ist, der aber zu Hause beim gemeinsamen Söhnchen geblieben war. Lera erklärte das nachher so, dass sie und Todd sich in den gemeinsamen 12 Jahren so aufeinander eingestellt haben, dass sie zu zweit wie eine Person Gitarre spielen könnten. So etwas lässt sich natürlich nicht mit ein paar Proben emulieren. Die fehlende Synchronizität konnte da auch der kompetente Drummer Dom Billet nicht alleine überbrücken, so dass die Sache ein wenig hakelig rüberkam. Ein defektes Gitarrenkabel sorgte zudem dafür, dass die erste Band-Show von Lera Lynn auf deutschem Boden dann nicht so großartig werden konnte, wie es das brillante Songmaterial Leras eigentlich verdient gehabt hätte. Trotzdem kam die Show im allgemeinen gut an und für viele - insbesondere Musikerkollegen - war diese Show dann auch eine echte Entdeckung. Das irische Sextett Thumper erwies sich im Folgenden als kompetente Wrecking Crew, die nach dem Prinzip 'Mehr ist mehr' dann mit zwei Drummern und drei Gitarristen auch tatsächlich aus dem Vollen schöpfte. Erkennbare Songs haben die Jungs zwar nicht im Angebot - eher so Abfolgen von eigenartig harmonischen Gesangssätzen begleiteter hypnotischer Stakkato-Riffs und Hooklines - aber wer alleine mit musikalischer Testosteron-Spritzerei und Unmengen von Grunge- und Postpunk-Powerchords ein ganzes Festivalgelände in eine moshende Partyzone - und zum Mitklatschen bei einer nicht enden wollenden Version des aktuellen Hits "Summer Assault" - bewegen kann, der hat zweifelsohne den Bogen raus. Das war dann nahe dran an dem finnischen Ensemble Teksti-TV 666, das 2017 die Tradition des Moshens und Crowd-Surfens in Beverungen überhaupt erst etabliert hatte. Apropos Crowdsurfen: Sowohl Mainman Oisin Furlong wie auch Gitarrero Alan Dooley ließen es sich nicht nehmen, ausgedehnte Ausflüge ins Auditorium zu unternehmen. Kein Wunder, dass sich die Herren nicht lange bitten ließen, im Anschluss an die Show für ein solides Rockstar-Foto zu posieren. Nach dem Auftritt von Thumper musste dann erst mal die Bühne für den nachfolgenden Act grundsaniert werden. In dieser Zeit fand dann die Versteigerung des von allen Musikern unterschriebenen Gemäldes mit dem jährlichen Festival-Motiv zugunsten von Viva Con Agua statt. Das ist ja eine seit langem bestehende Tradition - und zunächst lief die Sache auch wie gewohnt an. Als sich indes die Gebote in immer schwindelerregende Höhen schraubten, musste Rembert als Auktionator dann doch schlucken. "Bei 7.000 Euro muss ich aber erst mal ein Bier trinken", akklamierte er irritiert. Schließlich ging der Zuschlag an einen Bieter, der 8.300 Euro für das Bild ausgerufen hatte. Als Rembert diesen indes wie gewohnt auf die Bühne holen wollte, um das Bild zu übergeben, eröffnete der wie ein Honigkuchenpferd grinsende Simon, dass Rembert das Opfer eine Konspiration geworden sei, im Rahmen derer die Mitglieder der OBS-Crew zusammengelegt und sich abgesprochen hatten, das Gebot durch einen Strohmann auf die angegebene Höhe zu treiben, um Rembert das Bild dann schenken zu können. Zusammen mit dem gespendeten Becherpfand, Merch-Verkauf, die Einnahmen aus der Polabox und Spenden kamen so insgesamt 13.100 Euro für Viva Con Agua zustande. Auch so eine Sache, die es so wohl nur hier gibt. Wer da jetzt immer noch von geschmäckerlischen Gründen faselt, derentwegen es sich nicht mehr lohne zum OBS zu fahren, der hat nicht recht verstanden, worum es hier eigentlich geht. Da auf eine Show wie die von Thumper keine wirkliche Steigerung in Sachen Rock'n'Roll möglich gewesen wäre, hatte Rembert als Kontrastprogramm nachfolgend den rührigen Thees Uhlmann einsortiert. Der gewesene Tomte-Vorsitzende war ja - wie auch Husten - schon längere Zeit im Gespräch für das OBS gewesen, aber wegen der Pandemie und anderer Unverträglichkeiten hatte es bis zum OBS 25 gedauert, bis es denn endlich ein Mal geklappt hatte. Musikalisch hatte sich Uhlmann mit der Abwendung vom schroffen Indie-Rock als Solo-Künstler ja schon seit längerer Zeit zum massenkompatiblen Rockstar hochgearbeitet. Heutzutage finden seine Songs generationenübergreifend bei einer Vielzahl von Fans Anklang. Das trifft bei Musikfreunden, die sich etwas Konkreteres als den kleinsten gemeinsamen Nenner wünschen, nicht unbedingt auf ungeteilte Gegenliebe - was aber Uhlmanns Errungenschaften als Live-Performer keineswegs schmälert. Jedenfalls schüttelte der Meister seine Seele auf der OBS-Bühne ordentlich durch, warf sich mit Inbrunst in zuweilen sympathisch linkische Rockstar-Posen und zeigte sich überhaupt äußerst agil und beweglich auf der Bühne. Thees Uhlmann ist es dann auch zu verdanken, dass es beim OBS dann erstmalig einen Handy-Lichter-Teppich im Publikum zu sehen gab. Uhlmann fühlte sich jedenfalls sichtlich gerührt vom Zusammengehörigkeits-Gefühl auf dem OBS und schrieb auf seinem Instagram-Account mit Bezug auf vergossene Tränen im Garten: "Manchmal muss sich die Seele auswringen und dann ist das eben so. Und da, wo die Träne da hingefallen ist auf dem Acker, wächst nächstes Jahr zu dieser Zeit ein kleiner Baum aus Hopfen, Trauben und Kunst." und "Erzählt allen, wie geil das war, damit das nächstes Jahr ausverkauft ist." Wo er recht hat, hat er recht. Ein klassisches, großes, Finale mit Pomp und Circumstance und womöglich noch Feuerwerk kann es beim OBS aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht geben, und so hat es sich schon lange als Tradition eingebürgert, dass zum Ende des Festivals nicht die lautesten, sondern die eindringlichsten und emotionalsten Acts auftreten. So auch in diesem Jahr. Der irische Songwriter A.S. Fanning hat sich unter den Nihilisten unter den Songwritern spätestens mit seinem neuen - am Festival-Freitag veröffentlichten - Album "Mushroom Cloud" die Pole Position erobert. Es gibt sozusagen keine Dystopie, kein Krisenszenario und keine Neurose, die Stephen (wie ihn seine Freunde nennen) in seinen Songs nicht mit stoischer Eleganz zum Thema macht und in epischen, eleganten, melancholischen Balladen verwurschtelt. Dabei sieht er zugegebenermaßen manchmal zwar aus wie ein trauriger Kleiderständer, der auf einen lustigen Hut wartet - besonders depressiv oder lebensmüde wirkt er dabei allerdings keineswegs. Wie am Tag zuvor auch schon Fenne Kuppens und Joachim Liebens scheint A.S. Fanning seine ganzen düsteren Gedanken in seiner Kunst zu verarbeiten und kann es sich als Mensch und Musiker leisten, mit einem gewissen amüsierten Grinsen gelassen auf sein Tun zu blicken. Dafür, dass seine Songs bei all dem nicht trübsinnig wirken, trug Stephens ausgezeichnete, international besetzte Band Sorge. Gitarrist Bernardo Sousa etwa unterlegte seinen psychedelischen Sound mit atmosphärischen "Shimmer"-Effekten, weiß aber auch was Kaputnik-Blues ist und auch wenn Keyboarder Dave Banks die angekündigte Hammondorgel aus organisatorischen Gründen zu Hause lassen musste, sorgten seine Beiträge für Opulenz und raumgreifende Klangfülle. Musik wie diese nach einem langen Konzerttag hat dann immer wieder eine irgendwie erhebende, um nicht zu sagen liturgische Wirkung (schon alleine, weil ja alles wissen, dass es dem Ende zu geht). Und so lauschten denn auch dieses Mal wieder Publikum und Crew aufmerksam und andächtig dem Geschehen auf der Bühne - und schafften es gar, Stephen und die Band zu einer Zugabe zu bewegen. Das war dann die mit ironischer Distanz dargebotenen Hommage an "Louis Armstrong" (bzw. dessen Todestag) von Stephens erstem Album "Second Life". Nachdem der musikalische Teil des Festivals dann erledigt war, gab es noch die notorische Abschieds-Ansprache von Rembert und Simon, die nur deswegen nicht ganz so rührselig war wie üblich, weil der Drei-Tages-Witz dergestalt aus dem Ruder lief, dass am Ende kaum jemand die (eigentlich recht charmante) Pointe mitbekam. Hier mal die Kurzfassung: Treffen sich Che Guevara und Fidel Castro, nachdem sie sich längere Zeit nicht gesehen haben. Fragt Che: "He Fidel, lange nicht gesehen. Was machst du denn heute so?" "Ich habe ein neues Hobby", erklärt Fidel, "ich koche jetzt nämlich." "Was kochst du denn so?" will Che wissen. "Alles mögliche", erklärt Fidel, "hauptsächlich aber kleine Röllchen aus Fleisch, die ich mit vielen Gewürzen und viel Fett brate und die richtig lecker schmecken." "Und wie nennst du die?" fragt Che. "Wenn dir nichts besseres einfällt, würde ich die Fidelvapcici nennen", antwortet Fidel. Wie gesagt: Ganz so melancholisch war das alles dann gar nicht - hauptsächlich wohl deswegen, weil es im nächsten Jahr ja munter weitergehen wird und spätestens wenn die Fans von Thees Uhlmann allen anderen erzählt haben, wie geil das dieses Mal gewesen ist, das Festival dann ja wohl auch wieder ausverkauft sein wird - zumindest für die nächsten 25 Jahre. |
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Surfempfehlung: orangeblossomspecial.de www.facebook.com/Orangeblossomspecialfestival www.instagram.com/obsfestival www.youtube.com/channel/UCG0xhV8MziEAr-lnutmRBIA www.roadtracks.net/Roadtracks-OBS-Edition.pdf |
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer- |
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