20.11.2024 http://www.gaesteliste.de/konzerte/show.html?_nr=3634 |
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Zwischen Blues und Euphorie Beth Hart Terry Hoax Hannover, ZAG Arena 20.11.2024 |
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Ein wenig überraschend war die Entscheidung des Managements von Beth Hart schon, auf ihrer aktuellen Tour die ganz großen Hallen zu bespielen. Gut, dass der bestuhlte Innenraum in der riesigen ZAG Arena fast ausverkauft ist. Die Ränge freilich bleiben recht locker besetzt. Dennoch gelingt es Beth Hart, eine Nähe zum Publikum zu schaffen. In Hannover scheint sie so viel Freude an ihrem Tun zu entwickeln, dass sie mit 23 Songs in zweieinhalb Stunden einen deutlich längeren Auftritt hinlegt als in vielen anderen Orten. Ob Blues, Rock, Soul, Klavier-Ballade, Country oder launiger Gassenhauer, die Bandbreite der Stile, aber vor allem ihrer mächtigen Stimme begeistern die 3.100 Fans. Dazu strahlt die 52-jährige US-Amerikanerin aus Los Angeles eine enorme Präsenz aus, liegt rücklings auf den Brettern, beeindruckt aber auch solo am Piano.
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Zum Auftaktsong "Can't Let Go" läuft Beth Hart durch das Publikum zur Bühne, lässt sich viel Zeit für Umarmungen und Abklatschen. Ihr Roadmanager und Ehemann Scott Guetzkow sorgt dafür, dass einzelne Fans nicht zu hartnäckig an ihr klammern. Anfangs noch eher bluesrockig unterwegs, setzt sich Hart zu "Pimp Like That" erstmals ans Klavier. Nach der Blues-Ballade "Suga n My Bowl" darf das Publikum per Akklamation zwischen den beiden stilistisch verwandten Liedern "Jazz Man" und Tom Waits "Chocolate Jesus" entscheiden. Die Wahl fällt auf das Cover, eher swingend als rumpelnd. Hart langt am Klavier meist ordentlich zu. Mit hartem Anschlag hämmert sie zu "Love Is A Lie" die Tasten herunter, bei "Machine Gun Vibrato" fegt sie mit dem Unterarm über die gesamte Klaviatur. Und dann ist da diese Stimme: mit glasklarem Popappeal solo am Klavier, mit rauem Timbre beim Bluesrock. Hart gurrt, lacht, schmachtet, juchzt, schreit, ruft ein Yee-haw, das das Publikum zurückschallen lässt, bevor sie zu dem Country-Song "Wanna Be Big Bad Johnny Cash" einen zweiten Ausflug durch die Saalreihen unternimmt. Gitarrist Jon Nichols steuert den typischen Boom Chicka Boom-Sound bei. Aufpasser Scott an ihrer Seite und eine Aufforderung zum Tänzchen mit der Gattin. Im nächsten Jahr feiern die beiden Silberhochzeit. Und Hart betont immer wieder ihre Liebe, schließlich habe Scott sie aus Depression und Drogensucht gerettet und er scheint auch mit ihrer bipolaren Störung umgehen zu können. Als sie einmal wieder so down gewesen sei, dass alles sinnlos zu sein schien, erzählt Hart, habe er sie erinnert: "You still got me." Ein Trost und Antrieb, sofort den gleichnamigen Song zu schreiben. Nach dem Ehemann gewidmeten Liedern ist sie den Tränen nahe. Als Beobachter ist diese Seelenstriptease ein gemischtes Vergnügen. Bewunderung für die Aufrichtigkeit einerseits, ein Hauch von erzwungenem Voyeurismus andererseits. Und dann sind da wieder die Momente himmelhochjauchzender Euphorie: Dankbarkeitsbekundungen gegenüber den Musikern und den Gästen in der Arena und dafür, dass sie noch lebe und Abende wie diese genießen dürfe.
Wichtiger ist die Musik: "Drunk On Valentine" könnte ein Singer/Songwriter-Klassiker werden mit stimmungsvollem Gitarren-Vibrato von Nichols, der für jeden Song eine neue Gitarre gereicht bekommt. Auch im Akustikteil, wenn Bill Ransom einmal nicht die gewaltige Bass-Drum dröhnen und die Sticks auf die Tom-Toms knallen lässt, sondern an einem Mini-Drumset am Bühnenrand Platz nimmt. Tom Lilly zupft nun einen Kontrabass, Hart auf einem Hocker. "Sugar Shack" mit Ransoms vielgestaltiger Percussion, "Broken & Ugly" mit Beth Hart an der zweiten Akustikgitarre und das magische "Baby Shot Me Down" mit Laut/Leise-Wechseln und ein bisschen Voodoo. Gesanglich aber sticht "Rub Me For Luck" heraus - Gänsehaut, auch wenn Hart den Piano-Mittelteil verhaut und den Song erneut beginnt. So bekommt man ihn eineinhalbmal. ”Savior With a Razor" beklagt noch einmal die bösen Dämonen, ein Leben auf der Rasierklinge, den Krieg im Kopf - eine vertonte Teufelsaustreibung, hart rockend und Hart schreit sich die Seele aus dem Leib. Für drei Zugaben kehrt sie auf die Bühne zurück. Tom Lilly, der zuvor am Kontrabass Hart bei "Woman Down" am Klavier begleitet hat, sitzt nun am Keyboard. "No Quarter" von Beth Harts Led Zeppelin-Tribute-Album ergießt sich wie heiße Lava über die Rampe, während "Wonderful World" akustisch heruntergedimmt noch einmal dankbar die Freunde in der Not preist. Ganz am Ende sitzt Hart im Schneidersitz am Bühnenrand, Nichols begleitet sie auf der Akustikgitarre, und noch ein letztes Mal gibt man sich "thankful". Das Publikum singt vielstimmig mit. Trotz der riesigen, nur zu einem Drittel gefüllten Halle werden alle eingefangen. Mit Blues und Euphorie. |
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Im Vorprogramm werden die Hannoverschen Lokalmatadoren Terry Hoax bejubelt. Olli Perau (Gesang), Marcus und Martin Wichary (Gitarre), Kai Schiering (Bass) und "Hachy" M. Hachmeister (Schlagzeug) spielen in einem halbstündigen Set sowohl die neue Single "Falling" als auch ihren größten Hit, das Cover von Depeche Modes "Policy Of Truth" - gewohnt solider Indierock mit einprägsamen Melodien. Auch wenn Perau, wie später Beth Hart, die Nähe zum Publikum sucht: In kleineren Hallen und Clubs kommen das Live-Potential der Gruppe und Peraus Frontmann-Aktivitäten besser zur Geltung. Spaß gemacht habe ihnen der Gig vor der großen Kulisse aber allemal, wie der erst dieses Jahr wieder in den Schoß der Band zurückgekehrte Martin Wichary in der Wartezeit auf den Hauptact bekundet. Dort wird Beth Hart in "Rub Me For Luck" mit viel Soul auf den Stimmbändern von "waves of emotion", von Noten "made of smoke" und "lasting impressions" singen. Ein glücklich machendes Konzert - beim nächsten Mal gern wieder in kleineren Hallen.
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Surfempfehlung: www.bethhart.com www.youtube.com/channel/UCwhMpvs6jrZclZJOYypu6lg www.laut.de/Beth-Hart www.facebook.com/officialbethhart wdr.de/fernsehen/rockpalast/bands/beth-hart-banduebersicht-100.html www.sonntagsblatt.de/artikel/menschen/beth-hart-ueber-frauen-im-rock-business-und-die-selbstheilungskraefte-ihrer www.facebook.com/terryhoax terryhoax.de wikipedia.org/wiki/Terry_Hoax www.ffm-rock.de/63193-terry-hoax-sind-zurueck-neue-single-falling.html |
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Text: -Martin Jedicke-
Foto: -Martin Jedicke- |
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