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22.09.2000
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Die richtige Band am richtigen Ort

Monostars

München, Backstage
22.09.2000

23:50 beim Candy Club. Vier junge Männer besteigen die Bühne, positionieren sich an Keyboards, Gitarre, Bass, Schlagzeug und beginnen aus drei Akkorden ein Netz zu spinnen, das sie - treibend und cool zugleich - zu einem vielschichtigen Klangteppich entfalten. Vergleichsweise poppig, aber ohne jede nervige Witzigkeit oder anstrengenden Pathos wird, gemessen an der Zahl der Musizierenden, mit einem mal unglaublich viel Musik gemacht. Das richtige Gespür für Variation und Steigerung einfacher harmonischer Schemata, das die Monostars neben ihrem routinierten Zusammenspiel auszeichnet, hat etwas hypnotisches, und entspanntes zugleich. Sie schaffen es spielend, atmosphärisch dichte Klanggewebe mit sympathischen kleinen Moog Melodien zu paaren, kriegen dann aber auch wieder die Kurve, die aus dem ganzen einen (häufig sehr eingängigen) Popsong machen.

"Wir versuchen einfach uns auf das zu konzentrieren, was wir am besten können", erklärt mir Bassist und Sänger Norbert Graeser später und das merkt man insbesondere bei den neuen Stücken, die an diesem Abend zu Gehör gebracht werden. Wesentlich elektronischer wird da zur Sache gegangen, mit Sequencer und einem Extra-Keyboard, das gelegentlich die Gitarre substituiert, die sonst von Lenz Lehmair relativ zurückhaltend und mit perfekt dosiert zugeschalteten Effekten bespielt wird. Der Rest der Band, Marc Deckert (Keyboards) und Ralf Nikoaus (Schlagzeug), scheint ebenfalls wenig an persönlicher Profilierung interessiert, was sich sehr positiv auf das Gesamtergebnis auswirkt. Auch versuchen die Monostars nicht, irgendwelchen Helden nachzueifern. Stereototal haben sie angeblich beeinflusst, hört man aber nicht.

Neben der Musik sprechen aber auch die Texte, sämtlich von Graeser verfasst, für diese Band. Er schafft es persönlich zu sein, ohne sich Blößen zu geben und die Texte sind so abstrakt gehalten, dass sie sich dem geneigten Hörer als perfekte Projektionsfläche anbieten. Besonders gut gefallen hat mir: "Gabelstapler in Bewegung / wie in einem Autoscooter / auf einer kleinen, sicheren Plattform / bringen sie Kisten an ihr Ziel // sie drehen sich im Kreis und wenden / aber ich wollte immer etwas anderes machen / als mir auf engstem Raum / vorübergehend Platz zu schaffen" Leider musste ich mir dazu erst die aktuelle CD "Passagen" kaufen, da die Texte leider oft nur fragmentarisch zu verstehen waren.

Der Candy Club, im Münchner Backstage (per se schon empfehlenswert nicht nur für junge Lesben und Schwule) sollte sich als perfekter Auftrittsort erweisen. Von Anfang an herrschte eine sehr angenehme gelöste Stimmung und die kleine Halle war derart mit netten jungen Menschen angefüllt, dass tanzen möglich war, ohne peinlich zu sein.

Fazit: Ziemlich gutes Konzert, Platte ist auch zu empfehlen. Zu kaufen gibt es neben zwei Kompilationen und einer CD-Single Zeitlupe (1996) und Passagen (1999) (Beides bei What's So Funny About). Anfang nächsten Jahres soll ein neuer Longplayer erscheinen, womöglich in Vinyl.

Text: -Dirk Ducar-

 

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