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13.04.2000
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Bauklötze staunen

Roger & The Pricklypears
Amy Martin / Erdmöbel

Köln, Stadtgarten
13.04.2000

Roger & The Pricklypears
Das muß man erstmal erklären: In Köln gibt es eine lobenswerte Initiative der amerikanisch-kölschen Songwriterin Amy Antin, die in ihrer regelmäßig im Stadtgarten stattfindenden "Room"-Reihe jungen, aufstrebenden Künstlern aus der Gegend eine Basis bietet, sich einem unvoreingenommenen Publikum zu präsentieren, und dort ihre Elaborate zu präsentieren. Es darf nur eigenes Material gespielt werden, ein gewisses handwerkliches Talent wird vorausgesetzt und der Song als solcher soll ganz im Mittelpunkt stehen. Das war auch das einzig verbindende Element an jenem Abend, denn unterschiedlicher hätten die Acts wahrlich kaum ausfallen können.

Erdmöbel
Da spielte Roger mit seinen Pricklypears eine heitere Variante des Ry Cooder'schen Wüstenrock mit viel Slide Gitarre und Blues im Kopp, Amy Antin steuerte zwei neue feinsinnige, vertrackte Balladen (die erst unmittelbar vor Beginn der Show in der Umkleidekabine mit Roger & Co. einstudiert wurden) in ihrem urtypischen, elaborierten Stil bei, und dann gaben Markus Berges und Ekki Maas alias Erdmöbel-Kernduo ihr neues Material zum besten. Letzteres basierte auf Markus sprödem (deutschen) Gesang und sparsamen Gitarrenspiel und Ekkis lustigem Elektronik-Geblubber aus einer geheimnisvollen Wunderkiste mit vielen Knöpfen, aus der allerlei wunderliches hervormanipuliert wurde. Sowas polarisierte natürlich. Wer kann schon Pop-Avantgarde und traditionell angehauchte Gitarrenmusik gleichzeitig goutieren? So pendelte das Publikum dann eher erratisch zwischen Theke und Bühne hin und her - letztlich mußten aber doch alle anerkennen, daß hier solides geleistet wurde.

Roger war gut drauf, hatte seine ausufernden Stories zwischen den Songs halbwegs im Griff und überraschte mit übereifrig lebendigen Arrangements seines bewährten Liedgutes sowie einigen auralen Bonbons - wie z.B. minutenlangen Solo-Duellen mit dem Startrompeter Roman D. Metzner. Amy's neue Stücke reihten sich nahtlos in ihren endlosen Fundus respaktabler Eigenkompositionen ein (und erhielt durch die zurückhaltende Begleitung der Pricklypears eine staubige, erdige Note und die reduzierte Eleganz und das ebnen des weniger begangenen Pfades des Erdmöbel-Duos kann man gar nicht genug loben - gleichwohl in diesem Zusammenhang der Ausdruck "Pseudo-Intellektuell" fiel. (Wie mag dann wohl reale Intellektualität klingen?) Unterm Strich war die Kombination schon etwas seltsam. Aber das sind unsere Zeiten ja auch!

Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
 

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