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15.03.2004
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Liebhabermusik

Eleni Mandell

Köln, Kantine-Club
15.03.2004

Eleni Mandell
"Als ich diesen Song von Hank Cochran in der Version von Tammy Wynette hörte, wusste ich, dass ich eine Country-Scheibe machen musste", erklärte Eleni Mandell einleitend zu dem Stück "Don't Touch Me", das sie dann auch in einer herzzerreißenden Version vortrug. "Don't Touch Me" befindet sich auch - wie viele, aber längst nicht alle Stücke, die in Köln vorgestellt wurden - auf ihrer CD "Country For True Lovers", die nun auch offziell in Deutschland zu haben ist. Für alle, die immer zu wissen glauben, wie Musik funktionieren muss, ist Eleni Mandell ein schönes Gegenbeispiel. Mit ihren ersten drei CDs "Wishbone", "Thrill" und "Snakebite" erarbeitete sie sich den Ruf als seltsame, schwer zu kategorisierenden (und ergo zu vermarktende) Künstlerin zwischen traditionellem Songwriting, Jazz-Ästhetik und Tom-Waits-mäßigen Kapriolen. Dann kam o.a. Erleuchtung und besagte CD, die zunächst bloß über Import zu haben war - was Eleni aber keinesfalls hinderte, damit zu touren (Kollege Ducar berichtete) und sich so doch zumindest eine kleine Gefolgschaft zu erspielen. Jetzt, auf der offiziellen Tour zahlte sich das aus: Die Presse war auf sie aufmerksam geworden, die alten Fans erinnerten sich und neue kamen hinzu.

Letztlich war es dann schon bemerkenswert, dass sich doch eine ordentliche Menge Interessierter einfand, um einen Konzert zu lauschen, das eigentlich bloß unter dem Country-Banner stand. "Eigentlich" ist hier aber das Stichwort, denn Eleni ist - anders als die meisten der ursprünglichen Heroen, denen sie mit den Songs huldigt - zunächst einmal auch eine Songwriterin und erst in zweiter Linie Interpretin. Und so waren die eigenen Werke sehr überlegt mit Cover-Versionen durchsetzt. Es gefielen dann diese Cover-Versionen besonders deswegen, weil sie Elenis eigenen Stücken auf diese oder jene Art sehr nahe kamen (so gab es keinerlei offensichtliche Gassenhauer) und sich auch nahtlos in das Mandell'sche Klanguniversum integrierten. Dabei waren dies so unterschiedliche Sachen wie z.B. der New Orleans-Swing von Allen Touissants "It's Raining", eine theatralisch dargebotene Lesung von Tom Waits' "Hell", Bob Dylans "New Pony" als Blues-Rock oder der als letzte Zugabe gegebene Jazz-Standard "Detour Ahead". Zu diesem Konzept gehörte, dass die Country-Nummern dann noch eine Portion peppiger und lebendiger dargeboten wurden, als auf der CD und die Tracks der älteren Alben - "Tristeza", "Wishbone", "1970 Red Chevelle" oder "Snake Song" - weniger seltsam und schräg klangen, als eben auf den Original-Aufnahmen. Zusammengehalten wurde das alles von Elenis beeindruckend akzentuiertem und ausformulierten Gesang sowie vom äußerst runden Sound der ausgezeichneten Band (Ryan Febis am Bass und Kevin Fitzgerald an den Drums), bei der besonders Gitarrist Josh Grange zu begeistern wusste, der wirklich jeden Stil aus seinen Instrumenten herauskitzelte und besonders die Pedal-Steel-Gitarre bemerkenswert subtil bediente. (Oft gerät ja gerade dieses Instrument im Country-Kontext zum nervigen Ärgernis). Unnötige Ansagen oder sonstige Unterhaltungsmerkmale sparte sich Eleni (bis auf die expressive Illustration des Tom Waits-Stücks) zugunsten der Songs: Zusammen mit den Zugaben wurden immerhin schlappe 30 (!) Tracks geboten. Da bekam man doch was für's Geld.

Trotz der Masse an Songs war der Abend reich an akzentuierten Höhepunkten: "Heart's On Fire", "Tender Heart" oder "Another Lonely Heart" (zufällig alles Songs mit einem Herzen im Titel?) gerieten zu überzeugenden Showcases für Elenis Fähigkeit, die Songs ohne viel Schnickschnack - aber mit jeder Menge Gefühl und Herzblut - aufblühen zu lassen. Dabei sah sie noch ausgesprochen cool aus, wie sie sich mit ihrer eigenartigen Schrumpf-Gitarre teilweise doch recht lasziv im Rhythmus wog. Zwar hätte man sich durchaus ein wenig mehr Interaktion mit dem Publikum wünschen können - aber andererseits wurde dieses Manko durch Elenis zweifelsohne vorhandene Bühnenpräsenz (die ja auch schon Dirk Ducar beobachtete) auch wieder ausgeglichen. Das so entstehende Gesamtbild hatte dann weniger mit Arroganz zu tun, als vielmehr mit der Ernsthaftigkeit, mit der Eleni ihrer Profession nachgeht und vor allen Dingen die Songs behandelt. Sehr viel perfekter hätte man Musik dieser Art jedenfalls kaum darbieten können. Zwar hätte man befürchten können, dass sich Eleni Mandell mit der Hinwendung zum Genre Country selber einengt, jedoch wurde schnell deutlich, dass das nun gar nicht so ist: Das Genre nämlich spielte bei dieser Show die geringste Rolle und Eleni Mandell präsentierte sich als das, was sie nun mal ist: Eine "wahre Musikliebhaberin".

Surfempfehlung:
www.elenimandell.com

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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