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Überschwänglich

Maximo Park
The New Pornographers

Düsseldorf, Zakk
28.11.2005

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Maximo Park
Schon wieder ausverkauft! Egal, wo Maximo Park dieses Jahr auch hinkamen, Karten für ihre Auftritte an der Abendkasse zu bekommen, war so gut wie immer unmöglich. Trotzdem hatte der Zakk-Auftritt der explosiven fünf aus Newcastle durchaus seine Vorteile im Vergleich zu unserer letzten Begegnung mit der Band im Münsteraner Gleis 22 Ende März: Das Geschubse vor der Bühne fand in weniger drangvoller Enge statt, und es kamen auch keine Boxentürme ins Wanken - die waren in Düsseldorf nämlich vorsorglich gleich unter die Decke montiert worden...
Doch vor der Kür noch eine äußerst angenehme Pflicht: The New Pornographers hatten, nach mehreren vergeblichen Versuchen, endlich den Weg nach Deutschland gefunden und wussten, trotz kleinerer anfänglicher Kompatibilitätsprobleme, nicht nur die Gaesteliste.de-Korrespondenten zu begeistern. Natürlich ist es schon ein Spagat zwischen britischem Hype-Sound und nordamerikanisch geprägtem Power-Pop. Aber vielleicht auch deshalb, weil beide Bands der Hang zu smarten Texten verbindet, ließ sich das Düsseldorfer Publikum schnell einfangen. Zumal Carl Newman und die Seinen - ohne Sängerin Neko Case zwar, aber mit der Immaculate Machine-Frontfrau Kathryn Calder als geradezu gleichwertigem Ersatz - in den knapp bemessenen 40 Minuten Auftrittszeit ein wahrlich beachtliches Feuerwerk an Hymnen abbrannten. Die auf dem neuen Album vermehrt auftauchenden ruhigeren Klänge jedenfalls blieben fast gänzlich außen vor und - auch das ein gutes Omen: Obwohl die Band Songs aus allen drei Alben spielte, waren es doch vor allem die Stücke aus dem aktuellen Werk wie "Bleeding Heart Show" mit seinem ansteckend fröhlichen Ende oder "Sing Me Spanish Techno", die am besten ankamen. Diese Band mal für 90 Minuten zu erleben, hach, das wäre schön!

Immerhin 70 Minuten standen danach Maximo Park auf der Bühne und machten einmal mehr alles richtig: Denn egal, ob es die Begrüßung in fast akzentfreiem Deutsch war, die unglaubliche Sprunggewalt von Bandmittelpunkt Paul Smith, der gleich mehrfach quer in der Luft lag, oder die elektrisierenden Songs, die ein ums andere Mal eine Massenekstase vor der Bühne auslösten - Maximo Park können's einfach. Passend zur jüngst erschienenen B-Seiten-Kollektion "Missing Songs" gab's in Düsseldorf dann auch nicht nur Songs des großartigen Debüts "A Certain Trigger" zu hören, sondern auch eine ganze Reihe Nummern aus der zweiten Reihe. Die waren, oberflächlich betrachtet, zwar bisweilen nicht ganz so eingängig wie die Hits à la "Graffiti" oder "The Coast Is Always Changing", verlagerten dafür aber gekonnt den Fokus von der Musik auf die Texte. Das galt auch das schon von der Frühjahrstour bekannte "A19" und die wohl beste der unbekannteren Nummern, "My Life In Reverse". Der gut gelaunte Smith bedankte sich vielleicht etwas zu oft beim Publikum, räumte der Meute vor der Bühne aber auch ein gewisses Mitspracherecht ein. Zuerst ließ er sie zwischen zwei selten gespielten B-Seiten wählen ("A Year Of Doubt" kam dann zur Aufführung), und später im Programm ließ er sich nach anfänglichem Zögern sogar noch dazu überreden, das Stakkato-Cover von John Lennons "Isolation" zu bringen. Wobei "Cover" fast etwas zu viel gesagt ist, denn außer dem Text haben die Briten von dem Song nicht mehr viel übrig gelassen. Smith wollte auch nochmal unbedingt klarstellen, dass sie dort nicht auf der Bühne ständen, um cool zu sein, sondern um einfach ihre Songs zu spielen, in der Hoffnung, dass das Publikum dies genauso sieht. Als heimlicher Höhepunkt der gesamten Veranstaltung entpuppte sich dann "Limassol", bei dem nicht nur das Publikum völlig ausrastete, sondern auch auf der Bühne die größte Bewegung herrschte. Sogar Bassist Archis Tiku rotierte plötzlich... Smith zückte für "Once, A Glimpse" sein kleines Textbüchlein, und als "double feature" zum Schluss des regulären Programms gab es dann noch zwei richtige Kracher: Zuerst "Apply Some Pressure", das Smith als "all encompassing" bezeichnete, und gleich hinterher "The Night I Lost My Head". Als Zugabe gab's dann noch eine brandneue Nummer namens "Nosebleed", die auf leiseren Sohlen daherkam als vieles auf "A Certain Trigger", und als letzte Nummer des Abends gab es natürlich wieder "Going Missing". Und auch dieses Mal hoffen wir wieder, dass Maximo Park diese Drohung nicht in die Tat umsetzen werden!


The New Pornographers
BACKSTAGE WITH: THE NEW PORNOGRAHPERS

Vor dem Konzert nahm sich Mastermind Carl Newman für Gaesteliste.de Zeit, um über die Live-Ambitionen seiner Band im Allgemeinen und die erste Deutschlandtournee im Speziellen zu plaudern.

GL.de: Die erste Frage muss natürlich lauten: Warum hat es so lange gedauert, bis ihr endlich in Deutschland tourt?

Carl Newman: Wir haben erst in diesem Jahr angefangen, wirklich viel zu spielen. Außerdem ist Europa wirklich weit weg!

GL.de: Heute ist euer letzter Tag der Tour mit Maximo Park - wie seid ihr aufgenommen worden?

Carl Newman: Es läuft wirklich gut, die Kombination scheint zu passen. Die anderen Bandmitglieder achten mehr auf das Publikum als ich, und sie haben beobachtet, dass die Leute zu Beginn der Show noch etwas reserviert sind und nicht richtig wissen, wie sie uns einordnen sollen, aber am Ende des Auftritts mögen sie uns dann.

GL.de: Gibt es denn eine Band, mit der ihr gerne touren würdet, wo das Publikum vielleicht leichter "einzufangen" wäre?

Carl Newman: Es gab einige Gespräche darüber, dass wir eventuell einen Monat lang für Belle & Sebastian in den USA eröffnen können. Das ist eine Tour, die ich wirklich gerne spielen würde. Als das Angebot hereinflatterte, war ich richtig aufgekratzt. Die Sache kann noch scheitern, aber Belle & Sebastian sind eine der wenigen Bands, mit denen ich gerne einen Monat lang unterwegs wäre. Die Flaming Lips wären auch ein Traum, aber wir reißen uns nicht darum. Wir warten einfach, bis uns solche Sachen angeboten werden!

GL.de: Anders in Amerika, wo ihr von der ersten Tour an auf eine große Fanbasis zählen konntet, spielt ihr in Deutschland also vor Leuten, die euch größtenteils nicht kennen. Eine Herausforderung im positiven Sinne?

Carl Newman: Es ist ein wenig seltsam. Es ist in der Tat das erste Mal überhaupt, dass wir vor einem Publikum spielen, das nicht mit uns vertraut ist. Natürlich ist das eine Herausforderung, aber es ist auch gut, sich nicht allzu sicher fühlen zu können. Wenn du das Gefühl hast, dass du etwas zu beweisen hast, bist du einfach besser. Und genau so fühlt es sich auf dieser Tour an.

Gl.de: Ihr spielt nun auch erstmals in einem Land, in dem Englisch nicht die Muttersprache ist. Hat das Einfluss auf die Programmgestaltung?

Carl Newman: Ja, die Leute reagieren eher auf die Musik. Das und die Tatsache, dass wir nur 40 Minuten auf der Bühne stehen, obwohl wir ein Repertoire von über zwei Stunden haben, bedeutet, dass wir uns auf die rockigeren, obligatorischen Songs konzentrieren. Wir spielen einfach all die Songs, die wir für die größten Crowdpleaser halten.

GL.de: Andere Bands würden sagen: "Nach 40 Minuten werden wir erst richtig warm". Gilt das für euch auch?

Carl Newman: Nein. Ich finde, 40 Minuten sind schon eine gute Länge. Wir wollen ja auch nicht, dass das Publikum genervt ist, weil eine Band, die niemand zuvor gehört hat, zu lange spielt. Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen hat ihre Grenzen. Trotzdem können wir in 40 Minuten die Band gut repräsentieren. Wir spielen auch fast zu gleichen Teilen Songs aus allen drei Alben, weil uns ja noch niemand zuvor gesehen hat. Also gehen wir die Alben durch und fragen uns: Was könnte den Leuten wohl gefallen?

Gl.de: Auf dieser Tour wird Neko Case, die in den USA ihre Solokarriere erfolgreich vorantreibt, durch Kathryn Calder ersetzt, die ja auch auf "Twin Cinema" zu hören ist...

Carl Newman: Ja, sie sind auf einigen Songs. Häufig wissen die Leute noch nicht einmal, wer was auf den Platten singt! Es gab zum Beispiel einen Review, in dem es hieß, dass Nekos Gesang auf "Sing Me Spanish Techno" so toll sei, dabei ist sie auf dem Stück gar nicht zu hören! Anders herum funktioniert es allerdings auch: Neko singt "Bones Of An Idol", und schon öfter sind wir gefragt worden, wer denn die Frau sei, die den Song singt!

Gl.de: Dass Neko Case auf dieser Tournee fehlt, sieht auf dem Papier wie ein Verlust aus, aber niemand, der Kathryn auf der Bühne gesehen hat, hat sich nachher über Nekos Fehlen beschwert...

Carl Newman: Ganz ehrlich, ich war auch besorgt, als wir anfingen, ohne Neko aufzutreten. Letzten Juni wurden wir zu einem Open Air-Konzert in Brooklyn eingeladen, aber sie konnte an dem Termin nicht. Der Promoter sagte allerdings: "Das ist uns egal, wir wollen die New Pornographers, nicht Neko". Also stellten wir eine Mini-Tour mit Kathryn als Sängerin auf die Beine, und die Show in Brooklyn war unser größter Auftritt überhaupt, mit mehr als 10 000 Zuschauern. Also sagten wir uns: Wenn wir vor so vielen Leuten ohne Neko spielen können, ohne dass sich jemand beschwert, wird es wohl okay sein. Natürlich hören wir manchmal: "Schade, dass Neko nicht da ist", aber im gleichen Atemzug heißt es dann auch: "Es war trotzdem großartig!". Mehr erwarten wir auch gar nicht. Schließlich hätten wir Neko selbst auch gerne dabei!

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Surfempfehlung:
www.maximopark.com
www.thenewpornographers.com
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
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