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Konzert-Bericht
 
Nice and sleazy does it

Hugh Cornwell
Drowning By Numbers

Köln, Underground
27.10.2006

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Hugh Cornwell
Drowning By Numbers sind momentan Kölns angesagteste (und einzige) Alterna-Boygroup für die älter und weiser Gewordenen. Das war natürlich auch Frontmann Rene Dohmen (ehemals Bones) klar, als er die Cover-Version des ELO-Klassikers "Evil Woman" mit den Worten absagte, dass die Leute im Publikum ja gerade das richtige Alter hätten, sich daran noch erinnern zu können. Denn nicht nur Hugh Cornwell, sondern auch sein Publikum ist mit der Zeit eben älter geworden. Ansonsten bewiesen DBN wieder einmal, dass sie die Lehren aus 50 Jahren Rock'n'Roll Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der 80er Jahre gezogen haben. Die geschickt zusammengesetzten Rock-Pop-Nummern erwecken zwar niemals den Eindruck, in der Absicht etwas zu kopieren entstanden zu sein, lassen aber dennoch ein wehmütiges Hingezogen-Sein zu den Hochzeiten der intelligent gemachten New Wave erkennen. Wobei sich DBN da nach wie vor ruhig mit den besten des Genres messen können - es wird jetzt nur langsam mal Zeit für einen Tonträger.
Eines steht fest: Hugh Cornwells soeben erschienene Live-CD "Dirty Dozen" hat jenen Biss, den man bei seinen letzten Solo-Alben zuweilen ein wenig vermisste. Zumindest dann, wenn man mal ein Stranglers-Fan war. Denn gerade so, als haben sich die Stranglers erst letzte Woche, und nicht bereits vor über 15 Jahren aufgelöst, und als gäbe es die spätere Pop-Phase der düsteren Jungs praktisch gar nicht, legte sich Cornwell hier ins Zeug und überzeugte mit einer rundum gelungenen Retrospektive im knackigen, namensgebenden, dreckigen Live-Format. Ursprünglich geplant für die Support Tour mit Blondie Ende 2005 zeigte das Programm dann doch genügend Substanz für eine weitere Tour: Grund genug also, um das mal am eigenen Leibe zu erfahren. Wie auf der CD spielte Hugh auch auf der Tour seine Sets im Trio-Format - mit Chris Bell an den Drums und Caroline (Caz) Campbell am Bass. Das überraschte insofern, als das man Damen nun nicht unbedingt mit der rabenschwarzen Welt der Men In Black zusammenbringt - auch wenn Cornwell so eine geheime feminine Seite hat, wie z.B. Cerys Matthews' Version seines Songs "Chardonnay" zeigt. Dennoch, oder gerade deswegen: Insbesondere Caz Campbells Harmoniegesang setzte letztlich den alten Stranglers-Klassikern das I-Tüpfelchen auf. Von denen - also den Stranglers Klassikern - gab es beim Konzert noch ein paar Mehr als auf dem Tonträgern - z.B. "Nice & Sleazy" oder eine ungefähr viertelstündige Version von "Down In The Sewer" als Zugabe - jedoch nicht die, nach denen das Publikum verlangte, wie z.B. "Golden Brown" oder "Peaches". Als Jukebox betrachtet sich Cornwell also offensichtlich nicht.
Cornwell selbst war gut gelaunt, machte seine moderaten Späße mit dem Publikum (so lockte er die Leute zunächst an die Bühne, um sie dann mit einem Halloween-mäßigen "Buh" zu erschrecken), konzentrierte sich aber ansonsten mehr oder minder intensiv auf sein exzellentes Gitarrenspiel. Im direkten Vergleich zu den Versionen auf der Scheibe funktionierten diese im Live-Kontext umgekehrt. Das meint, dass z.B. das poppige "Black Hair Black Eyes Black Suit" von seinem 99er Album, welches auf der CD ziemlich kompakt rüberkommt, beim Konzert im Kölner Underground ein wenig hakelte, während dort dann wieder das auf CD zerfahrene "Walk On By" sehr viel überlegter und definierter wirkte. Das mag aber an der Tagesform gelegen habe. Insgesamt gab es an dieser Show recht wenig zu meckern. Die Band spielte traumhaft exakt zusammen und die Energie, die von der Bühne verströmt wurde, war regelrecht fassbar und übertrug sich auch auf das Publikum - und das nicht nur bei "No More Heroes". "Schön zu sehen, dass deutsche Leute sich im Takt zur Musik bewegen können", freute sich Cornwell. Zudem hat Cornwells Stimme im Laufe der Zeit nichts von dieser schnarrenden Eleganz (und dem Druck) eingebüßt, die ihn bereits zu "Rattus Norwegicus"-Zeiten auszeichnete. Und das sind immerhin knappe schlappe 30 Jahre her! Nein, das war keine Oldies-Revue für sentimentale Romantiker, sondern eine lebendige Rockshow mit Hand und Fuß - auch wenn Hughs letztes Studioalbum, "Beyond Elysian Fields", in diesem Zusammenhang natürlich zu kurz kam.

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Surfempfehlung:
www.hughcornwell.com
de.wikipedia.org/wiki/Hugh_Cornwell
www.drowning-by-numbers.de
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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