Erster Eindruck nach Betreten der flammenneuen Weststadthalle: Das ist mal ein wirklich zuschauerfreundliches Architekturkonzept, denn die große, sich mit einer Mischung aus Moderne (Glass and Steels) sowie angenehmen Retro-Look (rote Ziegel) geschmeidig in ihr Ruhrpott-Umfeld einfügende Halle platziert die breite Bühne mal nicht an einer Schmal- sondern an einer der Breitseiten des Grundriss-Rechtecks. So haben auch bei unbestuhlten Konzerten wie dem heutigen garantiert alle Besucher optimale, unverstellte Sicht auf das Bühnengeschehen. Wie sich später erweist, ist auch die Akustik des relativ hohen, ideal belüfteten Austragungsortes formidabel.
Zweiter Eindruck: Der konkrete Zuschauer"mix" des Konzertabends gestattet es, sich ausnahmsweise mal als eher jüngerer Vertreter der Zunft zu fühlen, denn VdGG haben wirklich mal die ganz alten Zausel hinter dem Ofen vorgelockt - um uns herum stehen ca. 500 mal +45 Jahre Progrock-Erfahrung, die geduldig auf den leicht verzögerten Konzertbeginn warten.
Dritter Eindruck: Es hat sich gelohnt. Obschon sich das Gerücht bestätigt, dass Wundersaxophonist David Jackson "Jaxon") aus uns nicht bekannten und auch auf der Bandsite nicht genannten Gründen nicht an der Tour teilnimmt, obwohl es zunächst schwer vorstellbar erschien, wie die Band den Verlust ihres - neben Organist Hugh Banton - wichtigsten Solisten live würde kompensieren können: Es geht. Es geht sogar ganz ausgezeichnet. Die Band erzeugt auch als Trio einen enorm dichten, wenig vermissen lassenden Ensembleklang. Peter Hammill dilettiert mehr als zuvor an der E-Gitarre und dominiert die Bühne mit seinem intensiven, häufig theatralischen und gewöhnlich klagend-fesselndem Sangesvortrag. Hugh Banton gibt eine Lehrstunde dazu, was meisterlich gespielte Keyboards (ein transportfreundliches Roland statt modifizierter Hammonds oder seinen legendären Eigenbauten) an Atmosphäre und spieltechnischer Brillanz zu transportieren vermögen. Und der inzwischen komplett kahle Guy Evans wird sogar mit Sprachchören dafür gefeiert, was er an Spielfreude demonstriert und wie er das gesamte Set durch eine Performanz zusammenhält, die sich immer noch vor nichts und niemanden im internationalen Drum-Zirkus zu verstecken braucht.