Diese spielen recht gefälligen Indiepop mit dance-orientierteren Anleihen. Leider wird man beim Zuhören das Gefühl nicht los, das alles schon mal gehört zu haben. Richtig: Großes Vorbild waren hier ganz offensichtlich The Whitest Boy Alive. Das alles wäre ja nicht schlimm, wenn die Band sich nicht auch noch relativ häufig verspielen würde. Man muss natürlich dazu sagen, dass Der Ringer im Schnitt wahrscheinlich maximal 19 Jahre alt sind, dies sei ihnen also verziehen. Und sie geben sich ja wirklich Mühe: Von ihren Vorbildern setzen sie sich zunächst mit deutschen Texten ab. Ihren schnellen Sound reichern sie mal sehr geschickt und ja - hier und auch etwas weniger gekonnt - mit derzeit so beliebten Math-Elementen an. Manche ihrer Kompositionen sind jedoch noch etwas fahrig und undurchdacht. Dass in der Gruppe Potenzial und gute Ideen stecken, ist unverkennbar - erst recht, wenn man ihr Alter bedenkt.
Ganz anders sah die Sachlage jedoch plötzlich aus, als man Beat!Beat!Beat! ihre ersten drei Akkorde spielen hörte und sah. Diese vier Jungs aus Viersen sind nämlich keinen Deut älter als ihre Vorband. Im Gegenteil: Tags zuvor hatte die Truppe einen Off-Day von ihrer Tour eingelegt, weil eines der Bandmitglieder seine mündliche Prüfung zum Abitur hatte. Und noch am Tag davor sei man ausgiebig einen heben gewesen. Das gibt erst mal ordentlich Credibility-Punkte. Dass beim Abi obendrein auch noch eine 2 (-) rauskam, beruhigt nicht nur die Eltern. Glückwunsch dazu.
Und dennoch: Was Beat!Beat!Beat! im Hamburger Molotow ablieferten, war schlichtweg phänomenal und ein himmelweiter Unterschied zur durchaus ambitionierten Schülerband zuvor. Gerade einmal zwei Jahre spielen die Jungs jetzt zusammen und sind trotzdem schon derartig professionell, dass einem Angst und Bange werden könnte. Schlösse man beim Konzert die Augen, man könnte nicht glauben, dass da vier Jungspunde auf der Bühne stehen, die - außer in musikalischen Belangen - wahrscheinlich noch ordentlich grün hinter den Ohren sind. Einen guten Song zu schreiben, das ist wahrscheinlich schon manchem 18- bis 19-Jährigen geglückt. Diesen dann aber auch noch dermaßen ausgefeilt zu instrumentieren (man beachte die Percussion-Flasche) und zackig und fehlerfrei mit drei Mitstreitern auf die Bühne zu bringen - das muss man erst mal schaffen. Und so begeistern Beat!Beat!Beat! mit durchweg tollen Songs, die zwischen Post Punk, Math (immer wieder Math) und hymnischem Indiepop changieren.
Das Tolle: Bei aller Professionalität ist bei Beat!Beat!Beat! niemand abgehoben, was in dem Alter ja aber auch schlimm wäre. So bedankt sich die Band artig für jeden Applaus und ist selbst ganz hingerissen und begeistert vom tollen Hamburger Publikum an diesem Abend. Im Gegensatz zu den etwas unsicheren Der Ringer sind die einzelnen Musiker dabei auch noch in der Lage, auf der Bühne mit ihren Instrumenten regelrecht abzutanzen. So ist sowohl auf als auch vor der Molotow-Bühne ordentlich was los. Bei den kleinen Hits wie "Stars", "Fireworks" und "You're Designer", die von ersten Veröffentlichungen wie der "Stars"-EP offensichtlich vielen bereits bekannt waren, kocht die Stimmung dann endgültig über.