Auch die Vorgruppe hätte kaum besser gewählt sein können: Das Black Metal-Trio Fen hält nicht viel von Ansagen und Bühnenshow, sondern verlässt sich lieber auf die enorme Steigerung in ihren vielteiligen Songs. Stücke wie "Consequence" vom dritten Album "Dustwalker" überzeugen durch Komplexität und Intensität. Teilweise klingt die Band wie eine Mischung aus Satyricon sowie Ulver der mittleren Phase und ohne Keyboards. Ohne? Stimmt, obwohl Sänger/Gitarrist "The Watcher" so viele differenzierte Sounds auf seiner Sechssaitigen hervorbringt, dass man bisweilen Tasteninstrumente zu hören meint. Im Laufe des rund 45 Minuten währenden Auftritts wärmten die zunächst scheu wirkenden Briten sich und das Publikum zusehends auf.
Dennoch schienen viele erst für den Top Act gekommen zu sein. Nach einem folgenschweren Besuch am Merch-Tisch im Basement schaffte der Autor, der Fen noch in komfortabler Reichweite erlebt hatte, es nicht mehr weiter als bis etwa zur Raummitte. Dort war er zunächst von einem Grüppchen eingezwängt, das wie ein Wacken-Dixi roch und dessen Mitglieder erstaunlicherweise den Agalloch-Auftritt mit ständigen "Ficköhnnn!"-Rufen untermalten. Doch auch das konnte - nach einem kleinen Ortswechsel - die Freude darüber nicht mindern, beim ersten Köln-Konzert dieser Ausnahmeformation dabei sein. Den Naturanbetern aus Oregon waren die Neo Folk- und Black- bzw. Dark Metal-Etiketten nie wirklich gerecht geworden, ihre Musik ist tatsächlich kaum zu kategorisieren und klingt im einen Moment wie Emperor, im nächsten wie frühe U2.
Johns Rauchritual mit Horn, Tierfuß und Flamme leitete zu einer prachtvollen Version von "Limbs" über - gefolgt von "Ghosts Of The Midwinter Fires" und dem majestätischen "Falling Snow". Den Hauptteil des Sets bildete wie angekündigt "Faustian Echoes", Agallochs grandiose Neuinterpretation des klassischen Fauststoffs (vgl. z.B. die Bearbeitungen von u.a. Christopher Marlowe, Goethe, aber auch Liszt, Wagner bis hin zu Randy Newman oder Cradle Of Filth).