Bevor irgendjemand dieser Wonnen teilhaftig werden konnte, hieß es aber erst mal warten und frieren. Einlass ab 19:30 Uhr sowie "Support" waren angekündigt. Tatsächlich sind wir bei recht schattigen Temperaturen aufgrund später Tor-Öffnung und einer Leibesvisitation, die sich zwischen dem Eintrittsszenario bei der Münchner Sicherheitskonferenz und einem Besuch beim Gastro-Enterologen bewegt, aber erst rund 20:15 in der Werkstatt, wo es dann - erfreulicherweise ohne Vorgruppe - ab neun Uhr losgeht.
Von der wüst zugestellten Winz-Bühne begrüßen uns (wie schon beim großartigen Agalloch-/Fen-Konzert) Räucherstäbchen-Aromen, die diesmal allerdings arg süßlich müffeln - do wolves dream of patschouli sheep? Dann nimmt Glockengeläut uns und die nach und nach einlaufenden bzw. sich an ihre extrem knapp bemessenen Arbeitsplätze schlängelnden Wölfe in Empfang. Stars des Abends: 1. Die extrem beeindruckenden, ideal zur Musik passenden und diese ergänzenden Videoproduktionen (u.a. Permutationen von schöner Frau zu schönem Wolf, ein allerliebst tanzendes Skelett, aber zur Zugabe auch potenziell pornographisches Material). 2. Leitwolf Kristoffer Rygg (ehem. Garm; voc, DJing, div; der Typ hát es einfach). Last but certainly not least Daniel O' Sullivan (bss, guit, Ausdruckstanz; Ex-Guappo; Sunn O))), Miasma & The Carousel of Headless Horses, Æthenor, Mothlite, Miracle und Grumbling). Der früher als Keyboarder geschätzte Brite entpuppt sich hier als Groove Master und als solcher auch als Seele des Improvisations-Abends, der ununterbrochen in Bewegung ständig neue Sounds, Instrumente und optische Elemente einbringt. In Lutz' Worten: "ein Soundmonster".
Irgendwann sind alle Herrschaften angekommen und eingegrooved - und was für ein Rhythmus das ist! Ein unglaublich lässiger Schlagzeuger (der einzige Wolf, der gelegentlich lächelt), ein Percussionist, ein Gesamtkunstwerk (Daniel) sowie insgesamt vier Keyboards bzw. diverse Pads, Mixer, Effekte etc. bedienende Künstler, darunter Kristoffer himself generieren einen ständig vorantragenden, aber dabei doch unberechenbar bleibenden "Flow", wie man ihn sonst selten bis nie zu hören bekommt. Apropos Effekte: Daniel ist der erste, von dem wir je ein ausschließlich auf Gitarren-Effektgeräten gespieltes "Keyboard"-Solo erlebt haben - und das ist dann auch noch richtig gut.
Doch der Reihe nach. Was genau da jeweils zum Vortrag kommt, ist bei einem durch-improvisierten Happening-Konzert schwer zu sagen. Erkennbar sind jedoch trotz aller Veränderungen "England" (von Wars Of The Roses, '11), "Dressed In Black" (Blood Inside 2007) sowie "Glamour Box (Ostinati)" und "Shri Schneider" von der jüngsten, mit dem Kammerorchester des Tromsø Kulturhus' aufgeführten "Messe I.X-VI.X". Bessere Ulver-Kenner als unsereins machten auch noch "Doom Sticks" und "Eittlane" ("Quick Fix Of Melancholy" EP 2003) sowie "Nowhere/Catastrophe" ("Perdition City", '06; vgl. vor- und vorvorletzte Surfempfehlung) aus.