Als die Neal Morse Band inklusive Mike Portnoy im Februar vergangenen Jahres mit den Flower Kings Doppelkonzerte gaben (vgl. 2. Surf-Empfehlung) und somit ohnehin drei TA-Mitglieder beisammen waren, wurde mit einem abschließenden "Transatlantic"-Teil schon mal geübt. Der hat den Herrschaften offensichtlich so viel Freude bereit, dass dem aktuellen Album "Kaleidoscope" nun auch eine weltweite Headliner-Tour folgte. Die Chartspositionen (#6 in der 1., noch #49 in der zweiten Woche nach Veröffentlichung) hatten es vermuten lassen: Hatte beispielsweise 2001 noch die Live Music Hall gut und 2010 noch so gerade eben ausgereicht, wurde heuer das E-Werk mit rund 1.600 Proggies schon annähernd gefüllt. Die Geduld der so zahlreich erschienenen wurde anfangs allerdings auf eine harte Probe gestellt. Nach 20 Uhr wurden zu einer betulichen Orchester-Ouvertüre bei voller Saalbeleuchtung eine immergleiche und überdies noch unscharfe "Kaleidoscope"-Animation vorgeführt, gegen die selbst Lavalampen wie handlungsreiche Actionfilme wirken. Noch die allergrößten Fans wurden nach fünf Minuten unruhig und nach gefühlten zehn grantig.
Vermutlich soll das Folgende das wieder gut machen: Neal Morse (voc, key, guit; Ex-Spock's Beard), Roine Stolt (guit, voc; u.a. The Flower Kings, Agents Of Mercy), Pete Trewavas (bss; u.a. Marillion, Edison's Children) und Mike Portnoy (drm; Ex-Dream Theater) beziehen ihre Arbeitsplätze, die grünblaue Projektion verschwindet endlich, stattdessen erscheint "Willkommen ... [Deutschland-Fahne] ... Köln ... E-Werk" usw. Wer's mag.
Natürlich geht es mit "Into The Blue" los. In der Studioversion ist ein Höhepunkt Daniel Gildenlöws (u.a. Pain Of Salvation) Gesangssolo. Spitzensänger und Multiinstrumentalist Daniel hätte auch auf dieser Tour dabei sein sollen, doch Komplikationen bei einer unerwartet schwierig zu behandelnden Erkrankung lassen dies leider ebenso wenig zu wie den Support Slot für die nächste Flower Kings-Tournee. Stattdessen war Ted Leonard (voc, guit, key; u.a. Spock's Beard, Enchant, Affector) eingesprungen, der seine Parts relativ kurzfristig lernen musste, aber souverän reproduzierte. Allerdings blieb er deutlich im Hintergrund, sowohl was das Bühnensetting wie auch den Mix angeht. Überdies wurde er bis auf Portnoy von allen Atlantiktransen weitestgehend ignoriert, was einen leicht traurigen Anblick bot: Ted wagte sich gelegentlich nach vorn Richtung Bühnenrand und spielte sich auf einen der Protagonisten zu, musste sich aber ohne eine erkennbare Reaktion hervorgerufen zu haben, wieder nach hinten zurückziehen.