Obwohl für die Kantine annonciert, ist es tatsächlich mit dem Yard Club der kleinere Raum geworden. Das sympathische Quartett aus Wales muss also wie alle anderen quer durch den Raum zur Bühne und dann über ein kleines Treppchen auf diese steigen. Menschen, die das Godsticks-Repertoire besser kennen, haben die folgende Setlist des Abends ermittelt: "Caught In A Bind" (mit Keyboard-Intro des blutjung wirkenden  Moray MacDonald, u.a. Crimson Sky), "Put Seven In Bold", "Submerged", "A Brief Foray", "The Continuation Of Livid", vermutlich "Borderstomp" und "The Envisage Conumdrum", selbst erkannt hätte der Rezensent davon maximal "The Continuation...", das vertrackte Instrumental von "Spiral Vendetta". Live verwendet Sänger/Gitarrist Darran Charles seinen offensichtlich gut abgehärteten Zeigefinger als Bottleneck und erzielt damit erstaunlich klingende Effekte, genau wie mit kaum noch mit den Augen zu verfolgenden Tappings. "Put Seven" lässt in seinen wiederholten Rhythmuswechseln auch Latin Dance Grooves aufblitzen, während Drummer Steve Roberts sich mit unserem Fotografen Lutz mitten im wüstesten Grooven "Evil"-Zeichen zuwerfen... Wie der zuletzt gegebene flammenneue Song hieß, wissen wir bislang nicht.

Nach in Anbetracht der Bühnenverhältnisse erstaunlich kurzer Umbaupause ist es Zeit für Bryan Beller (bss; u.a. Steve Vai, Mike Keneally, James LaBrie, Godsticks), Guthrie Govan (guit; u.a. Steven Wilson, Asia, The Young Punx) und Marco Minnemann (drms; u.a. Eddie Jobson, Joe Satriani, Levin Minnemann Rudess, Terry Bozzio, H-Blockx, Mike Keneally, Kreator [!]) - The Aristocrats! Noblesse oblige - und wie es scheint vor allem zu Humor. Die ruhige Selbstironie, mit der beispielsweise Guthrie den Umstand hinnimmt, dass sein Rack ab dem ersten Stück garstige Geräusche produziert und der Amp gewechselt werden muss, ist beneidenswert. "Furtive Jack" mixt Flamenco, Reggae und puren Jazz in fröhlichem 5/4-Takt. Das leicht unanständige "Sweaty Knockers" schwitzt mehr in der Rock-Region und "Ohhh Nooo" wird vom Songwriter "Dr." Marco reizend anmoderiert, indem er die Anekdote zur Entstehung preisgibt (es geht um Guthries sprichwörtliche Selbstbeherrschung eines Gentlemans selbst unter widrigsten Verhältnissen). Das der Stadt in Kentucky gewidmete "Louisville Stomp" bietet den krankesten Swing mit dem fixesten Walking Bass auf, den man je gehört hat. Guthries "Erotic Cakes" bringt die Talente des Trios bei der Bedienung von quietschenden Gummitieren ans Licht, was die Jazzrock-Band verrückterweise sekundenweise nach Gong meets Magma klingen lässt.

"Culture Clash", Titelstück ihrer aktuellen CD, geht auf den Film "A Serious Man" der Coen-Brüder zurück und beschreibt wunderbar fast lautmalerisch den Zusammenstoß unterschiedlicher Tempi und Konventionen. "Get It Like That" beginnt ruhig und wird dann sehr metallisch.

Unterdes findet der unausgesetzt feixende Marco ununterbrochen andere Dinge als sein Kit zum Betrommeln, wenig ist vor ihm sicher, ganz sicher nicht die Spots und Mikrofonständer in seiner Reichweite. Weiter ging's (wahrscheinlich) mit "Blues Fuckers" und "Desert Tornado", allerdings befand sich der ein wenig übernächtigte Chronist da bereits auf der Rückfahrt, während all diese aristokratische Musik noch im Kopf nachadelte...