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Konzert-Bericht
 
Von Anfang an mittendrin

Linda Rum & Band

Wuppertal, Hutmacher @ Utopiastadt
21.10.2016

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Linda Rum
Viele Singer/Songwriter beginnen heute mit dem Musikmachen ganz allgemein, zumindest aber mit dem Schreiben von Liedern aus einem persönlichen Bedürfnis heraus. Zumeist spielen da in die Binsen gegangene Liebesbeziehungen eine Rolle oder sonstige Traumata, die es zu verarbeiten gilt. Folglich spielen zunächst mal die Texte die wichtigste Rolle. Die Musik ist deshalb anfangs oft nicht mehr als Beiwerk und beginnt sich erst auf der dritten, vierten Platte richtig zu entfalten. Linda Rum ist da erfreulich anders. Auch sie steht zwar noch am Anfang - die Gastspielreise, die an diesem Abend im brechendvollen Hutmacher startet, heißt treffend "The Beginning Tour" -, trotzdem klingt ihre Musik bereits geradezu unerwartet komplett, als sei sie von Anfang an mittendrin. So findet sich etwa unter den 13 Liedern, die sie mit ihrer großartigen Band in Wuppertal präsentiert, gerade einmal ein Liebeslied, und die musikalische Bandbreite, die das Sextett abdeckt, ist ebenso beachtlich: Von Folk über Indierock und Postrock bis hin zum Pop ist bei den detailverliebt arrangierten Liedern alles dabei.
"Ich bin ganz schön aufgeregt", gesteht Linda gleich zu Beginn dem Publikum, aber die verständliche Nervosität zu Beginn dieser Tournee, dieses neuen Bandabenteuers mit (noch) ungewissem Ausgang, merkt man ihr eigentlich nur bei den Ansagen an. Musikalisch dagegen führt sie ihre Mitstreiter mit oft beeindruckender Souveränität durch ein betont facettenreiches 70-Minuten-Set und versprüht dabei mehr Charisma, als man ihr das ob ihres zierlichen Äußeren und ihrem ruhigen Auftreten abseits der Bühne auf den ersten Blick zutrauen würde. Vielleicht liegt es daran, dass sie studierte Musikerin ist, vielleicht auch daran, dass sie in ihrer Geburtsstadt Nürnberg bereits in einigen Projekten gearbeitet hat und auf Tour war, bevor sie nun in ihrer Wahlheimat Hamburg ihre neue Band fand, aber in ihrer Musik steckt ein Detailreichtum, den viele Künstlerinnen erst viel später (und manchmal nie) erreichen. Instrumentiert mit Akustik- und Stromgitarre, Cello, Synths, Bass und Schlagzeug trifft in Lindas Songs Akustisches auf Elektronisches, Altbewährtes auf Modernes. Das Schönste dabei: Obwohl man nie das Gefühl hat, dass hier etwas dem Zufall überlassen wird, klingt die Musik herrlich lebendig, bisweilen sogar überbordend, und kommt live - gerade bei Uptempo-Nummern wie dem umwerfenden "Mary" - noch einmal deutlich druckvoller rüber als in den Studiofassungen.

Im Hutmacher streifen Linda und die Ihren die hochemotionale Verletzlichkeit, die oft aus der Musik Bon Ivers spricht, ebenso wie den unverhohlenen Pop-Appeal von Boy (Mitklatschen ist bei den richtigen Songs an diesem Abend kein No-Go), und beim brandneuen "Captain's Compass" lassen sie es sogar so krachen, dass Lindas langgehegtes Faible für die Foo Fighters auch in ihrer eigenen Musik unüberhörbar wird. "Winners" dagegen führt uns zurück in die 80er und hätte in seiner ganzen Machart zwischen Augenzwinkern und Ambition sicher auch gut auf das "Head On The Door"-Album von The Cure gepasst. Doch so unterschiedlich die Songs auch sein mögen - der Band gelingt es stets mühelos, den Stücken ihren Stempel aufzudrücken und das Ganze zu einer bruchlosen, stimmigen Einheit zu verbinden.

Ohne die Beiträge von Timo Xanke (Gitarre), Lars Knobloch (Bass, Synth), Matthias "Koschi" Koschnitzke (Gitarre, Synth, Bröselbesen) und Burkard Ruppaner (Schlagzeug) schmälern zu wollen, die wunderbar banddienlich alles richtig machen - das besondere Highlight im Zusammenspiel ist die Interaktion von Linda mit Rabea Bollmann an Cello und zweiter Stimme. Immer wieder tauschen die beiden wissende Blicke oder ein verstohlenes Grinsen aus und erinnern so gerade bei ihrem perfekten stimmlichen Schlagabtausch ein wenig an Sharon van Etten und deren musikalische Partnerin Heather Woods Broderick (die, Zufall oder nicht, neben vielen anderen Instrumenten ja auch Cello spielt).

Nicht nur Gaesteliste.de, sondern auch alle anderen im Saal sind hin und weg, und deshalb muss nach "Birds", dem bereits erwähnten einzigen Liebeslied, natürlich noch eine Zugabe her. Ganz am Ende singen und spielen Linda, Koschi und Timo deshalb noch eine Nummer ("Your Home Can Be Anywhere") unplugged mitten im Publikum, bevor sie anschließend lange damit beschäftigt sind, Hände von euphorisierten Konzertbesuchern zu schütteln und viele Exemplare ihrer allerersten EP zu verkaufen. Natürlich wissen wir nicht, ob dieser Abend der Anfang, "The Beginning", von etwas ganz Großem ist, aber ganz ehrlich, wenn's so wäre - es würde uns kein bisschen wundern.

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Surfempfehlung:
lindarum.com
facebook.com/LindaRumMusic
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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