NACHGEHAKT BEI: IDA MAE
GL.de: Eine Frage, die wir uns natürlich nicht verkneifen können - zumal ihr ja jetzt ein Ehepaar seid und euch offensichtlich bestens versteht -, ist die, warum ihr Kill It Kid überhaupt gekillt habt?
Stephanie: Es gibt da viele Gründe. Aber wir waren in dieser Band, seit wir Jugendliche waren - für immerhin acht Jahre. Dabei sind wir immer lauter und lauter geworden - und das ist nicht, worum es am Anfang eigentlich ging. Dann haben wir geheiratet und wollten die Sache ein wenig runterfahren. Es hat sich einfach zu viel geändert.
Chris: Die Sache war auch die, dass man mit einer Band die Songs produktionstechnisch gut aufbauschen konnte. Man kommt dann mit Dingen durch, die man ansonsten selbst vielleicht nicht akzeptieren würde. Eine Gitarre und eine Stimme ist eigentlich alles, was es braucht.
GL.de: Ist das auch der Grund, wieder ganz zur Basis zurückzukehren und euch auf den Blues zu konzentrieren?
Chris: Muddy Waters hat es ja mal so ausgedrückt, dass der Blues im Wesentliche nichts anderes als ein Gefühl ist. Was ich am Blues immer so gemocht habe, ist, dass es die ehrlichste Art der Musik ist - speziell in der Weise, in der sie aufgenommen wurde: Schnell, live, mit einem Mikro in einem Raum - mit Inbrunst und Intimität. Worum es dann geht, ist dass jeder Blues-Künstler seinen eigenen Stil entwickelte - was mir immer gefiel. Ich meine, es gibt heute jede Menge Typen, die wie Stevie Ray Vaughn spielen oder die Joe Bonamassas Licks kopieren können - aber die Original-Interpreten von damals spielten alle auf ihre ureigene Art. Und das ist es, woran ich interessiert war: Einen eigenen Stil zu entwickeln.
GL.de: Das interessante ist ja, dass es beim ursprünglichen Blues ja nie um die Virtuosität geht - während im Blues heutzutage oft nur um endlose Soli zu gehen scheint.
Chris: Ganz genau. Was übrigens nicht heißt, dass die alten Sachen leicht zu spielen sind - eben weil es um einen ganz eigenen Stil ging. Und das war es, was mir wichtig war: Einen individuellen Stil zu entwickeln.
GL.de: Warum treten Chris & Stephanie jetzt als Duo auf?
Stephanie: Der Hauptgrund dafür ist, dass man so sehr viel mehr Kontrolle über alles hat, was man tut. Wir spielen jetzt auch schon zehn Jahre zusammen - und kennen uns demzufolge sehr gut. Wir können intuitiv Dinge im Set ändern und uns auf das Publikum einstellen und fühlen uns so viel freier.
Chris: Es ist auch in dynamischer Hinsicht sehr interessant, denn niemand weiß genau, was in der nächsten Sekunde passieren wird. Stephanie kann zum Glück meine Gedanken lesen und bekommt schnell mit, wenn ich mal eine Part doppelt so lang wie geplant spielen will. Das ist ein riesiger Bonus für uns, weil es enorm hilft, nicht immer in die gleichen Verhaltensmuster zu verfallen.
Stephanie: Das ist natürlich auch ein wenig beängstigend - speziell bei Festivals, wo das Publikum nicht immer das aufmerksamste ist.
GL.de: Wie findet man in einem eigentlich präzise definierten Genre denn seine eigene Identität als Gitarrist?
Chris: Ich werde des Öfteren auf meinen Gitarrenspiel angesprochen - womit ich nie gerechnet hatte. Ich liebe es nämlich, Gitarre zu spielen - wollte aber nie dieser Gitarrenheld sein. Ich hatte ein wenig Gitarrenunterricht als Kind - danach habe ich aber gar nicht mehr versucht, etwas auf der Gitarre zu lernen - außer mir alle möglichen Scheiben anzuhören. Ich spiele mit einem Plektrum am Daumen meiner rechten Hand und verwende das zum Spielen der Bassnoten zusammen mit der Fingerpicking-Technik. Das nennt man "Hybrid-Picking" - was ich aber gar nicht wusste, bevor mir das jemand Jahre später mal erklärte. Ich wollte einfach die Gitarre mehr wie ein Piano spielen. Das macht meinen Gitarrenstil im wesentlichen aus. Und ich plane nie etwas im Voraus - speziell nicht die Soli -, was schon ziemlich furchteinflößend sein kann, wenn man vor 3.000 Leuten spielt. Aber man muss sich ja irgendwie auch selbst herausfordern.
GL.de: Gibt es denn schon Pläne für die Zukunft?
Chris: Also erst mal müssen wir die Scheibe herausbringen. Eigentlich wollten jetzt schon wir eine EP fertig haben, um die Zwischenzeit überbrücken zu können - aber das geht in diesem Business manchmal erstaunlich langsam. Jetzt ist zumindest ja mal die Single "If You Don't Love Me" fertig. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Ja, wir haben einen Plan für die Zukunft. Plan A, B, C - bis mindestens G... Wir haben schon Ideen für eine zweite Scheibe.
Stephanie: Es ist aber immer eine Mixtur aus Plänen und dem, was gerade passiert. Denn als Musiker weißt du ja nie, was als nächstes kommt.
GL.de: Nun, da würde ja eigentlich ein einziger Plan reichen - nämlich Plan B.
Chris: Ja, genau - darauf sollten wir uns einigen. Das ist Perfekt!