"Hat er sich wieder für seine traurigen Songs entschuldigt?", fragte Maria gleich eingangs ihrer Show, als sie noch mal um Zuspruch für Doppelfingers Auftritt bat, "das haben wir ihm eigentlich verboten, weil wir heute Abend alle Emotionen zulassen wollen." Wie bereits angedeutet, hätte für die aktuelle Oska-Tour (und die vorausgehenden Präsentationen auf dem Reeperbahn Festival) eigentlich schon eine neue LP fertig sein sollen. Aus Gründen hatte es Maria allerdings nicht geschafft, die bereits fertigen Songs bis dato fertig zu produzieren, sodass die Sache wohl erst im Frühling fertig konfektioniert sein wird. So lange wollte Oska dann aber nicht warten und hatte sich für die Tour einen Kompromiss überlegt und rahmte die Show dann mit den Songs des kommenden Albums ein, die bereits produktionstechnisch unter Dach und Fach sind. "Like A Song", "Maybe I Love You" und "April May July" standen dabei am Anfang der Show und "Clementine" und "It Happens Either Way" am Ende. Letzterer ist dann übrigens eine beeindruckende Piano-Ballade mit Southern-Swing-Elementen, die Norah Jones auch nicht feiner hinbekommen hätte und der für Maria eine neue Richtung aufzeigen könnte. Es gibt auch einen neuen, poppigen Track namens "Forever Blue" - was dann das Motto der Tour erklärt und die Vermutung nährt, dass das auch der Titel des kommenden Albums sein könnte. Ein Problem damit, dass die Hälfte des Sets dann aus Songs bestand, die noch gar nicht alle verfügbar sind, hatte wirklich niemand, denn diese neuen Songs fügten sich nahtlos ein in das Gesamt-Ouevre Oskas. Der Zuspruch der Fans war dann dementsprechend deutlich und lebhaft. "Ich finde das schön, dass ihr auf meine Songs reagiert", freute sich Oska, "gestern in den Niederlanden waren nämlich alle ganz leise."
Das breitere klangtechnische Angebot, das sich bei den neuen Tracks auch produktionstechnisch niederschlägt, wurde auf der Bühne dann durch die entsprechend reichhaltig ausgestattete Band - mit mehreren Keyboard-Stationen und jeder Menge unterschiedlich klingender Gitarren - implementiert. Wie das so ihre Art ist, band Maria das Publikum mit kleinen Anekdötchen und Scherzchen ins Geschehen ein und machte so noch ein Mal deutlich, dass ihre ohrenscheinlich introspektiven Lyrics teilweise mit einem gewissen poetischen Doppelboden daher kommen - etwa wenn sie sagt, den Titeltrack ihres Debütalbums "My World My Love Paris" aus der Sicht von romantisierten Charakteren geschrieben zu haben, auf die Qualität der lausigen T-Shirts in dem entsprechenden Song hinweist oder indem sie immer noch hofft, dass sich beim Vortrag ihres Songs "Starstruck" endlich mal jemand bei einem ihrer Konzerte verloben möge.
Ganz im Gegensatz zum nach wie vor zur melancholischen Grundtendenz auch ihres neueren Materials betätigt sich Maria inzwischen als grundsätzlich lebensbejahende - ja geradezu fröhliche - Performerin und greift nun auch schon mal öfter zum Mikro, um das Publikum direkt anzusingen. Das Crosby, Stills & Nash-Cover "Hopelessly Waiting", das auf ihrer letzten Tour zu den Highlights gehörte, hatte Maria dieses Mal durch "Kiss Me" von Sixpence None The Richer ersetzt - das vielleicht dem poppigeren Appeal gerade der neuen eigenen Songs stimmungsmäßig eher entsprach. Eigentlich hätte es Maria ja nun gar nicht mehr nötig, ihr Programm mit Cover-Versionen zu ergänzen. Dass sie es doch tut, zeigt eben auch, dass sie als Musikfan nicht im luftleeren Raum agiert und sich ihrer Inspirationsquellen auch nicht schämt. Ohne Frage ist Oska aber auf dem richtigen Weg und präsentierte in Köln dann auch gewissermaßen einen Ausblick auf das, was sie als Songwriterin und Recording Artist noch alles in petto hat. Mit der nächsten Tour wird sich dann das Bild der "Forever Blue" Thematik mit Sicherheit vervollständigen.
Noch ein kleiner Hinweis: Aufgrund dessen, dass es eine Modemarke namens Oska gibt, findet man unsere Oska über den Hashtag @Goodoldoska