Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds
Konzert-Archiv

Stichwort:



 
Konzert-Bericht
 
Zwischen Therapie und Spielstunde

tunng
Dana Gavanski

Köln, Gebäude 9
10.03.2025

zur Foto-Galerie
tunng
Es ist zuweilen für den Außenstehenden nicht ganz einfach nachzuvollziehen, wie Support- und Headliner-Acts auf diesen oder jenen Touren zueinanderstehen bzw. warum diese zusammen gebucht wurden. Im Fall der Tour des Folktronic-Kleinorchesters tunng und der Singer/Songwriterin Dana Gavanski war die Sache allerdings glasklar. Denn die beiden Acts sind Labelkollegen und zudem hat tunng-Co-Mastermind Mike Lindsay die bisherigen LP-Projekte von Dana Gavanski in seiner Eigenschaft als Produzent mehr oder minder stark prägend betreut.
Während es tunng bei der Show im Kölner Gebäude 9 im folgenden darum ging, das im Januar erschienene neue Album "Love You All Over Again" vorzustellen, eilte Dana Gavanski bei ihrer Solo-Show der Zeit sozusagen voraus und präsentierte die Songs ihrer aktuellen EP "Again Again" (die freilich erst nach der Tour offiziell veröffentlicht wurde) in einem ungewohnten Setting - nämlich zunächst an einem Mikro-Keyboard und später am Piano sitzend. Das hatte einen bestimmten Hintergrund, wie Dana in dahergehauchten Zwischenansagen andeutete: Ihr letztes Album "Late Slap" betrachte sie als Abschluss eines Kapitels und wolle mit ihren neuen Songs demzufolge ein neues aufschlagen. Grund dafür - so ließ sich aus den Aussagen entnehmen - muss wohl die Verarbeitung einer letztlich kathartischen Trennung sein, die dazu geführt habe, dass sie sich und die betreffende Person nun besser kenne und einschätzen könne und die sie im Rückblick als notwendigen und richtigen Schritt betrachte.

Und damit wären wir dann bei der Show - denn hier präsentierte Dana die Tracks der kommenden EP sowie einige neue Songs, die noch gar nicht produziert sind und als Premieren zum Vortrag kamen in Form einer musikalischen Autotherapie. Diese Tatsache - und der Umstand, dass sich Dana auf dieser Tour erstmals mit dem Klavier als Leitinstrument beschäftigte, nachdem sie zuvor stets Gitarre gespielt hatte - führte zu einem bemerkenswerten Effekt: Man hätte nämlich im nur mittelprächtig gefüllten Auditorium des Gebäude 9 bei Danas Vortrag die sprichwörtliche Stecknadel hören können, denn die Zuschauer verfolgten das für sie unbekannte Programm aufmerksam und mit einer gewissen Spannung. Es scheint also, dass Dana Gavanski mit dem neuen Ansatz den Nerv der Fans getroffen hat. Lustig und lebhaft war das natürlich nicht - was ja auch des Themas wegen erklärlich ist - aber besonders in harmonischer und gesanglicher Hinsicht überzeugte Dana Gavanski auf der ganzen Linie. Wie sie nach der Show am Merch-Table erklärte (auf dem nicht nur ihre Tonträger zum Verkauf standen, sondern auch selbst geschmiedete Schmuckstücke), wird es mehr in dieser Art auch auf ihrem kommenden, nächsten Album geben.
Was das Unternehmen tunng betrifft, so hatte sich die Band nach einigem Hin und Her nach fünf Jahren veröffentlichungstechnischer Sendepause (während der Mike Lindsay als Produzent und und mit anderen Projekten indes zur Höchstform aufgelaufen war) wieder in der Originalbesetzung mit dem zwischenzeitlich auch schon mal ausgestiegenen Gründungsmitglied Sam Genders und Multiinstrumentalistin Becky Jacobs zusammen gerauft und präsentierte sich demzufolge - ohne großes performerische Aufheben - mit einem gewissen, organischen Selbstverständnis in Köln... und ließ die Musik für sich sprechen. Das Charakteristikum, das die Band seit jeher auszeichnete - also die Verbindung von akustischen Folk-Elementen und elektronischen Sounds - ist dabei schon lange vom Gimmick zum integralen Anspruch des Ensembles geworden.

Wie üblich wurde dabei das Ungewöhnliche zur Norm erklärt und so agierte die Band ohne konventionelle Rhythmusgruppe, aber organischer und elektronischer perkussiver Rumpelkiste, vierstimmigem Gesang, Banjo, Melodica und den charakteristischen akustischen Gitarrenparts von Lindsay, Genders und Ashley Bates, die sich zahnradartig miteinander verflechten und somit den eigentlich roten Faden des tunng-Sounds ausmachen - während das ständige Pluckern, Piepen, Rasseln, Klöppeln und Pochen auf der perkussiven Ebene eher Zierrat-Charakter hat. Wie auch oft auf den Tonträgern des Ensembles fanden sich auch bei der Kölner Show die eingängigen, poppigen Tracks am Anfang und am Ende der Setlist - während dazwischen das verspielte, teils tranceartige Abspacen und Tontaubenschießen im musikalischen Spielzimmer im Zentrum steht.

So begann die Show etwa mit dem munteren Single-Track "Bodies" und der im Vergleich schon wieder entspannteren Nummer "Don't Know Why" vom neuen Album und endete mit "Hustle" vom 2010er Album "And Then We Saw Land" und natürlich "Bullets" - jenem hypnotisch/melodischem Signature Track, mit dem die Truppe auch bei uns bekannt geworden ist. Dazwischen ging es dann - nun ja - je nach Lesart verstiegener und/oder esoterischer zu. Hier befanden sich dann auch die wenigen Beispiele des neuen Albums wie etwa "Snails" oder "Yeekeys", aber auch ältere Konstrukte wie "People Folk" oder "Tale From Black" und die relativ straighte Folk-Single "Jenny Again". Die Band performte das Material zwar nicht gerade distanziert - aber auch nicht besonders kommunikativ.

Wie bereits erwähnt: Man ließ dann lieber die Musik für sich sprechen, als sich performerisch profilieren zu wollen. Natürlich kann es bei einer Band wie tunng nicht darum gehen, die Studio-Produktionen 1:1 auf der Bühne zu reproduzieren - und so ging es dann eher um das entspannte Umspielen der zugrunde liegenden Songs; nicht jedoch um klassische Jam-Sessions - denn dazu ist das Feingewebe des Materials zu stark strukturiert. Eine Party-Band sind tunng dann ja auch nicht gerade, sodass das dann für die Zuschauer eher eine Show zum intensiven Zuhören (oder aber eben Abspacen) war, als etwa eine zum Abhotten. Kurzum: Das war dann ein ordentlicher Konzertabend - wobei die interessantere Auslegung ihrer Kunst dann zweifelsohne bei Dana Gavanski zu beobachten war.

zur Foto-Galerie
Surfempfehlung:
tunng.co.uk
www.instagram.com/thisistunng
tunng.bandcamp.com
www.facebook.com/profile.php?id=61565640305636
www.youtube.com/@thisistunng/videos
www.danagavanski.co.uk
www.instagram.com/danagavanski
danagavanskifth.bandcamp.com
www.facebook.com/danagavanski
www.youtube.com/watch?v=cje-GFpc4mo
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
Banner, 234x60, ohne Claim, bestellen
 

Copyright © 1999 - 2025 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister