Was das Unternehmen tunng betrifft, so hatte sich die Band nach einigem Hin und Her nach fünf Jahren veröffentlichungstechnischer Sendepause (während der Mike Lindsay als Produzent und und mit anderen Projekten indes zur Höchstform aufgelaufen war) wieder in der Originalbesetzung mit dem zwischenzeitlich auch schon mal ausgestiegenen Gründungsmitglied Sam Genders und Multiinstrumentalistin Becky Jacobs zusammen gerauft und präsentierte sich demzufolge - ohne großes performerische Aufheben - mit einem gewissen, organischen Selbstverständnis in Köln... und ließ die Musik für sich sprechen. Das Charakteristikum, das die Band seit jeher auszeichnete - also die Verbindung von akustischen Folk-Elementen und elektronischen Sounds - ist dabei schon lange vom Gimmick zum integralen Anspruch des Ensembles geworden.
Wie üblich wurde dabei das Ungewöhnliche zur Norm erklärt und so agierte die Band ohne konventionelle Rhythmusgruppe, aber organischer und elektronischer perkussiver Rumpelkiste, vierstimmigem Gesang, Banjo, Melodica und den charakteristischen akustischen Gitarrenparts von Lindsay, Genders und Ashley Bates, die sich zahnradartig miteinander verflechten und somit den eigentlich roten Faden des tunng-Sounds ausmachen - während das ständige Pluckern, Piepen, Rasseln, Klöppeln und Pochen auf der perkussiven Ebene eher Zierrat-Charakter hat. Wie auch oft auf den Tonträgern des Ensembles fanden sich auch bei der Kölner Show die eingängigen, poppigen Tracks am Anfang und am Ende der Setlist - während dazwischen das verspielte, teils tranceartige Abspacen und Tontaubenschießen im musikalischen Spielzimmer im Zentrum steht.
So begann die Show etwa mit dem munteren Single-Track "Bodies" und der im Vergleich schon wieder entspannteren Nummer "Don't Know Why" vom neuen Album und endete mit "Hustle" vom 2010er Album "And Then We Saw Land" und natürlich "Bullets" - jenem hypnotisch/melodischem Signature Track, mit dem die Truppe auch bei uns bekannt geworden ist. Dazwischen ging es dann - nun ja - je nach Lesart verstiegener und/oder esoterischer zu. Hier befanden sich dann auch die wenigen Beispiele des neuen Albums wie etwa "Snails" oder "Yeekeys", aber auch ältere Konstrukte wie "People Folk" oder "Tale From Black" und die relativ straighte Folk-Single "Jenny Again". Die Band performte das Material zwar nicht gerade distanziert - aber auch nicht besonders kommunikativ.
Wie bereits erwähnt: Man ließ dann lieber die Musik für sich sprechen, als sich performerisch profilieren zu wollen. Natürlich kann es bei einer Band wie tunng nicht darum gehen, die Studio-Produktionen 1:1 auf der Bühne zu reproduzieren - und so ging es dann eher um das entspannte Umspielen der zugrunde liegenden Songs; nicht jedoch um klassische Jam-Sessions - denn dazu ist das Feingewebe des Materials zu stark strukturiert. Eine Party-Band sind tunng dann ja auch nicht gerade, sodass das dann für die Zuschauer eher eine Show zum intensiven Zuhören (oder aber eben Abspacen) war, als etwa eine zum Abhotten. Kurzum: Das war dann ein ordentlicher Konzertabend - wobei die interessantere Auslegung ihrer Kunst dann zweifelsohne bei Dana Gavanski zu beobachten war.