NACHGEHAKT BEI: THE MOUNTAIN GOATS
Kurz vor der Tour hatten wir Gelegenheit, ein kurzes Interview mit TMG-Mastermind John Darnielle zu führen und ihn ein wenig zu seinem neuen Meisterwerk "Tallahassee", dem Debüt der Band auf dem 4AD-Label, auszuquetschen.
GL: "Tallahassee" offenbart eine neue Herangehensweise, ein bekanntes Studio (Tarbox Road), ein namhafter Producer (Tony Doogan) - hattest du dieses Mal wirklich andere Ziele?
John: "Ich hatte einfach das Gefühl nach 'All Hail West Texas', meinem ersten komplett zu Hause aufgenommenen Album seit 'Zopilote Machine', dass es einfach zeit für eine Veränderung sei. Allerdings setzte ich mir eigentlich nie Ziele. Höchstens kleine, unbedeutende wie 'Hier gibt es einen Song mit einem ziemlich gemeinen Titel, lasst uns versuchen, den Song selbst auch gemein klingen zu lassen', aber ambitionierter bin ich nicht."
GL: Würdest du sagen, dass sich mit der neuen Herangehensweise auch die Rollen innerhalb der Band verändert haben?
John: "Außer den offensichtlichen gibt es eigentlich gar keine bestimmten Rollen in der Band: Ich bin der Sänger und ich schreibe die Songs und so weiter, die Band ist also eher eine Diktatur mit mir an der Spitze, deshalb kann man auch nicht sagen, dass sich die Dynamik innerhalb der Band verändert!"
GL: Auf der neuen Platte taucht das berühmt-berüchtigte "Alpha-Pärchen" wieder auf, zwei Charaktere, die schon vor zehn Jahren durch deine Songs geschlichen sind... Haben die zwei einfach ein Eigenleben entwickelt?
John: "Die zwei schießen mir einfach ab und zu durch den Kopf. Als ich zum ersten Mal über sie schrieb, hatte das einen sehr speziellen Grund, für eine limitierte Reihe von Gedichten, aber als sie sich dann erst einmal in meinen Songs wieder fanden, waren sie schwerer unter Kontrolle zuhalten. Ich liebe es, wenn bestimmte Charaktere sich wie ungebetene Gäste in meinen Songs breit machen. Es ist unglaublich witzig, an einem Song zu arbeiten und plötzlich zu dir selbst zu sagen: 'Moment mal, wessen Song ist das hier eigentlich? Ach du meine Güte, es ist schon wieder das schreckliche Alpha-Pärchen, ich hoffe, sie haben inzwischen nicht irgendwem Schaden zugefügt!'"
GL: Bedeutet das Auftauchen des Alpha-Pärchnes, dass dieses Mal die Texte mehr Gewicht haben?
John: "Nein, die Texte stehen bei mir immer an erster Stelle - das ist bei mir einfach so!"
GL: Wer die Mountain Goats erst jetzt kennen lernt – welches eurer zehn Alben wäre denn ein guter Einstieg?
John: "Ich denke, 'The Coroner's Gambit' wäre nach 'Tallahassee' eine gute Wahl, weil es teils im Studio, teils zu Hause aufgenommen wurde. Ich bin allerdings auch ziemlich von 'All Hail West Texas' eingenommen, eine Platte mit sehr, sehr rauen Homerecordings. Kommt ganz darauf an, was man an 'Tallahassee' mag: Wenn es die Liebesgeschichten und die Sauferei sind, ist 'All Hail West Texas' genau richtig, 'The Coroner's Gambit' handelt vom Tod, wer also die düsteren Sachen gerne mag, wird dort fündig."
GL: Abschließende Frage. Irgendwelche berühmten letzten Worte?
John: "Ich weiß nie, was ich auf diese Frage Antworten soll! Vielleicht: Hört euch Charlie
McAlister, wenn ihr könnt, er ist wirklich wundervoll und seid nett zu Tieren! Ich weiß, ich weiß, was gibt es schlimmeres, als einen Musiker, der den Leuten sagt, was sie tun sollen, aber ich liebe Tiere nun einmal!"