Gleich zu Beginn bekam Robin dann zu spüren, was es heißt, auf "großer" Tour mit zusätzlichen Musikern, Laserlightshow und allem möglichen Schnick und Schnack zu sein. Er war nämlich gerade auf der Toilette ("Natürlich nur, um meine Frisur zu richten!"), als um Punkt halb zehn das Introtape anging und er schleunigst auf die Bühne musste. Dem feinen Opener "Wind In Your Sail", bei dem die Streicher gleich wunderbar zur Geltung kamen, hat das allerdings nicht geschadet. Bei "Fool" wurde das Publikum dann Zeuge eines neuen Gesangsarrangements - zumindest wollte Robin uns das weismachen. "Ich bin heute so gut gelaunt, dass ich es ein ganz klein wenig anders gesungen habe als sonst. Euch ist das vielleicht nicht aufgefallen, mir allerdings schon!"
Überhaupt die Streicher: Wer gedacht hatte, die vier würden nur bei den ruhigen Nummern zum Zuge kommen, lag falsch, selbst bei krachigen Nummern wie "Desert Song No. 2" setzten die Streicher Akzente und ließen das mit brachialer Wucht gespielte "The River Song" fast ein wenig nach dem Led-Zeppelin-Epos "Kashmir" klingen. Dabei hatte Robin, der Schelm, ausgerechnet vor diesem Song grinsend etwas von subtilen Strukturen und der Annäherung an die Düsseldorfer Lokalhelden Kraftwerk gemurmelt! Doch nicht nur, weil sich der Sophia-Vordenker äußerst redselig gab, war es auch für diejenigen, die bereits die Frühjahrs-Shows besucht hatten, ein äußert kurzweiliger Abend. Neben den obligatorischen Highlights wie "Oh My Love" und "Swept Back" stand nämlich nun auch endlich "Holidays Are Nice" auf der Setlist, dargeboten in einer überarbeiteten Version, bei der Gitarrist Adam Franklin - eine Premiere für Sophia? - eine feine Harmoniestimme beisteuern durfte, und auch "Bad Man" war neu im Programm. Etwas unverständlich nur, dass ausgerechnet "Ship In The Sand", vor drei Jahren beim One-Off-Konzert mit Streichern in der Krefelder Lutherkirche eines der Highlights, nun völlig außen vor blieb.
Das reguläre Programm schloss mit dem gewaltigen Phon-Inferno "If A Change Is Gonna Come", bei dem Robins Stimme zwar völlig unterging, das aber dennoch für maximale Begeisterung im gut gefüllten Zakk führte. Das Konzerte endete dann, wie es angefangen hatte, und Robin bekam eine weitere Chance, sich mit der für ihn ungewohnten Größenordnung dieser Tournee auseinanderzusetzen: Da gab es doch tatsächlich in Reihe eins eine junge Dame, die - bei früheren Sophia-Konzerten undenkbar - gleich mehrfach danach verlangte, ein zweites Mal "Oh My Love" zu hören. "Das kommt davon, wenn man einen Hit hat", meinte Robin seufzend, um dann, als die junge Dame sich mit seinem Nein nicht zufrieden geben wollte, hinzuzufügen: "Egal wie gut du aussiehst, selbst ein hübsches Gesicht wird mich nicht dazu bringen, den Song noch einmal zu spielen". Stattdessen gab es eine traumhafte Version des Standards "So Slow" nur von Robin mit den Streichern, ein behutsames "The Sea" und - als ungeplante letzte Zugabe - ein Solo bei "Another Trauma". Wie meistens bekam Robin den Song nicht fehlerfrei hin, aber das gehört bei dem Stück inzwischen fast dazu.
Nach drei Frühjahrs-Konzerten im westlichsten Teil Deutschlands, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, war das Konzert in Düsseldorf gewissermaßen die Summe aller vorherigen Shows: Die Streicher spiegelten - auf positive Weise - die Zerbrechlichkeit des Gastspiels in Münster wider, besonders zu Beginn und bei den Zugaben fühlte man sich an sanfte Bedächtigkeit des März-Auftritts in Köln erinnert, und auch die ungefilterte Rockpower des Krefelder Konzerts gab es im Zakk zu spüren. Nach dem Konzert sagte Robin den Gaesteliste.de-Korrespondenten freudestrahlend: "Ihr habt euch ein wirklich gutes Konzert ausgesucht". Ohne Frage, das waren Sophia in Bestform!