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Konzert-Bericht
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Stolz auf 25 Jahre
The Mission
Bochum, Zeche 08.09.2012
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Eigentlich waren The Mission längst aufgelöst. "The Final Chapter" hieß die DVD, auf der Wayne Hussey und seine zuletzt immer schneller wechselnden Mitstreiter die finalen Shows der britischen Gothic-Rock-Legende im Londoner Shepherd's Bush Empire Anfang 2008 verewigt hatten. Zum 25. Bandjubiläum ließ sich Hussey dann letztes Jahr allerdings doch noch einmal aus der Reserve locken, weil die Gründungsmitglieder Simon Hinkler (Gitarre) und Craig Adams (Bass) ihre Bereitschaft erklärten, wieder mit ihrem alten Frontmann gemeinsame Sache zu machen. Lediglich der ursprüngliche Drummer Mick Brown musste durch Jungspund Mike Kelly ersetzt werden. Mitreißende Konzerte absolvierten die vier gemeinsam letzten Herbst und hatten dabei so viel Spaß, dass sie dieses Jahr gleich noch mehr spielen wollten. Das einzige Deutschland-Konzert fand dabei in der voll besetzten Zeche in Bochum statt, gleichzeitig wurde das letztes Jahr mitgeschnittene neue DVD/CD-Package "Silver" erstmals vorgestellt.
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"29 Jahre ist es her, seit Craig und ich hier zum ersten Mal mit den Sisters Of Mercy gespielt haben", ließ der bestens gelaunte Hussey das Publikum wissen. "Da war unser neuer Schlagzeuger Mike gerade mal zwei!" Für nostalgische Gefühle war in Bochum dennoch weniger Platz als noch im Jahr zuvor beim ausverkauften Konzert im Kölner Stollwerck. Natürlich, auch dieses Mal lag das Hauptaugenmerk auf den alten Songs, die vor Hinklers Ausstieg 1990 entstanden waren, trotzdem präsentierte sich in der Zeche eine andere Band als noch vor Jahresfrist. Spaß hatten The Mission auch schon in Köln gehabt, trotzdem war damals das Bemühen erkennbar, die Songs so originalgetreu wie möglich zu spielen. In Bochum dagegen erlaubten sie sich doch deutlich öfter kleine Schlenker - nicht immer absichtlich, wie so manches breite Grinsen der Musiker unterstrich. Aber anstatt sich über kleine Fehler zu ärgern, wurde gelacht und das Beste daraus gemacht, und letztlich konnten die kleinen Unsauberkeiten wie der Patzer beim Intro von "Wasteland" einfach locker unter "Spielfreude" verbucht werden. Dennoch war zu jedem Zeitpunkt spürbar, dass The Mission nach der Rückkehr von Adams und Hinkler nun keine Rock-Band mehr, sondern wieder eine Goth-Band sind.
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Das Publikum war derweil von der ersten Sekunde an auf der Seite seiner alten Helden. Gleich die ersten Songs, "Beyond The Pale" und "Hands Across The Ocean", wurden laut mitgesungen - so laut sogar, dass Hussey bisweilen gar nicht selber singen musste. Im Großen und Ganzen war das Programm zwar an die Kölner Setlist angelehnt, aber einige nennenswerte Änderungen gab es doch. So gab es in Bochum die packende Rock-Version von "Kingdom Come" zu hören, die in Köln noch gefehlt hatte, und sogar zwei neue Songs hatte die Band in petto: Das hymnische "Chernobyl Heart", bei dem gewissermaßen Husseys 90er-Jahre-Songwriting auf die klanglichen 80er-Jahre-Tugenden von The Mission stieß, und die ambitionierte Ballade "Falling", die an diesem Abend noch etwas hakte und so hinter Husseys bereits seit einiger Zeit bekannter Soloversion zurückblieb. Als Entschädigung gab es reichlich alte Songs, von denen insbesondere die ganz alten mit viel Authentizität und packendem Sound begeisterten, allen voran "Naked And Savage" und das heimliche Highlight der gesamten Veranstaltung, "Crystal Ocean". Zwischendurch erlaubte sich Hussey Scherze mit seinen Musikern (so schlich er ausgerechnet während dessen Gesangssolo zu Adams herüber und legte seinem Bassisten den Kopf auf die Schulter, um ihn aus dem Konzept zu bringen), erzählte absichtlich schlechte Witze oder lieferte sich den ein oder anderen Schlagabtausch mit dem Publikum. So parierte er den Zwischenruf "Ich hab euch schon 1987 und 1988 gesehen!" locker mit "Da musst du aber mächtig stolz auf dich sein", und als dem verdutzten Zwischenrufer keine bessere Antwort einfiel, als Hussey ebenfalls noch einmal ein "Da musst du ja stolz auf dich sein" entgegenzubrüllen, konterte Hussey: "Ja, das bin ich auch!"
Nach dem unausweichlichen Singalong bei "Deliverance" am Ende des Mainsets gab es sogar noch eine neue Coverversion als erste Zugabe. "Wenn ihr alte Songs mögt, dann wird euch der nächste ganz besonders gefallen", meinte Hussey mit augenzwinkerndem Blick auf die mit 80er-Jahre-Hits gespickte Setlist, und schon warf sich die Band kopfüber in Bob Dylans "All Along The Watchtower", arrangiert als Goth-Version des berühmten Neil Young-Arrangements! Apropos Neil Young: Dessen "Like A Hurricane" gab es gleich im Anschluss, bevor mit "Blood Brother" und "Tower Of Strength" zwei unverwüstliche alte The-Mission-Songs den tollen Konzertabend nach rund 100 fulminanten Minuten beendeten.
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Surfempfehlung:
www.themissionuk.com
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Text: -Simon Mahler- Fotos: -Simon Mahler-
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