NACHGEHAKT BEI: KATE BOLLINGER
GL.de: Du bist ja noch nicht so alt - lässt aber keine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, wie lange du schon Musik machst. Wie bist du denn in dieses Metier hineingeraten?
Kate: Das war keine bewusste Entscheidung. Meine Mutter ist eine Musikern, sie ist eine Musiktherapeutin und ich bin mit ihr singend aufgewachsen. Sie macht Musik für Kinder und arbeitet mit Kindern mit Autismus und älteren Patienten mit Hirnschädigungen. Einen besonderen Anlass gab es für mich nicht, Songs zu schreiben. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich im Alter von acht Jahren zum ersten Mal mit meiner Mutter nach New York gefahren bin - da habe ich im Zug schon erste Songs geschrieben.
GL.de: Gedichte oder Reime?
Kate: Ich schreibe auch Gedichte - aber die Songs entstanden schon früher. Wenn ich einen Song schreibe, dann beginne ich immer erst mit der Musik - indem ich was auf der Gitarre ausprobiere und dann suche ich nach einer Gesangsmelodie und erst dann kommen Worte und Texte ins Spiel.
GL.de: In deiner Musik findet sich eine ziemlich eklektische Stile-Sammlung. Wie kommt denn das?
Kate: Das kommt einfach daher, dass ich so vielen verschiedenen Arten von Musik ausgesetzt bin. Ich werde oft gefragt, ob ich von Indie-Künstlerinnen wie mir selbst beeinflusst bin - und meistens ist das nicht der Fall. Ich mag Künstlerinnen wie Joni Mitchell, Feist oder The Extrordinaires aus Philadelphia. Und dann haben mich meine älteren Brüder auch immer wieder mit unterschiedlicher Musik konfrontiert.
GL.de: Und woher kommen die Jazz Vibes in deiner Musik?
Kate: Drei meiner Bandmitglieder haben Jazz-Theorie in Richmond an der Uni studiert. Die haben diese Vibes in meine Musik gebracht - was ich sehr mag. Ich denke, dass ich jetzt meinen Sound auch gefunden habe und in dieser Richtung weiter machen werde. Ich will dabei nicht ausschließlich in eine elektronische Richtung gehen - aber festlegen möchte ich auch nicht. In der Zukunft will ich sicher auch mal wieder eine akustische Sache mit Stimme und Gitarre und vielleicht ein paar Keyboards machen.
GL.de: In einem Interview sagtest du ein Mal, dass das Schreiben von Songs für dich vergleichbar sei mit dem Träumen. Was meinst du denn damit? Träumen ist doch keine kognitive Tätigkeit, wie das Schreiben von Songs.
Kate: Das meint, dass das Schreiben von Songs für mich eine ziemlich passive Angelegenheit ist. Ich weiß zum Beispiel nie, worüber ich eigentlich schreiben will, wenn ich an einem Song arbeite. Ich finde etwas auf der Gitarre, dann finde ich vielleicht ein paar Worte, die irgendwie gut klingen oder die ich mag. Dann passiert alles irgendwie und erst nachher weiß ich dann, worüber ich eigentlich gerade nachgedacht habe.
GL.de: Das Ergebnis ist dann ein charmantes, humorvolles, musikalisches Tagebuch, oder?
Kate: Teilweise ist das sicher so. Ich muss dabei aber aufpassen, dass ich nicht zu viele Details meiner selbst preisgebe und nicht zu persönlich werde. Zumindest diesen Aspekt meiner Arbeit muss ich also kontrollieren.
GL.de: Was ist denn heutzutage deiner Meinung nach die größte Herausforderung für eine Songwriterin?
Kate: Wonach ich suche, sind gute Melodien. Das ist deswegen interessant, weil man Musik auf so viele unterschiedliche Weisen wahrnehmen kann. Manchmal diskutiere ich z.B. mit meinem Produzenten John, warum er diesen oder jenen Song gut findet - weil er auf die Produktion achtet und ich das gar nicht tue. Von mir aus kann etwas richtig schäbig produziert sein - und ich mag das dann trotzdem, so lange nur die Gesangsmelodie stimmt. Vermutlich, weil ich eine Sängerin bin. Und was die Texte betrifft, so ist das ja so, dass ich über offensichtliche über Dinge schreibe, die jeder schon mal auf diese oder jene Weise erfahren hat. Ich versuche dann, einen Ansatzpunkt zu finden, der mein eigener ist, indem ich die Perspektive ein wenig verbiege. Es ist wichtig, seinen eigenen Ansatz und seinen eigene Betrachtungsweise universeller Themen zu finden. Die größte Herausforderung, ist unter dem Strich dann die, sich Gehör zu verschaffen. Nicht in Bezug auf die Lautstärke, sondern Leute zu erreichen, die das, was ich singe, interessant finden.
GL.de: Und welche Fans sind dir dann am Liebsten?
Kate: Menschen, die sich für die Musik interessieren - Musikliebhaber, denen Musik dann auch wichtig ist.