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Sad Old Men

Richard Thompson / Danny Thompson

Köln, Gloria
29.05.2000
Thompson
"Da sind ja genau 3 Frauen im Publikum", stellte einer der Besucher des einzigen Richard / Danny Thompson Konzertes im Umkreis betroffen fest. "Ja, das stimmt", antwortete der Kollege, "das ist Musik für traurige, alte Männer, wie uns." Nun ja, ganz so schlimm war es zwar nicht, dennoch war das Durchschnittalter des Publikum weit jenseits der Zulässigkeitstoleranz hipper Techno-Parties. Das macht auch Sinn: Immerhin ist Richard Thompson so was wie die graue Eminenz des Erwachsenen-Rock. Seit den Gründertagen der legendären Fairport-Convention ist dieser Musicians-Musician aus dem Background kontemporären Folk-Rocks nicht mehr wegzudenken. Allerdings - und das machte Thompson an diesem Abend auch wieder einmal besonders ohrenscheinlich deutlich: Thompson war nie jener verklärte Folkie, auf den ihn seine Epigonen immer gerne reduzieren möchten.
Thompson
Gleich die ersten Tracks von seinem letzten Studio-Album "Mock Tudor" machten dies deutlich: Das rockte und swingte mehr, als daß es lagerfeuerte. Thompson, mit seinem langjährigen Wegbegleiter und nicht verwandten Namensvetter Danny am akustischen Baß, überzeugte vor allen Dingen als Songwriter, dann als beseelter Interpret und erst zuletzt (aber nicht zu knapp) als virtuoser - in diesem Falle akustischer - Gitarrengott. Seine Songauswahl - viel Neues, wenig Traditionelles und Einiges aus seiner 80er Glanzphase, kurz nach der Trennung von Linda - polarisierte ein wenig. Die Traditionalisten mahnten die "New Wave"-Einflüsse der rockigeren Tracks an, den Songfreunden wurde ein wenig zuviel gedaddelt und den jungen Leuten sagten Thompsons Referenzen an die gute alte Zeit nix ("Al Bowley"). Gerade das aber zeigte einen lebendigen, intelligenten, neugierigen Musikanten, der sich in allen Genres soweit auskennt, daß er diese bis an die Grenzen ausloten kann - und dies auch tut. Thompson ist nicht leicht zu verdauen und fast ein bißchen unbequem. Aber gerade dies macht in Zeiten des Konformismus und musikalischer Kompromisse ja gerade den Reiz aus. Nun ist Thompson daneben aber noch ein begnadeter Entertainer, der mit seinem Publikum auch mal gerne einen Witz macht (oder auch zwei) und daneben ist sein "Gedaddel" im Gegensatz zu vielen Nachahmern auch niemals langweilig. Wohl auch deshalb, weil seine Soli niemals Selbstzweck, sondern Mittel zum Song sind. Sein jazziger "Hamlet in zwei Minuten" ist so ziemlich die Essenz dieses Ansatzes. So kam es denn, daß dies unterm Strich zu einer recht unterhaltsamen Lehrstunde darin wurde, daß genreüberschreitendes Denken, Virtuosität, Entertainment, Witz und die Verbeugung vor dem Liedgut sich keineswegs ausschließen, sondern sich vielmehr zu einem homogenen Ganzen verbinden lassen. Thompson schaffte es sogar mit seiner aktuellen "Hitsingle" "Crawl Back" und dem Klassiker "Shoot Out The Light" einen runden Bogen zwischen gestern und heute zu schlagen. "Und diesmal werden wir die Fußball-EM gewinnen", triumphierte er am Ende. Kollege Danny holte ihn dann aber wieder auf typisch britische Art auf den Boden zurück "Nein, die bekommen ihre Elfmeter und gewinnen dann doch wieder."
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
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