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Konzert-Bericht
 
"Count faster!"

Low
Kid Dakota

Köln, Gebäude 9
16.04.2005

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Low
Selten haben Low so viel Kritik einstecken müssen wie für ihre aktuelle LP "The Great Destroyer". Dabei hatte der mutige Schritt, sich endgültig von der Slow-Core-Lethargie zu lösen und Lautstärke und Pop in ihre Musik einziehen zu lassen, doch eigentlich Applaus verdient. Auch das Konzert in Köln unterstrich wieder die Wandlungsfähigkeit von Alan Sparhawk, Mimi Parker und Zak Sally: Mit einer einzigen Ausnahme gibt es keine Nummer, die sie bei allen vier Gastspielen in der Domstadt seit ihrem Debüt im MTC 1999 gespielt haben.
Nach einem etwas wackeligen Start der diesjährigen Deutschlandtournee im Hamburger Westwerk (einem Saal, mit dem Sänger Alan nicht so recht warm wurde) und einem Abstecher in den Berliner Postbahnhof kehrten Low in Köln in ein Venue zurück, das ihnen bestens vertraut war - schließlich hatten sie hier 2001 und 2003 bereits zwei feine Konzerte absolviert. Selbst der Supportact war handverlesen, schließlich veröffentlichen Kid Dakota auf dem Low-eigenen Label Chairkickers Music. Mit ihrem 50-minütigen Auftritt spaltete die Band aus Minnesota das Publikum. Während später einige Menschen in der ersten Reihe sagten, dass ihnen bei der energiegeladenen Performance regelrecht die Kinnlade herunter gefallen sei, waren einige Zuschauer in den hinteren Reihen vom schrill-aggressiven Sound Kid Dakotas weniger begeistert.

In puncto Experimentalismus wollten Low danach nicht zurückstehen und krempelten kurzerhand ihre Setlist im Vergleich zu den vorangegangenen Konzerten der Tournee komplett um. Standen ansonsten zumeist die lauteren Songs von "The Great Destroyer" am Anfang, begann das Konzert an diesem Abend - für Low geradezu traditionell - leise und bedächtig mit Alan und Zak an den Akustikgitarren. Selbst das wunderbare "Dragonflies" (ein unveröffentlichtes Überbleibsel von "The Great Destroyer") stand an diesem Abend schon sehr früh auf der Setlist. Apropos Setlist: Ganz wohl schien den dreien bei dem vor der Show auf einen Pappteller aus dem Backstagebereich niedergeschriebenen Programm allerdings nicht zu sein. Jedenfalls gab es häufig lange Pausen, in denen das Trio im Flüsterton und hinter vorgehaltener Hand das weitere Vorgehen diskutierte, nur um danach in hektischer Betriebsamkeit zurück zu den Instrumenten zu eilen und den nächsten Song in Angriff zu nehmen. Zu diesem liebenswert-skurrilen Auftreten passte auch die Geschichte von der durch ihren Vorbesitzer arg strapazierten Gitarre, die trotz all ihrer Entbehrungen nie Minnesota verlassen hatte und von ihrem Neubesitzer Alan nun nur mit auf Tour genommen wurde, "damit sie mal was von der Welt sieht". Eine Ansage, die Alan danach übrigens selbst mit "That was a really stupid story" kommentierte.

Die beste Nachricht des Abends war dagegen sicherlich, dass die lauten Songs der aktuellen LP auch live ganz ausgezeichnet funktionierten - der raue Pop-Appeal von "California" kam ebenso gut zur Geltung wie die geradezu brachiale Wucht von "When I Go Deaf". Die Band selbst hatte auch sichtbar Spaß an der rockigen Seite ihrer Musik. Einmal hielt Alan sogar einen Song nach wenigen Takten mit den Worten "count faster" an, weil Zak die Nummer zu langsam (!) angezählt hatte! Natürlich gab es längst nicht nur neue Songs: "I Remember" war Minimalismus pur, "Sunflower" ohrwurmig-wunderschön wie immer und "(That's How You Sing) Amazing Grace" verbreitete einmal mehr Gänsehaut-Feeling.

Klar, dass da die Begeisterung des Publikums kaum Grenzen kannte und gleich zwei Zugabenblöcke hermussten. Der erste wurde mit einer äußerst bizarren, eigentlich unbeschreiblichen Performance begonnen: Zak kickte mit seinen Füßen einen überdimensionalen Hammer, der schon seit dem ersten Lied mitten auf der Bühne gelegen hatte, im Takt (!) über den Boden, während Alan dazu Trini Lopez' "If I Had A Hammer" intonierte... Danach bat Zak das Publikum um Songvorschläge, schränkte die allerdings wild mit den Armen rudernd umgehend ein: "Songs we know how to play and that we want to play"! So gab es dann ganz zum Schluss zunächst "Like A Forest" ("Heute Abend heißt der Song 'Germany', weil der 'Black Forest' drin vorkommt") und sogar eine Nummer, die sie auf ihrer vorangegangenen USA-Tournee eben nicht hatten spielen wollen: "Over The Ocean", der einzige Song, der weiter als die letzten drei Alben zurückreichte. Und wie hätte man diesen wirklich furiosen Auftritt besser beenden können?

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Surfempfehlung:
www.chairkickers.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
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