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Konzert-Bericht
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Breakfast Club
Idlewild
Köln, Prime Club 17.05.2005
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Nein, richtig voll war es an diesem Abend nicht im Prime Club. Schließlich waren alle hippen Menschen (oder zumindest die, die sich dafür halten) auf der anderen Rheinseite, um everybody's favorite hype of the moment, den Kanadiern Arcade Fire, zu huldigen. Dabei gab es allen Grund, sich das Idlewild-Konzert anzuschauen, immerhin war der von Gaesteliste.de präsentierte Kurztrip in unsere Gefilde die erste Headline-Tournee des unlängst zur drittbesten schottischen Band aller Zeiten gekürten Quintetts aus Edinburgh überhaupt - und darauf hatten nicht nur einige Menschen in Reihe 1 lange, lange gewartet.
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Wunderbar auch, dass sich Idlewild dieser Situation offensichtlich bewusst waren und anders als bei ihren jüngsten Konzerten in Großbritannien an diesem Abend wirklich Titel aller fünf Alben spielten. Dass sie sich selbst bis vor kurzem noch als Singles-Band sahen, hatte immer noch reichlich Einfluss auf die Setlist: Aus den Frühwerken gab es - von der sehr willkommenen Ausnahme "The Bronze Medal" abgesehen - nur die Auskopplungen zu hören, aber will sich jemand beschweren, dass Songs wie "Little Discourage", "These Wooden Ideas", "American English" oder "A Modern Way Of Letting Go" auf dem Programm standen? Dazu gab's natürlich viele Songs aus dem neuen Album "Warnings / Promises" - "das in den Läden steht und sich moderat verkauft", wie Roddy spitz anmerkte. Die überschaubaren Verkaufszahlen sind auch der Grund, warum Idlewild so selten in Deutschland spielen. "Wir sind hier einfach nicht besonders populär", meinte Roddy nach etwa der Hälfte der Show und fügte, nach unüberhörbaren "Beileidsbekundungen" aus dem Publikum, hinzu: "Ich wollte kein Mitleid, das war eine Feststellung... Was ich eigentlich sagen wollte: Es ist schön, hier zu sein!" Immerhin wagt das Quintett im Juni einen weiteren Versuch, beim hiesigen Publikum zu landen, wenn sie bei Southside und Hurricane auftreten. "Um 9.00 Uhr morgens", wie Roddy grinsend meinte, "bringt euer Frühstück mit!"
Mit den neuen Songs wie "I Understand It" oder "Love Steals Us From Loneliness" jedenfalls bewiesen die Schotten, dass die neuen Idlewild vielleicht die besten überhaupt sind. Nach einem unnötig lang gezogenen Psychedelic-Exkurs ließen es die Schotten gegen Ende dann noch einmal richtig krachen: Erst mit dem auch sieben Jahre nach seiner Veröffentlichung noch höchst explosiven "When I Argue I See Shapes", mit "Roseability" (inklusive Fake-Ending) und natürlich "You Held The World In Your Arms". Doch auch wenn Roddy Letzteres schelmisch grinsend als die letzte Nummer des Abends abgekündigt hatte, gab's natürlich noch eine Zugabe - und die hatte es in sich. Zuerst gab es doch tatsächlich eine Nummer aus dem Debüt "Captain" zu hören! Nun gut, "Self Healer" wurde nicht in der punkrockenden Originalversion gespielt, sondern nur von Roddy und Rod als Duo in der gedämpften Version, wie sie auch auf der B-Seite der "Roseability"-Single verewigt ist, doch das war noch nicht einmal die größte Überraschung des Abends. Nachdem Idlewild in den letzten Jahren immer wieder glänzenden Geschmack bei der Auswahl ihrer Coverversionen bewiesen haben ("Boys Don't Cry" von The Cure, "Winter Is Blue" von Vashti Bunyan, "Everything Flows" von Teenage Fanclub), gab's in Köln "einen Song von unserer derzeitigen Lieblingsband" (O-Ton Roddy) zu hören: "I Wanna Be Sedated" von den Ramones! Gabba gabba hey! Als Rausschmeißer dann noch eine Nummer von "Hope Is Important" ("A Film For The Future"), und alle waren glücklich. Die zwei Stunden Spielzeit, die uns Roddy im Februar beim Interview versprochen hatte, erreichten Idlewild zwar nicht, aber selbst für diese 90 Minuten ist man geneigt zu sagen: Fast ein Jahrzehnt Wartezeit auf die erste Headline-Tournee der Schotten hat sich gelohnt!
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Surfempfehlung:
www.idlewild.co.uk
www.myspace.com/idlewild www.idlewilder.co.uk
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Text: -Carsten Wohlfeld- Foto: -Carsten Wohlfeld-
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