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Konzert-Bericht
 
Treffen der Generationen

Ben Weaver

München, Zerwirk Gewölbe
12.05.2005
Ben Weaver
Das Zerwirk Gewölbe in der Münchner Innenstadt hat schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel. Der historische Saal wird von vier Pfeilern aufgeteilt, auf denen sich neun Kuppelgewölbe abstützen. Darunter eine kleine, niedrige Bühne und ein paar Ledersofas und Fauteuils. Ein wahrhaft gediegenes Ambiente für das vorletzte Konzert der aktuellen Tournee und ein seltsamer Gegensatz zur Szenerie, die der erstaunte Ben Weaver bei seiner Ankunft in der direkten Nachbarschaft vorfinden musste. Inzwischen ist der Marienplatz samt Ausfallwegen übersäht von Sektflaschen, Pappbechern und sonstigem Müll. Bayern ist Meister, mal wieder.
"Ihr müsst ja alle mächtig gut drauf sein, ihr habt irgendein Fußballding gewonnen, nicht?", fragt der Mittzwanziger am Anfang seines Auftritts ins Publikum, aber damit erntet er nur verhaltene Bestätigung. Keine Fußballfans anwesend und das Gewölbe mit etwa 50 Leuten eher schwach besucht an diesem Abend. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass der Altersdurchschnitt der Anwesenden deutlich über dem der Musiker liegt, aber eigentlich passt das schon zum Sound, den der junge Mann aus dem Mittelwesten der USA seit nunmehr vier Alben unters Volk bringt. Irgendwie ein bisschen retro, eher nachdenklich und ein wenig schwermütig. Wer’s zynisch mag sagt hinfällig - so wie man eben wird, jenseits der 30.

Dann greift Ben Weaver zu seiner Martin Gitarre und versinkt in den Mikrokosmos seiner traurigen Außenseitersongs. Seine Band folgt ihm zurückhaltend und ergeben. "Cold House", "Wilderness", "40 Watt", "Old Mission", 16 Songs stehen auf der Playlist, geben eine Überblick über das bisherige Schaffen. Im Gegensatz zu den bekannten Aufnahmen sind die Interpretationen an diesem Abend deutlich dynamischer dargeboten. Bis zum ersten Refrain bleiben die Mitspieler in Deckung, dann dürfen sie aber richtig ran und was als stilles Solostück begann, gerät regelmäßig zum Breitwandkino.

Steve Murray am Bass und Dave Weingardt an Schlagzeug und Mailbox (der hat da wirklich so einen typisch amerikanischen Wellblechtunnel an sein Drumset montiert) marschieren zuverlässig im Mittelfeld. Dave Boquist an der Leadgitarre hingegen bildet eine hängende Spitze im System. Sein ideenreiches Spiel gibt den folkigen Songs stets eine zusätzliche stilistische Komponente und meist klingt es dann auch nach Countryrock in der gepflegteren Variante. Richtig voll wird der Sound, wenn Daves Frau Dona vom Auditorium auf die Bühne steigt und ihre sanften Backing Vocals beisteuert, die einen angenehmen Kontrast zu Bens Stimme abgeben. Der wird ja immer wieder mit dem jungen Tom Waits verglichen und bei einigen Nummern wird dem auch musikalisch Recht gegeben, die größeren Momente für den Mann am Schlagzeug.

Dona erzählt dann später auch ein bisschen von der Tour. Ja, gut gelaufen, die T-Shirts haben sie sämtlich verkauft und jetzt sind alle auch froh, dass es wieder heimwärts geht, auch wenn man sich ein wenig für sein Heimatland schämt. Vorher gibt es aber noch ein paar Zugaben. "Starvation Bay" und "Ballad Of A Thin Man" von Bob Dylan und "Two Girls” von Townes van Zandt. Das Publikum ist glücklich und zufrieden, wirkt aber auch ein bisschen müde, oder einfach deutlich über 30.

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Text: -Dirk Ducar-
Foto: -Sandy Dyas-


 
 

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