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Doppelte Premiere

Rise Against
Alexisonfire/ Red Lights Flash

Hamburg, Knust
15.05.2005
Rise Against
Vor dem Knust ging gar nichts mehr, überall wurden Karten gesucht, beim Türsteher um Einlass gebettelt und meist enttäuscht wieder das Weite gesucht. Rise Against hatten ihre erste Headliner-Show in Deutschland ausverkauft! Die ersten Fans kamen bereits gegen 18 Uhr zum Club, schon lange vor der ersten Vorband tummelten sich Hamburgs Gitarren-Freunde rund ums und im Knust und freuten sich auf drei spannende Bands.
Los ging es mit den Österreichern Red Lights Flash, die zwar mit "Free" ein richtig starkes Album veröffentlicht und mit dem A-F-Records (Anti-Flag) ein großes Label im Rücken haben, aber trotzdem mit den anfangs zähen Reaktionen zu kämpfen hatten. Doch das Quartett gab nicht auf und erkämpfte sich mit der Zeit immer mehr Zuschauer vor die Bühne, die langsam aber sicher eine amtliche Party feierten. Trauriger Höhepunkt und gleichzeitlich bestes Beispiel für das Engagement der Band war sicher die Verletzung von Christoph. Kurz vor Ende der Show riss sich der Gitarrist den Meniskus im rechten Knie. Doch anstatt die Show abzubrechen, hüpfte der Typ einfach nur noch auf einem Bein und spielte die Show konsequent zu Ende. Respekt und gute Besserung zu gleich!

Während Red Lights Flash sich ihr Publikum erspielen mussten, war bei den anschließenden Screamo-Helden Alexisonfire sofort Stimmung und in kürzester Zeit verwandelte die Band gemeinsam mit dem Publikum den Club in ein ausflippendes Knust. Von vorne bis fast ganz hinten wurde getanzt und gesprungen und Chef-Schreihals George Logan rang mehrmals um Worte, als er den begeisterten Mob vor sich sah und war sichtlich überrascht, dass so viele nahezu jeden Text mitsingen konnten. "Diese Show gehört ganz sicher unter die Top-3 unserer Europa-Gigs", sagte er, lächelte und ergänzte: "Wir werden sehen, ob es die Nummer 1 wird." Eigentlich egal, denn der erste Deutschland-Gig der Kanadier war so oder so ein bombastischer Erfolg. Aber die Band tat auch einiges dafür. Eine mehr als mitreißende Performance, ein ungemein sympathisches Auftreten, großartige Songs vom selbstbetitelten Debüt und als sich George nach einer knappen Dreiviertelstunde in die Menge warf, war das nur der Höhepunkt einer Show voller Höhepunkte.

Bei Rise Against konnte eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Und ging auch nicht. Mit "The Unraveling", "Revolutions Per Mile" und "Siren Songs Of The Counter Culture" haben sie drei mitreißende Alben, als Support von unter anderem Sick Of It All und Mad Caddies schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie auf der Bühne einfach ohne Ende Arsch treten und wenn sich tausend Hamburger an einem Sonntag schon fleißig in Stimmung getrunken und getanzt haben, steht einer zünftigen Punkrock-Party nichts mehr im Wege. Und für diese mussten Rise Against gar nicht viel tun. Einfach ihre besten Stücke der drei Alben spielen und schon stand keiner mehr still. Der Großteil des Sets bestand natürlich aus aktuellen Krachern wie "State Of The Union", "Blood To Bleed" oder "Paper Wings" und den Zugaben "Swing Life Away" (Sänger Tim nur mit Akustik-Gitarre) und dem schlichten Überhammer "Give It All", aber auch Songs aus der Fat Wreck-Phase ("Black Mask & Gasoline", "Like The Angel", "Six Ways Til Sunday") wurden gespielt und abgefeiert. Die Bühne wurde bevölkert, sogar von der Treppe in den Pulk gesprungen und als bei "Anywhere But Here" die Menge lauthals den Refrain übernahm, war jedem klar, bei einem atemberaubenden Konzert anwesend zu sein. Sogar der junge Dame, die sich später als Söhne Mannheims-Fan outete...


Rise Against
NACHGEHAKT BEI: RISE AGAINST

"Die Jungs von Red Lights Flash haben mir gesagt, hier gäbe es gute Wetter. Sie haben gelogen", lacht Rise Against-Sänger Tim McIlrath ein paar Stunden vor dem Konzert. Er steht vor dem Knust - und im Regen. Kurz zuvor saß er noch im Tourbus und beantwortete uns einige Fragen.

GL.de: Wie fühlt ihr euch beim Major Universal?

Tim: Es ist großartig! Wirklich, wir fühlen uns sehr wohl, sie respektieren uns wie wir sind und lassen uns unser Ding konsequent durchziehen. Wir haben weiterhin die komplette Kontrolle über alles, was mit Rise Against zusammen hängt. Ich kann nichts Schlechtes sagen, wir spielen tolle Shows, die meist ausverkauft sind, die Platte verkauft sich ordentlich und alles läuft sehr gut für uns.

GL.de: Warum habt ihr gewechselt?

Tim: Weißt du, wenn die Leute Fat Wreck Chords hören, denken sie an einen bestimmten Stil und Bands wie No Use For A Name, Lagwagon oder NOFX und geben uns keine Chance, weil sie denken, wir klängen genau so. Das wollten wir ändern und wir hatten den Wunsch, dass uns alle hören. Wir brauchten ein Label, das keinen "typischen" Sound hat und uns gleichzeitig mehr Leuten zugänglich macht.

GL.de: Wie haben Fat Wreck Chords reagiert, als ihr sie verlassen habt?

Tim: Sie waren zwar traurig, aber haben unsere Entscheidung respektiert. Wir haben ihnen unsere Gründe genau erklärt und sie haben es verstanden. Schließlich ging es nicht gegen sie, sondern nur um das Beste für Rise Against. Und wer weiß, vielleicht gehen wir ja nächstes Jahr wieder zu ihnen zurück? Wir haben weiterhin eine tolle Beziehung zu ihnen, haben ständig Kontakt und sie kommen auch regelmäßig zu unseren Shows.

GL.de: Ihr seid jetzt das erste Mal als Headliner in Deutschland.

Tim: Ja, das ist toll. Bisher waren immer nur die Vorband und es ist ein großartiges Gefühl, wenn man als Headliner kommt und erfährt, dass gleich die erste Show hier in Hamburg ausverkauft ist und man spürt, dass man so weit weg von zu Hause ist, aber die Fans trotzdem auf einen warten.

GL.de: Spürt ihr großen Druck?

Tim: Klar. Du spielst nicht nur länger, die Leute kommen auch extra für Rise Against und geben dafür ihr Geld aus. Aber wenn du zu stark daran denkst, wirst du verrückt. Du musst einfach raus gehen und dein Bestes geben. Mehr kannst du nicht tun.

GL.de: Könnt ihr denn jetzt euren Vorbands etwas mitgeben, was ihr gelernt habt, als ihr noch den Anheizer machen musstet?

Tim: Ich hoffe sehr. Alexisonfire zum Beispiel sind das erste Mal in Deutschland und wir tauschen uns schon aus, sitzen hier gemeinsam im Bus und erzählen natürlich auch von unseren Erfahrungen und wie es hier so läuft. Es ist ein stetiger Austausch zwischen den Bands. Aber man muss nicht immer reden, ich habe zum Beispiel viel von Sick Of It All gelernt, indem ich sie jeden Abend auf der Bühne gesehen habe und von der Intensität und Energie begeistert war.

GL.de: War es eure Entscheidung, mit Alexisonfire und Red Lights Flash zu touren?

Tim: Ja, Alexisonfire sind inzwischen gute Freunde von uns, wir sind seit vier Monaten mit auf Tour. Und Red Lights Flash kannten wir zwar vorher nicht persönlich, aber Anti-Flag haben sie uns empfohlen und sie sind wirklich klasse. Wir spielen auch nur mit den Bands, mit denen wir es wollen. Wir sollten zum Beispiel mal mit Limp Bizkit spielen, aber wir haben nein gesagt. Es macht doch keinen Spaß mit dicken Metal-Bands auf Tour zu gehen, deren Fans mögen uns es nicht. Wir wollen Punkrock-Shows spielen.

GL.de: Und was bringt die Zukunft?

Tim: Wir touren im Sommer mit Alkaline Trio durch die Staaten, wollen im Herbst noch mal nach Deutschland kommen [zusammen mit The Used, Killswitch Engaged und Funeral For A Friend spielen sie die "Taste Of Chaos"-Tour] und anschließend mit dem neuen Album anfangen.

Surfempfehlung:
www.riseagainst.com
www.theonlybandever.com
www.redlightsflash.com
Text: -Mathias Frank-
Fotos: -Pressefreigabe / Mathias Frank-

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