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"Wir basteln uns einen Song"

Giant Sand

Dortmund, FZW
27.06.2005
Giant Sand
Gerade einmal acht Monate ist es her, dass Giant Sand die Bühnen der hiesigen Umgebung unsicher machten, nach Düsseldorf und Duisburg im vergangenen Oktober waren sie in diesem Juni im Dortmunder FZW zu Gast. Wer früh genug gekommen war, konnte es sich im Biergarten gut gehen lassen und wurde dabei zudem mit einem kurzen, komplett unverstärkten Akustik-Set von Howe Gelb und seiner mittlerweile bekanntlich komplett aus Dänemark stammenden Combo überrascht.
Los ging's mit einer ziemlichen Rarität, "Down On Town / Loves No Answer" vom mittlwerweile zwanzig Jahre alten Debütalbum "Valley Of Rain" und einer recht flotten Version ihres Gassenhauers "Loving Cup". Zwischen den Stücken erzählte Howe gewohnt kryptisch - und für viele Zuschauer oft unverständlich - etwas über die Herkunft und Qualität von in Asien produzierten Martin-Akustik-Gitarren, bevor er ein Glas Wasser anforderte, um darin seine Mundharmonika einzutauchen (damit ausgetrocknetes Korpusholz des Instruments spielbar wird), was beim Publikum eher amüsiert denn interessiert aufgenommen wurde. Außerdem stellte Howe begeistert fest, dass im FZW mexikanisches Corona Bier verkauft wird, was die Band auch gleich haben musste. Ein treuer Fan machte sich die Mühe, das gewünschte Gesöff zu besorgen und wurde daraufhin sogleich mit einer CD beschenkt... Nach dem vierten Song "Yer Ropes" vom 1994er Werk "Glum" war mit diesem 100% Unplugged-Set leider schon Schluss. Zwanzig Minuten später traf man sich in der Halle beim elektrischen Hauptteil wieder.
Was folgte, war eine ziemlich laute Reise durch heftig rockendes Giat Sand-Terrain, wobei sich die Band überwiegend auf neueres Material beschränkte und auch vor komplett "on the spot" improvisierten Songs nicht zurückschreckte. Es war deutlich anzumerken, dass Howe Gelb sich, zumindest an diesem Abend, mit 70s Rock und gar New Wave-artigen Anleihen äußerst wohl fühlt. Häufig arteten die Stücke in laaaaaange Gitarrensoli aus, wie z.B. bereits bei den Openern "Shiver" und "NYC Of Time", wobei das Keyboard gerne mit dem Kopf des Gitarrenhalses malträtiert wurde. Das für Howe mittlerweile so typisch gewordene Klavier gab es auf der Bühne dieses Mal nicht. Mehrmals wurden spontane Melodie-Ideen weiter ausgeführt, was zwar wie ein Workshop zum Thema "Wir basteln uns einen Song" anmutete, aber auch die hervorragenden Live-Qualitäten dieser Band bestens veranschaulichte. "We're a jug band, and jug bands have their roots in Peru", so erklärte Howe den spontanen Einfall seiner Mitmusiker, einige Töne auf Ihren Bierflaschen zu blasen. Wer die alte und äußerst beliebte Giant Sand-Rhythmus-Combo um die Calexicos - Joey Burns und John Convertino an Bass und Schlagzeug - bisher vermisst haben sollte, konnte überrascht feststellen, dass die neue Band definitiv mit der alten mithalten kann. Alles klang sehr tight und perfekt aufeinander abgestimmt. Besonders bei "The Inner Flame", einem Song geschrieben von Howes bestem und 1997 leider verstorbenen Freund Rainer Ptacek, kreierte die Band einen 180 Grad Stimmungwechsel von überbrodelnder Energie hin zu mystischer Dunkelheit, was sich bei "Classico" zunächst fortsetzte, bevor dann wieder losgerockt wurde.

Richtig ruhig wurde es im Zugabeblock beim Song "Leather", welcher aus einem kurzen, und auch nicht sehr spannenden Jam zwischen Howe an den Drums und Peter Dombernowsky an Percussion hervorging. Kurzerhand wurden zwei junge Damen aus der ersten Reihe des Publikums auf die Bühne gebeten um "Sha-la-la, sha-la-la-la"-Background Vocals beizusteuern - so richtig geklappt hat es jedoch nicht. Vielleicht lag es an der stickigen Luft in der Halle? "So was nennt ihr heiß?" fragte Howe, der von seiner Heimatstadt Tuscon / Arizona sicherlich ganz andere Temperaturen gewohnt ist. Zum Abschluss des Abends gab es ein etwas überflüssiges aber dennoch amüsantes Potpourri aus "Hey Jude" und "Ring Of Fire", inkl. gesanglicher Publikumsbeteiligung und Discokugel (!!!), und noch ein Gitarrensolo, bis dann nach etwa 95 Minuten das Konzert zu Ende war und man wieder raus an die frische Luft und in den Biergarten gehen konnte. Ein wirklich aufregendes Konzert war es vielleicht nicht, und über den einen oder anderen Klassiker von den früheren Alben hätte man sich sicherlich noch gefreut, dennoch konnte man eine hervorragende Liveband erleben, die sehr gut auf Howes spontane Richtungswechsel eingehen vermag.

Surfempfehlung:
www.giantsand.com
Text: -Karsten Sten Bert Siebert-
Foto: -Pressefreigabe-


 
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