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Berliner in Hamburg

Hamburg Import Festival

Hamburg, Hafencity
27.08.2005

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Hamburg Import Festival
Da wo Hamburg am schönsten ist, nämlich direkt im Hamburger Hafen, fand das zweite Import Festival statt. Während es bei der ersten Ausgabe fest in der Hand lokaler Hip Hop-Stars war, kamen diesmal die Freunde gepflegter Mainstream-Unterhaltung auf ihre Kosten.
Das Programm las sich wahrlich nicht schlecht. Könnte man aber meinen, dass das Farin Urlaub Racing Team, Wir sind Helden und der Headliner Seeed die Massen mobilisieren können, sah es auf dem Gelände dann doch recht überschaubar aus. Vielleicht 5 000 Zuschauer kamen, Platz wäre sicher für mehr. Im letzten Jahr hoppten hier 7 000 Rap-Freaks. Doch das machte nichts, die Stimmung war trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ungemein gemütlich, man hatte Platz zum Sonnen und keine Probleme, sich die Bands auch mal aus der Nähe anzusehen. Und so kann man sagen: Sehr gelungenes Festival. Und fest in Berliner Hand.

Nachdem mit Kid Alex der einzige Hamburger auf der Bühne stand, eröffneten Mia. den Hauptstädter-Reigen und machten ihre Sache richtig gut. Über das Outfit von Sängerin Mieze kann man sicher streiten, über ihren Auftritt eigentlich nicht. Der war einfach klasse, weil einfach sympathisch. Selbst wer nicht unbedingt etwas mit der Musik der Band anfangen könnte, Mieze machte fast alles richtig und spielte sich in die Herzen der Hamburger. Vergessen war der unsägliche Grand Prix-Auftritt, vergessen waren die noch unsäglicheren SchwarzRotGold-Kokettierungen und vergessen waren die ganzen blöden Dinge in der Mia.-Vergangenheit. Denn wenn Mieze da mit ihren Knieschonern und grüner Spitze auf dem vorderen Monitor saß und über Einsamkeit, Hoffnung und Musik sprach und kurze Zeit später fidel über die Bretter tanzte und sich eine Horde an Fans auf die Bühne holte, musste man sie einfach mögen.

Etwas anders sah es bei Inga "Ich fordere eine Deutschquote für's Radio" Humpe und ihrer 2Raumwohnung aus. Sicher hätte man auch hier die Vergangenheit vergessen können, aber dazu wirkte Frau Humpe leider ein wenig zu selbstverliebt. Sorry, aber der Auftritt war streckenweise wirklich öde und kalkuliert. Ob sich Humpe nun auf den Schultern eines Roadies durch die Menge tragen ließ oder ebenfalls die Fans (eigentlich nur weibliche, doch Flo in Rot störe das nicht, er fühlte sich als "Sexy Girl"...) auf die Bühne bot. Spontan sieht irgendwie anders aus, 2Raumwohnung-Fans mögen es verzeihen. "Wir Berliner machen das alle so", rechtfertigte sich Humpe, die wohl befüchtete, man könne ihr Nachahmung der Mia.-Aktion vorwerfen. Natürlich tat das anschließend keine Band mehr. Und die kamen alle aus Berlin. Egal. Das Berliner Elektro-Duo, live durch Gitarrist und Drummer zum Quartett gewachsen, langweilte auch musikalisch. Jeder Song klang irgendwie gleich. Gleiches Tempo, gleicher Beat, gleiches Muster. Sicher hatten auch sie ihre Fans, doch hatten Humpe und ihre Männer wohl mit mehr gerechnet. Denn als sie schon vor dem offiziellen Ende ihres Auftrittes die Bühne verließen, gab es zwar Jubel, doch von den wohl erwarteten Zugabe-Rufen fehlte jede Spur. Trotzdem kam die Band zurück und spielte weiter. Unglücklich gelaufen...

Ein wenig unglücklich waren auch die etwas zu vielen Hamburg-Disse von Farin Urlaub. Über "das hat hier ja schon was von einem Rummel" konnte man noch lachen, auch über "Hamburger verschränken auf Konzerten lieber ihre Arme vor der Brust, anstatt zu feiern" konnte man noch schmunzeln. Doch Herr Urlaub fand kein Ende, fragte - wie übrigens schon auf seiner Headliner-Show in der Großen Freiheit 36 damals - ob er die Hamburger denn nun genug beleidigt hätte und setze ein trockenes "Die Elbe stinkt" an. Jeder Spruch ein Kracher, keine Frage, doch in der Masse zu viel. Abgesehen von seiner nicht ganz guten Laune (war er sauer, dass er nur mitten im Programm stand und nicht den Headliner markierte? Oder haben wir den Witz nicht verstanden?), war die Show aber natürlich ganz großes Kino. Kein Hit fehlte, die Band (inkl. Bläser-Fraktion und Cop-Tänzerinnen) war in Top-Form und die Stimmung war auch klasse. Und Herr Urlaub lebt übrigens in Hamburg.

Das tut auch Wir sind Helden-Bassist Mark Tavassol und der entpuppt sich immer mehr zum Sprücheklopfer der Ober-Sympathen. "Unser Schlagzeuger Pola Roy sucht übrigens einen Platz zum Schlafen heute Nacht", witzelte er und verriet mal eben eine Handy-Nummer. Sicher eine falsche, aber der Lacher saß. "Wenn ihr hier einen Typen seht und denkt, das könnte der Gitarrist von Juli sein - dann habt ihr Recht. Er trägt ein weißes T-Shirt und gibt gerne Autogramme..." Die Helden waren da und die Helden waren wie immer klasse. Auch sie boten ein buntes Best-Of-Set und machten alle glücklich. "Ich kenn keine Platte, aber jeden Song, den sie hier spielen", sagte jemand und outete die Helden als Single-Band. Bei "Denkmal" sprang das ganze Gelände, "Rüssel an Schwanz" wurden zum Massen-Mitsinger, bei "Du erkennst mich nicht wieder" knutsche jeder jeden und mit "Nur ein Wort" und "Aurelie" kann man eh nicht viel falsch machen.

Alles richtig machten anschließend auch Seeed, die nicht lange brauchten, um das inzwischen etwas müde gewordene Publikum zum kollektiven Hüpfen und Grooven zu bewegen. Dazu benötigten sie nur ein paar beliebte Hits und Rythms, ihre bekannte "Hans tritt in die Luft"-Choreographie und schon war der Zuschauer in Bewegung. Ein bisschen nettes Schleimen ("In Hamburg ist ja immer schöneres Wetter als bei uns"), etwas sympathisches Gepose ("Ihr wisst hoffentlich, dass dieses eine historische Show ist - der letzte Auftritt unserer Sommer-Tour."), viel entspannten Reggae und ein wenig eingedeutschten Snoop Dogg vor "Dickes B" dazu und fertig war der würdige Headliner-Gigs eines alles im allen guten Festivals. Denn das hat wirklich Spaß gemacht. Nur wenig ganz wenig Regen bei den Helden, überaus smpathische, weil eigentlich Festival-untypische Zuschauer, eine dadurch sehr entspannte Atmosphäre und natürlich viele gute Bands. Wenn es nur nach denen gegangen wäre, hätte es zwar eigentlich Berlin Import Festival heißen müssen, doch in Berlin fehlt der Hafen. Und es sei noch hinzu gefügt: Nicht nur der...

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Surfempfehlung:
www.hamburg-import.de
www.seeed.de
www.wirsindhelden.com
www.farin-urlaub.de
www.2raumwohnung.de
www.miarockt.de
Text: -Mathias Frank-
Foto: -Mathias Frank-


 
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