Home of the Lame-Felix singt mit warmer Stimme vom Zigarette teilen, durch die Nacht fahren, aufwachen und müde Augen reiben und Schneeflocken im Gesicht. Trotz kleiner technischer Schwierigkeiten, er kann das digitale Gerät zu seiner rechten nicht wirklich bedienen sagt er, hat er die Anwesenden wunderbar und äußerst charmant auf das abendfüllende Programm eingestimmt und das wird in der mittlerweile gut gefüllten Weltbühne mit entsprechend großzügigem Applaus belohnt. Kurz darauf betritt er die Bühne – Walter Schreifels. Solo. Mit schulterlangem Haar und unrasiert. Der Mann mit der vielseitigen musikalischen Vergangenheit wird schon gespannt erwartet. Nach anfänglicher Zurückhaltung taut er zunehmend auf. Die akustisch dargebotenen Hits seiner verflossenen Bands reihen sich in amüsante Anekdoten, die er zum Besten gibt. Der Schwerpunkt liegt bei Walking Concert, seinem aktuellen Projekt, von dem er heute Abend neben ein paar Schreifels-Shirts die CD zum Verkauf anbietet. Der ein oder andere hat Walking Concert eventuell bereits im Vorprogramm der Donots-Konzerte im letzten Jahr gesehen. Er erzählt sehr anschaulich und unterhaltsam vom Fahrrad-Diebstahl in der Heimat New York City, wo er nach fünf Jahren sein Bike in Manhattan wieder findet und es anhand des Gorilla Biscuits-Aufklebers identifiziert, den er anbrachte, als es noch seins war und wie er es dem Dieb wieder abgenommen hat. Darüber hat er natürlich auch einen Song geschrieben. Er fragt, ob wir uns schon einmal Gedanken darüber gemacht hätten, was wäre, wenn man in der Lotterie gewinnt. Oder wenn man die Wahl hat zwischen Affenhirn mit eigenem Körper oder Affenkörper mit eigenem Hirn. Er würde sich für letzteres entscheiden und meint mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht ganz überzeugt, er wäre dann wohl der pfiffigste unter den Affen. Wir hören von seinem Ausflug in das benachbarte Schanzen-Viertel mit den Bok-Restaurants an jeder Ecke und von vielem mehr. Es gibt viele Lacher auf und vor der niedrigen Bühne. Das Publikum schwitzt mit dem kleinen Sänger, der zu Hochform aufläuft. Sehr sympathisch, extrem durchnässt in zerschlissenem T-Shirt zappelt er mit der Gitarre hinter dem Mikrofon und singt und erzählt und trotzt über die Bühne hüpfend und im Takt stampfend der Hitze. Zur Abkühlung zwischendurch gibt’s einen Schluck aus der auf dem kleinen Tisch rechts neben ihm stehenden Astra-Pulle. Es schmeckt ihm.
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Die Zuhörer lauschen gebannt und wollen ihn gar nicht entlassen. Drei Zugaben á einem Song gibt es. Bei einem alten Gorilla Biscuits-Stück ist er auf Hilfe aus dem Publikum angewiesen, da der Text nicht mehr so sicher sitzt. Mit drei kleine Pausen, was ihn nicht unsympathischer macht, klappt es dann doch. Es gibt sogar einen kurzen Ansatz von Herumspringen im Publikum. Dann kehrt Ruhe ein. Völlig durchnässt, extrem dankbar und überglücklich wird Herr Schreifels kurz nach Mitternacht in den wohlverdienten Feierabend entlassen. Das Publikum sieht ebenfalls glücklich aus. Ein gelungener Abend für alle.
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