NACHGEHAKT BEI: FREUNDE DER NACHT/RUHE
Vor dem Konzert in Dortmund sprachen wir mit Nagel über seine Ambitionen als Solist und wie es überhaupt zu den Auftritten abseits der Band gekommen ist.
Nagel: Alleine aufzutreten ist eine Sache, auf die ich schon lange Bock hatte, es hat nur immer der Aufhänger gefehlt. Dadurch, dass wir ja jetzt ein Label haben, merke ich, dass bei mir unheimlich viel Zeit und Energie frei geworden ist, weil ich nicht mehr so viel am Schreibtisch sitze und mich um Hucks Plattenkiste [das MP-eigene Label] oder das Booking kümmern muss. Ich habe letztens zwei Lesungen gemacht, das war auch etwas, was ich schon immer machen wollte. Ich bin mir schon bewusst, dass das keine tolle Idee ist, aber es ist auch kein Promoding oder so. Ich habe keine eigenen Lieder. Ich wollte eigentlich gerne noch Eigenes spielen, die Songs habe ich, aber die Texte nicht, das hat nicht geklappt, weil das immer so lange dauert. Mit dem Freunde der Nacht/Ruhe-Ding, zumindest wie es im Moment ist, sehe ich mich überhaupt nicht in einer Singer / Songwriter-Tradition. Ich habe es Freunde der Nacht/Ruhe genannt, weil ich das für einen schönen Namen halte, aber eigentlich bin ich nur Nagel, der ein paar Muff Potter- und ein paar Coversongs auf der Akustikgitarre spielt.
GL.de: Sind die Soloauftritte ohne das "Sicherheitsnetz" Band für dich eine echte Herausforderung?
Nagel: Diese Konzerte funktionieren auf einem ganz anderen Level. Das ist natürlich auch der Reiz daran. Ich habe das jetzt erst zweimal gemacht, auf einem kleinen Festival im Sommer und dann letzte Woche in Berlin, und ich war jedes Mal total aufgeregt. Was mir am meisten fehlt, ist Brami, mein Freund und Schlagzeuger, der hinter mir den Beat vorgibt, an den man sich anlehnen kann - musikalisch wie mental.
GL.de: Und wie beeinflusst das die Songauswahl?
Nagel: Da bin ich total frei, aber ich spiele natürlich nur das, was sich gut anhört. Deshalb spiele ich nur Lieder, die so [akustisch] funktionieren. Florian, unser Manager, hat mich gefragt, ob ich fürs Campusradio, wo ich ein bisschen Akustikgitarre im Radio gespielt habe, nicht eventuell auch die Single bringen könnte, doch da habe ich gesagt: "Nee, 'Alles nur geklaut' auf der Akustikgitarre geht nicht." Dafür habe ich ein paar ganz, ganz alte Muff Potter-Lieder im Programm, von der ersten und zweiten Platte, und es macht halt auch total Spaß, die mal wieder zu spielen. Darauf hätte ich mit Muff Potter keine Lust, denn da spiele ich lieber neue Lieder. Die alten mal wieder auszugraben und zu sehen: "Hey, der Text ist zwar zehn Jahre alt, aber irgendwie passt er immer noch", das macht natürlich total Spaß. Da nutze ich schon die Freiheit, alles machen zu können, was ich will, ohne es mit jemandem absprechen zu müssen.
GL.de: Hast du für die Soloauftritte Vorbilder?
Nagel: Musikalisch nicht, aber von der Ästhetik her gibt es natürlich schon Sachen, die ich super finde. Zum Beispiel "Nebraska" von Bruce Springsteen, wo er einfach ganz alleine nur mit zwei Raummikros spielt, und ich mag es auch, wie zum Beispiel Bright Eyes bei einem Song den Gesang in einem fahrenden Auto aufgenommen haben. Natürlich will ich nicht wie Bright Eyes oder Bruce Springsteen klingen, aber das sind geile Ideen, die mich kicken. Das ist rough, das würde man normalerweise nicht machen, das ist interessant. Das ist dann schon eine Inspiration, auch selber Sachen auszuprobieren, die man vielleicht eigentlich gar nicht machen wollte.
Ein ausführliches Interview mit Nagel zur neuen Muff Potter-Platte gibt's in Kürze an dieser Stelle. Fotos aus Dortmund folgen.