Im Zuge der musikalischen Allianz, die Doiron / Düne seit einiger Zeit schmieden, entfernt sich die Kanadierin immer weiter von der Rolle der Singer / Songwriterin und Solokünstlerin. An diesem Abend brachte sie gerade mal zwei oder drei Nummern allein zum Vortrag. Beim Publikumswunsch "Sending The Photographs" holte sie dann David-Ivar ans Schlagzeug und nach und nach kamen die übrigen Vertreter der Düne-Family dazu. Ein großer Gewinn für die manchmal etwas sperrigen Songs der Ex-Bassistin von Eric's Trip. Denn Herman Düne schaffen einen geradezu poppigen Rahmen, der die ätherische Strenge und kühle Melancholie der etwas abseitigen Harmoniefolgen und Pickings, mit denen Julie ihre Songs begleitet, um ein freundliches, optimistisches Element ergänzt. Als Doiron ihr Set mit dem großartigen "Snowfalls In November" beschloss, stand schließlich das beste Herman Düne Line-Up auf der Bühne, das es je gab und aus der ursprünglich intimen Folk Nummer wurde ein fast schon ausgelassener Hippie-Rock Knaller.
Nun konnte man sehen und hören, wie die Herman Düne-Family seit ihrer vergangenen Tour gewachsen ist – in mehrerlei Hinsicht. Julie Doiron ist seit dem letzten, "Not On Top" betitelten Album zum assoziierten Band-Mitglied geworden und so löste sie David am Bass ab, um seinen und Anrés Songs jede Menge treibenden Wums zu verleihen. Als neuester Zugang der Formation bediente ein junger Schwede (wie hieß der Knabe noch?) jede Menge Percussiongerät und blies immer wieder die Trompete. Die Songs, die bisher live ziemlich skizzenhaft daherkamen, konnten in derartigen Arrangements ihre Größe und Schönheit voll entfalten, ohne dabei ihren Impro-Charakter zu verlieren. Neben den Hits der letzten beiden Platten und älterem Material in neuem Gewand wurde auf Zuruf eine Version von "Jackson Heights" von der gleichnahmigen aktuellen EP versucht und einige neue Songs zu Gehör gebracht. Dabei wurde zwischenzeitlicht der sinnbildliche Fuß in Vorbereitung des fulminanten Endes der Veranstaltung etwas vom Gaspedal genommen. Dieses startete mit einer waschechte Düne-Version des Pavement-Klassikers "Shady Lane" bei der Julie Doiron den Gesangspart übernahm - ein echtes Highlight, entzückend.