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It's all gonna break!

Broken Social Scene

München, Feierwerk
03.12.2005

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Broken Social Scene
Als das Musikerkollektiv namens Broken Social Scene gegen Mitternacht die Bühne verließ, war man irgendwie bedröhnt. Die schiere Menge an Musik, die da mit Wucht auf einen eingestürzt war, und einen bis oben angefüllt hatte, machte satt und glücklich – oder waren es die Marihuanaschwaden, die während des Konzertes aus dem fast durchweg jugendlichen Publikum aufgestiegen waren? Man weiß es nicht, kann nur Vermutungen anstellen. Was hingegen ganz sicher war, ist, dass Broken Social Scene ihrem Ruf als Bereiter der neuen kanadischen Indie-Welle alle Ehre gemacht hatten.
In Nordamerika füllen Brendan Canning und Kevin Drew mit ihrem Indie-Rock-Orchester wie man liest die ganz großen Venues, bei uns backen sie immer noch vergleichsweise kleine Brötchen. Das weckte Vorfreude aber auch Befürchtungen. Würde man eine abgespeckte Low-Budget-Version vorgesetzt bekommen? Und überhaupt, wie sollte es möglich sein, die überbordende Fülle der beiden BSS-Alben, die fragilen Spannungsbögen, die aus dem Chaos aufsteigen zu unfassbarer Dichte und Brillanz, in adäquater Form auf die Bühne zu bringen?

Nun, es gelang. BSS waren in Mannschaftsstärke erschienen, je nach Song tummelten sich bis zu zehn Musiker auf der, für diese Zwecke reichlich kleinen Bühne des kleinen Clubs. Dabei wurden ständig die verschiedensten Wechsel und Rochaden vollführt. Mal erschien die Combo als Bigband mit vierköpfiger Bläser-Sektion, mal als lärmendes Stromgitarren-Sechstett mit zwei Schlagzeugern. Dazu meist ein Keyboard und immer mal wieder eine Violine, soweit die Zutaten. Vorgetragen wurden die Songs dann mit einer lässigen Routiniertheit, die das hohe Ausmaß an Disziplin und Präzision vergessen ließ, den ein derartiges Unterfangen erfordert. Alles wirkte leicht, ja gelegentlich sogar improvisiert.

Gleich zu Beginn war angekündigt worden, dass man heute Abend alle Lieblingssongs des Publikums spielen werde, und genauso geschah es. Das Set begann wie das bejubelte Debüt "You Forgot It In People" mit "Capture The Flag" und "KC Accidental" und endete wie der hochgelobte, selbstbetitelte Nachfolger mit den Fanfaren von "It's All Gonna Break" – sprich fulminant. Dazwischen wurde der imaginäre Fuß kaum vom vorgestellten Gaspedal genommen. Eine Uptempo-Nummer folgte der anderen und wo auf Platte eher gemäßigte Töne angeschlagen werden, wurde arrangementtechnisch einfach ein Gang zugelegt. Dieses Konzept kam den wie gesagt erstaunlich jungen Konzertbesuchern offenbar entgegen: es wurde gejohlt, getanzt und geklatscht.

Der Parforceritt, der hier durchgezogen wurde, verlieh dem Set allerdings auch etwas von jener Art Gleichförmigkeit, die einem die Zeit lange werden lässt. Zudem unterblieb dank der verfolgten Programmatik der Vortrag von so bezaubernden Titeln wie "Anthems For A Seventeen Year Old Girl". Dennoch wurde das Publikum dort abgeholt, wo es sich befand – an der Stelle zwischen Jugend und jungem Erwachsensein. In der Pause zwischen "It's All" und "Gonna Break" hatte man beim Finale laut Regieanweisung von oben einen verzweifelten Befreiungs-Urschrei auszustoßen, was dieser Lebensphase wohl ziemlich genau entspricht. Egal, begeistert konnte man auch als echter Erwachsener sein, auch wenn in den hinteren Reihen der Sound einiges zu wünschen übrig ließ.

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Surfempfehlung:
www.noisefactoryrecords.com/bss.htm
www.arts-crafts.ca/bss/index2.html
Text: -Dirk Ducar-
Foto: -Dirk Ducar-


 
 

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