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Konzert-Bericht
 
Majestätisch

Art Of Fighting
Clare Bowditch

Essen, Grend
24.03.2006

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Art Of Fighting
Als Art Of Fighting vor viereinhalb Jahren zum letzten Mal in Essen gastierten, wären sie lieber am anderen Ende der Welt gewesen. Schließlich fand zeitgleich im heimischen Australien die Verleihung der ARIA-Awards - dem Pendant zum Grammy - statt, und ob ihrer Europatournee konnten die vier Musiker die Auszeichnung als "Best Alternative Act" nicht entgegennehmen. Preisverdächtig ist das Quartett zwar immer noch, aber weil die Auszeichnungen dieses Mal nicht am Tag des Auftritts im Grend vergeben wurden, erlebte das Essener Publikum nun eine ungleich besser gelaunte Band.
Die begann ihr Konzert zwar trotzdem gleich mit einer ganzen Reihe ihrer Markenzeichen-Zeitlupen-Songs wie "Give Me Tonight" oder "Akula" aus dem 2001er "Wires"-Album, trotzdem konnte man selbst an diesen alten Songs schon die Entwicklung ablesen, die die vier seit ihrer letzten Europareise genommen haben: Weniger introvertiert und wesentlich selbstsicherer agierten Art Of Fighting - in der Heimat inzwischen ungleich größere Säle gewöhnt - selbst auf der kleinen Bühne des Grend und sorgten so dafür, dass ihre schon auf Platte umwerfenden Songs auf der Bühne geradezu majestätisch groß klangen und zudem immer mehr Slowcore-Klischees außen vor ließen: "Sing Song" zum Beispiel präsentierte sich eher als Uptempo-Rocksong mit hymnischem Flair denn als Zeitlupen-Pop für Shoegazer.

Weil die Band direkt im Anschluss an die Europa-Tournee ins Studio gehen will, um ihr drittes reguläres Album aufzunehmen, gab's in Essen auch schon Kostproben aus dem geplanten neuen Werk zu hören, und auch wenn die Vergleiche mit Coldplay und Keane, die einige Kritikerkollegen in den Besprechungen des aktuellen "Second Storey"-Albums angebracht hatten, bisher ziemlich weit hergeholt waren, konnte man einigen der neuen Stücke imponierend große Popambitionen nicht absprechen. Solange Art Of Fighting sich aber keine Lebensabschnittsgefährten in Hollywood suchen oder die Welt retten wollen, geht diese Hinwendung zu (noch) eingängigeren Klängen allerdings mehr als in Ordnung, denn "Night On Night" und "Mysteries" gehörten zu den Highlights des Programms. Das vielleicht schönste Stück des Abends war "Heart Translation", anders als auf dem aktuellen Album nicht das letzte, sondern das vorletzte, bevor uns die Australier mit "Just Say I'm Right" noch einmal in ein imposantes Wechselbad aus klanglichem Licht und Schatten warfen. Als Zugabe dann noch mit dem epischen "Waiting" ein letzter Rückgriff auf die "Empty Nights"-EP, und dann durfte man verwundert feststellen, dass die Zeit trotz des langsamen Tempos vieler Stücke wie im Fluge vergangen war und Art Of Fighting über anderthalb Stunden auf der Bühne gestanden hatten. "Wir haben auch Platten dabei", gab Sänger Ollie Browne dem Publikum noch mit auf den Weg. "Ach nee, wir wünschten, es wären Vinyl-Platten, es sind nur CDs. Die kann man zwar auch auf den Plattenteller legen, aber dann spielen sie nicht, darauf falle ich immer wieder rein!"

Das Vorprogramm hatte übrigens die australische Chanteuse Clare Bowditch bestritten, und die musste sich bei ihrem Auftritt erst einmal mit den neuen Gegebenheiten zurechtfinden: Nicht nur, dass sie ihre Band The Feeding Set hatte zu Hause lassen müssen, auch, dass sie daheim vor wesentlich mehr Zuschauern spielt, die ihre Songs kennen (und lieben) und sich dementsprechend leichter zum Mitsingen animieren lassen als ein vergleichbar überschaubares Häufchen Ruhrpottler, die eigentlich wegen des Hauptacts gekommen waren, machten es ihr nicht gerade einfacher. Aber auch wenn sich letzten Endes nicht alle Zuschauer für sie erwärmen konnten, wusste Clare doch mit augenzwinkernden Songs und bisweilen netten Lebenshilfe-Tips für Früh-Geschiedene ("Divorcee At 23") oder die Vermeidung von Seitensprüngen ("Miss Unavailability (Oh, Temptation)") zu gefallen. Ob es zwischen den beiden Songs - waschechte Hits in Australien - übrigens eine Verbindung gibt, ließ sie offen... Dafür widmeten Art Of Fighting ihrer mitreisenden dreijährigen Tochter Asha später am Abend noch einen Song und unterstrichen damit, dass Clare vielleicht als erste auf der Bühne stand, aber dennoch mehr war als nur irgendein Support. Und die schönste Nachricht: Das Konzert in Essen war erst der Eröffnungsabend der Europareise, bis zum 09.04.2006 gibt es noch reichlich Möglichkeiten, sich selbst davon zu überzeugen, dass dies hier fraglos große Kunst im kleinen Kreis war.

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Surfempfehlung:
www.artoffighting.com
www.myspace.com/aofhouse
www.clarebowditch.com
www.myspace.com/clarebowditchandthefeedingset
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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