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Konzert-Bericht
 
Unbeabsichtigt unterhaltsam

Pelle Carlberg

Gelsenkirchen, Lokal ohne Namen/ Köln, Stereo Wonderland
26.09.2006/ 30.03.2006

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Pelle Carlberg
Es gibt sie noch, die Konzerte, die einfach nur glücklich machen. Natürlich erfindet Pelle Carlberg, das wissen wir schon aus Edson-Zeiten, das Rad der Musik nicht neu, aber wenn er auf der Bühne steht, ist klar: Das Publikum wird einen wunderbaren Abend erleben, mit netten Songs mitten aus dem Leben, viel Humor und tonnenweise Charme, denn Pelle ist ein ausgezeichneter Entertainer - ohne einer sein zu wollen. Und das bewies er dann auch am letzten Abend seiner Tournee durch Deutschland und Umgebung im Stereo Wonderland.
Wie schon auf seinem meisterlichen Soloalbum "Everything. Now!" stand dem lediglich mit einer Akustikgitarre bewaffneten Pelle auch in Köln nur sein alter Edson-Mitstreiter Henrik Nilsson zur Seite. Anders als bei der alten Band spielte Henrik an diesem Abend aber nicht nur die Keyboards, sondern bis zu drei Instrumente - Bass, Mundharmonika und das mit Fußpedalen betriebene Schlagzeug - gleichzeitig! Obwohl, Schlagzeug konnte man den zur Bassdrum umfunktionierten Koffer und die mit einem Handtuch abgehängte Snaredrum ("Sonst klingt das in einem kleinen Laden wie diesem gleich wie Bruce Springsteen", erklärte Pelle beim Soundcheck) eigentlich nicht nennen. Die Minimalbesetzung passte allerdings ganz hervorragend zu den feinen Songs - mit viel Understatement nicht nur bei "Musikbyran Makes Me Wanna Smoke Crack" -, mit denen das Duo sein Auditorium verzückte.

Zwischen den Highlights des Solowerks - "Go To Hell Miss Rydell", "Riverbank" und Pelles eigenem Favoriten "A Tasteless Offer" – gab es auch einige Rückgriffe auf Edson, wobei die entkernten Versionen von Songs wie "Sunday Lovely Sunday", "Swallow The Bitter Pill" oder "One Last Song You Know About What" ganz hervorragend funktionierten. Vermutlich auch, weil sich Pelle an diesem Abend durch nichts aus der Ruhe bringen ließ: Als ein Rosenverkäufer (!) geräuschvoll in den Laden kam und praktisch anfing, eine eigene Show abzuziehen, ließ sich Pelle charmant auf das Spielchen ein und bekam als Dank sogar noch ein Blümchen gratis. Und als er mal kurz nach hinten verschwinden musste, um mit einem Zuschauer zusammen eine gerissene Saite seiner Gitarre auszutauschen ("Pelle Carlberg und Technik - das passt einfach nicht zusammen"), leitete er locker zu einem kurzen Soloset von Henrik über. Und der stahl Pelle mit seinen zwei Songs dann fast die Show: "(Framåt Är Bakåt Och Bakåt Är Fel) Stopp!" von seiner eigenen Band Peggy Lejonhjärta und "Thirteen" von Big Star. Letztere Nummer blieb allerdings nicht die schönste Coverversion des Abends, denn die zwei spielten doch tatsächlich auch noch "I Believe In A Thing Called Love" von The Darkness. Und das klang mit Akustikgitarre, sanftem Bass, gepfiffenem Solo und der engelsgleichen Stimme von Pelle natürlich viel besser als im Original!

Bei der Zugabe wurde dann sogar noch "Summer Of 69" ("Nicht das Bryan Adams-Stück", gab Pelle frühzeitig Entwarnung) auf Wunsch gespielt, obwohl die beiden das wohl auf der gesamten Tour sonst nicht im Programm hatten, aber "Publikumswünsche kann ich halt schwerlich ablehnen!" Als letzte Nummer gab's dann genau den gleichen Edson-Song, der einige Jahre zuvor gegenüber im Blue Shell auch der Schlusspunkt gewesen war: Das wunderschöne und in der spartanischen Piano / Gitarre-Version noch ungleich hymnischere "Sunny Days". Am Ende des Abends war Pelle zwar sichtlich glücklich, aber auch ein wenig traurig, dass dieses Konzert (und damit auch die Tour) nun zu Ende war. Aber warum sollte es ihm da auch anders gehen als dem Publikum!

...und ein halbes Jahr später:

"We are looking forward to see the country in another season than March for once", schrieb Pelle Carlberg auf seiner Website über seine aktuelle Gastspielreise, in Deutschland und das erklärt vermutlich auch schon, warum er uns nun - kaum sechs Monate nach seinem letzten Abstecher in unsere Breiten - schon wieder beehrte.

Das Lokal ohne Namen im Gelsenkirchener Stadtteil Buer mit seiner gelungenen Mischung aus heimelig und stilvoll war eigentlich der perfekte Ort für einen Auftritt des Schweden - wenn an diesem Dienstag nicht gerade Campus-Tag gewesen wäre und das Bier, das (fast) Pelles Nachnamen trägt, zum Preis von einem Euro in Strömen geflossen wäre. So war der Laden zwar gerammelt voll, aber nicht alle waren gekommen, um zartbesaiteten Singer/Songwriter-Pop aus Skandinavien zu hören. Leider ließ sich Pelle - auch dieses Mal wieder begleitet von seinem großartigen Multiinstrumentalisten Henrik Nilsson - davon ziemlich irritieren, fand nie den richtigen Draht zum Publikum und wirkte den ganzen, leider auch nur rund 60-minütigen Auftritt ziemlich ratlos. So griff er gleich mehrfach zum Zettel mit der Songliste, auf der fast schon verzweifelten Suche nach lauteren und schnelleren Stücken.

Als ihm die auszugehen drohten, versuchte er sich ein weiteres Mal an "I Believe In A Thing Called Love" von The Darkness und brachte sogar einige noch unveröffentlichte Stücke aus seinem zweiten Solowerk, an dem er derzeit arbeitet. "Middleclass Kid" hieß die Nummer, die sein derzeitiger Favorit ist, und sie war dann auch das Highlight, zumindest unter den neuen Songs. Knaller wie "Riverbank" oder das treffend als Zugabe gespielte "Go To Hell, Miss Rydell" wurden zwar von den neuen Liedern nicht übertroffen, aber das darf man vielleicht auch nicht erwarten.

Vielleicht darf man auch nicht erwarten, dass der Schwede immer so unglaublich gut ist wie zuletzt im Stereo Wonderland, aber angesichts der Tatsache, dass längst nicht alle nur der billige Alkohol ins Lokal ohne Namen gelockt hatte, war es schon ein bisschen schade, dass Pelle auf die charmanten Anekdoten, die aus dem Konzert in Köln einen ganz besonderen Abend gemacht hatten, in Gelsenkirchen fast völlig verzichtete. Ob der schönen Location und den auch durch die äußeren Umstände nicht kleinzukriegenden Songs wie "Sunday Lovely Sunday" war's dennoch ein schönes, wenn auch kein denkwürdiges Konzert.

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Surfempfehlung:
www.pellecarlberg.se
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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