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Konzert-Bericht
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Familiär
The Lost Patrol Band
Elefants
Hamburg, Molotow 26.10.2006
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Vor sechs Jahren spielte Dennis Lyxzén zuletzt im Molotow. Damals mit The (International) Noise Conspiracy zusammen mit The Hives und Monster, der ehemaligen Band von Moneybrother. Nun war er wieder da, diesmal mit The Lost Patrol Band, mit der der Schwede seine Leidenschaft für Power-Pop auslebt. Mit "Automatic" gibt es nun ein neues Album, das es im gemütlichen Rahmen vorzustellen gab und viele, wenn auch nicht alle kamen. Der Kiez-Club war gut und mit vor allem mit denen gefüllt, die Oliver Uschmann bzw. Hartmut in "Hartmut und ich" als die "ironisch Gebrochenen" beschreibt. Aber auch der ein oder andere T(I)NC-Fan (erkennbar am rot / schwarz-gestreiften Longsleeve...), Rock N Roller und Normalo war da, um sich von den Live-Qualitäten der Band zu überzeugen.
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Erstmal aber durften die Elefants ran und die klangen wie eine Mischung aus den Strokes und Nirvana. Dabei schienen sie so jung zu sein, dass sie jedenfalls von Cobain nur noch wenig selber miterlebt haben durften. Macht aber nichts, denn sie waren trotz deutlicher Einflüsse gut. Das lag zum einen an richtig feinen Songs und vor allem am Kerl(chen) am Mikro. Der ist klein, verfügt aber eine große Stimme. Störend war nur seine gezwungen langweilig wirkende Haltung am Mikro. Von allem fast schon angeödet zog er an der Kippe, stütze sich bei sich selbst ab und versuchte den Eindruck zu erwecken, dass er eigentlich etwas besseres zu tun hätte, als hier gerade ein paar Songs zu singen. Doch das tat er gut, denn seine gedehnte Art zu singen passte zu den schnelleren Songs und als der im Gegensatz zu seinem Frontmann äußerst agile Gitarrist eine Nummer als langweilig ankündigte, hatte er nicht ganz Recht. Denn das war es sicher nicht. Weder der Song, noch die Elefants.
The Lost Patrol Band ist nicht eine Band von Dennis Lyxzén sondern sie ist Dennis Lyxzén. Er alleine stand im Mittelpunkt, seine Musiker - die zum Teil gar nicht zur Band gehörten, sondern nur die richtigen Mitglieder vertraten, weil diese mit anderen Projekten auf Tour waren - waren lediglich für die musikalische Unterstützung zuständig. Und so schaute jeder auf den erblondeten Frontmann und hörte ihm zu. Einige Tage vor dieser Show spielten sie in Berlin und einige Besucher der dortigen Show störten sich an den vielen Erzählungen von Lyxzén. "Sie riefen immer 'Shut The Fuck Up' mit ihrem deutschen Akzent", teilte er dem Hamburger Publikum schmunzelnd mit. "Aber ich muss so viel reden, um das Set zu füllen, sonst sind wir nach 25 Minuten durch." Das war natürlich mächtig übertrieben, doch auch diesmal wurde eine Menge gesprochen. Spätestens nach jedem zweiten Song ergriff der Mann sein Mikro, um eine "familiäre Atmosphäre" zu schaffen. Er erzählte von seinem Deutschunterricht und wie schade er es findet, dass er auch nach 25 Jahren nur so wenig deutsch spricht, er erzählte von seiner Heimat in Nordschweden und den Polärbären, er sprach über Motörhead, James Hetfield und The Offspring und er erzählte, wie stolz er auf seine 15-jährige Schwester sei, weil diese The Buzzcocks und The Undertones hört. Und wie sein Vater einmal ins Zimmer kam und dann zu eben jenen Undertones getanzt hat. Ja, die Atmosphäre war eine familiäre.
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In der hätten sich auch Schwester und Vater Lyxzén wohl gefühlt. Denn The Lost Patrol Band ist mehr als deutlich von eben Bands wie den Buzzcocks und Undertones beeinflusst und spielte sich neben einem Elvis Costello-Cover ("Welcome To The Working Week") an diesem Abend durch die beiden letzten Alben, wobei überraschender Weise die Songs vom aktuellen "Automatic" - was rein subjektiv einen Ticken schwächer als der selbstbetitelte Vorgänger ist - zu den Highlights des Abends wurden. Songs wie "Ain't Got The Time", "City Of Dead" und "Automatic" nämlich. Songs seiner anderen Bands gab es natürlich nicht, dafür aber politisches Klagen über die schwedische konservative Regierung und als Dennis den Bogen auf die deutsche Politik spannte, erwartete er offensichtlich eine Reaktion des Publikums. Doch das blieb stumm und schaute den guten Mann nur schweigend an. Zwar wurde häufig gelacht und während der Songs auch fleißig gewippt, gesungen und getanzt, doch einen wirklichen Austausch zwischen Band und Publikum sollte es an diesem Abend nicht geben. Das hinderte Lyxzén aber nicht daran, nach 45 Minuten noch eine Zugabe zu geben, während der er unter anderem das wunderbare "Little Obession" anstimmte und erzählte, welche beiden Worte er als erstes in deutsch kannte (nämlich "Zugabe" und "Stau"). Und so endete das Konzert, wie es begonnen hat. Mit toller Musik und kleinen Anekdoten. Und niemand hat "Shut The Fuck Up!" gerufen...
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Surfempfehlung:
www.myspace.com/lostpatrolband
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Text: -Mathias Frank- Fotos: -Carsten Wohlfeld-
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