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Konzert-Bericht
 
Herzlichkeit ist Trumpf

John Vanderslice & Sunday Monday Tuesday Wednesday Thursday Friday Saturday

Köln, Blue Shell
16.11.2006

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John Vanderslice
Dass der Singer/Songwriter John Vanderslice aus San Francisco einer der liebenswertesten und herzlichsten Künstler ist, die uns je untergekommen sind, haben wir an dieser Stelle schon mehrmals erwähnt. Dass er aber auch noch einer der - im positiven Sinne - wahnsinnigsten Performer ist, die man momentan live erleben kann, bewies die Zugabe seines ausgezeichneten Auftritts im Kölner Blue Shell: Da sandte Vanderslice nämlich die Musiker seiner Band Sunday Monday Tuesday Wednesday Thursday Friday Saturday aus, das gesamte (!) Publikum auf die Bühne zu scheuchen, und als das Auditorium fast vollzählig dort versammelt war, stellte er sich auf den nun leeren Tanzflur, das Gesicht zur vollbesetzten Bühne gerichtet, stöpselte seine Gitarre aus und spielte seinem Publikum die letzte Nummer komplett unverstärkt vor!
Danach bedankte er sich - wie aufgedreht durch den Club wuselnd - praktisch bei jedem Zuschauer einzeln per Handschlag oder fiel seiner Kundschaft gleich um den Hals. Die Reaktionen vieler Anwesenden verrieten: Damit hatten sie nicht gerechnet. Anscheinend hatte es sich noch nicht bis nach Köln herumgesprochen, dass man bei Vanderslice stets das Unerwartete erwarten sollte. Wie könnte es anders sein bei einem Mann, dessen musikalische Einflüsse an anderer Stelle bereits treffend mit "zwischen Schubert und Spoon" beschrieben worden waren und der im Blue Shell Songs über den Irak-Krieg ("Trance Manual") genauso sang wie Lieder über ausgebüchste Häschen ("Angela"). Zwar fehlte der heimliche Hit "Peacocks In The Video Rain" aus dem aktuellen Album "Pixel Revolt", ansonsten aber war der Auftritt sehr rund, mit ein Verdienst von Vanderslices hervorragenden Musikern - David Broecker am Bass, Ian Bjornstad an den Tasten und der im Frühjahr noch als Multiinstrumentalist eingesetzte Dave Douglas dieses Mal "nur" am Schlagzeug -, denen es gelang, die auf Platte doch recht unterschiedlich klingenden Songs aus den letzten sechs Jahren (die Setlist reichte zurück bis hin zu "Keep The Dream Alive" aus dem 2001er Werk "Time Travel Is Lonely") so zu interpretieren, dass man fast einen roten Faden zu erkennen glaubte.
Natürlich nur fast, denn Vanderslices Melange aus (Indie-) Pop, Folk und sporadisch eingesetzter sanfter Electronica ist einfach viel zu eklektisch, um sich in ein starres Konzept zwängen zu lassen. Zumal der Protagonist an diesem Abend ganz tief in die Songkiste griff und dem Kölner Publikum - aus dem er auch schon vor dem bereits erwähnten Finale einige Menschen als zusätzliche Percussionisten für eine Nummer rekrutiert hatte - zwischendurch sogar androhte, bis zur Sperrstunde durchzuspielen - und das dann tatsächlich auch tat. Letzten Endes stand Vanderslice mit den Seinen bei diesem, dem vorletzten Auftritt der vierwöchigen, von Gaesteliste.de stolz präsentierten Europatournee, weit über anderthalb Stunden auf der Bühne. Befreit von der Sorge, die er vor der Tournee noch gegenüber John Roderick von den Long Winters geäußert hatte, nämlich, dass niemand kommen würde. Nach diesem ebenso inspirierten wie inspirierenden Auftritt dürfte sicher sein: In Zukunft wird John Vanderslice eher vor mehr als weniger Publikum spielen - verdientermaßen!

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Surfempfehlung:
www.johnvanderslice.com
www.myspace.com/johnvanderslice
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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