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Konzert-Bericht
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Fiesta Mexicana
The Resentments
Bonn, Harmonie 05.12.2006
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Zugegeben: Mit Schlagermusik hatte das, was die Resentments in der Bonner Harmonie veranstalteten, natürlich absolut nichts zu tun. Aber als John Dee Graham mit seinem auf spanisch vorgetragenen Song "Volver", der gegen Ende einfach nicht sterben wollte, das Konzert des Quintetts beendete und den ganzen Saal zum Kochen brachte, da fühlte man sich doch schon ein wenig näher an Mexico, als in unseren Breiten normalerweise üblich. Will meinen: Die Resentments zeigten wieder mal, dass sie im Prinzip auf jeder Bühne eine gute Party feiern können - auch wenn die das Trinken dabei auf das Wochenende beschränken, wie sie im Zugabenblock mittels des entsprechend benannten Titels noch mal deutlich machten. (Obendrein verzichteten sowohl John Dee Graham, wie auch Stephen Bruton auf die zur Bühne getragenen Bierhumpen.)
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Eingedenk der Tatsache, dass die Resentments ja eigentlich gar nichts Besonderes machen und selbst nach Jahren gemeinsamen Zusammenspielens immer noch so klingen, als machen sie ihre Musik einzig und alleine aus Spaß an der Freude, ist es schon erstaunlich, dass Konzerte der Herren immer wieder überraschend kurzweilig, abwechslungsreich und besonders handwerklich auf absolut hochwertigem Niveau daherkommen. Natürlich hilft es, dass die Reihe der Musiker, mit denen die fünf Individualisten im Laufe der Jahrzehnte schon zusammengespielt haben, von hier bis zum Mond und wieder zurückreichte (und nebenbei das Who is Who der amerikanischen Americana-Creme darstellt) und dass zumindest Bruce Hughes und Scrappy Newcomb auch das Telefonbuch singen könnten, ohne dass es weiter auffiele, aber dennoch: So viel musikalische Abgehangenheit sieht man ansonsten selten auf einer Bühne versammelt. Am Wichtigsten ist dabei vielleicht, dass es den Resentments stets gelingt, sowohl einen durchgängigen Band-Sound zu erzeugen, wie auch ihre jeweiligen Eigenarten beizubehalten und auszuspielen. So gefällt sich Stephen Bruton als ein wenig selbstverliebter Virtuose, John Dee Graham als knarziges Urgestein mit Tom Waits-Appeal, Bruce Hughes als empathischer Wasserträger und Scrappy Newcomb als Quasi-Popstar mit erdigen Wurzeln. Drummer John Chipmann schaut sich das alles schmunzelnd von hinten an und bietet ein erstaunlich abwechslungsreiches Spiel, das vor keiner Genregrenze Halt macht: Ob jazziges Balladengeklöppel, funkige Grooves, straighten Blues-Rock oder Reggae-Beats: Der Mann hat alles drauf. Und zur Belohnung (vielleicht auch deswegen weil er Geburtstag hatte) durfte er Chuck Berrys "Too much Monkey Business" zum Besten geben.
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Mit Cover-Versionen (zum Beispiel noch das von Scrappy Newcomb einfühlsam dargebotene "Ricebirds" seines Freundes Adam Carroll) halten sich die Resentments natürlich eher zurück. Kein Wunder, bei gleich vier Kompositeuren in der Band. Das Programm war natürlich zunächst ein Showcase für die neue CD "On My Way To See You", die fast komplett gegeben wurde und mit deren Opener, "Sole Satisfaction", die Show dann auch gleich gut losging. Das Set bot eine ausgewogene Mischung von Balladen und Up-Tempo Nummern - wobei im ersten Teil jedoch ganz klar die ersteren besser gelangen. Vielleicht auch deswegen, weil sich die Jungs erst mal abstimmen und warmspielen mussten. Denn im zweiten Block waren die lauteren Tracks die Höhepunkte, wie z.B. "Demolition Girl" und besonders Bruce Hughes "Too Many Questions"; ein wahres Epos in dem er - musikalisch ganz in der Tradition von Don MacLeans "American Pie" - sein halbes Leben verquickte. Wenn es an der Show überhaupt etwas zu kritisieren gab, dann das, dass Hughes Gesangsbeiträge (bei denen er mit Scrappy Newcomb Bass gegen Gitarre tauschte) zu rar gesät waren. Allerdings gefiel Hughes auch in seiner Rolle als einfühlsamer Bassist sehr. Die ganze Show war - bis auf John Dee Grahams Lap-Steel-Parts - eine akustische Angelegenheit und deswegen auch bei den Up-Tempo Nummern lautstärkenmäßig sehr angenehm temperiert. Dies förderte natürlich die Kommunikation, die sich allerdings auf der Bühne in beinahe abstrakten Bahnen bewegte. Doch was die Resentments an gelungenen Punchlines vermissen ließen, boten sie an musikalischer Finesse in Perfektion. Da gab es nicht einen Ton, der nicht seine Berechtigung gehabt hätte - und das weitestgehend ohne solistische Eskapaden: Die Stücke wurden - von Ausnahmen abgesehen - kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Fazit: Wer handwerkliches perfektes Musikantentum in Reinkultur erleben möchte und auf einen Superstar-Faktor und bekannte Hits verzichten kann, der ist bei den Resentments immer wieder an der richtigen Adresse.
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Surfempfehlung:
www.theresentments.com
de.wikipedia.org/wiki/The_Resentments
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Text: -Ullrich Maurer- Foto: -Ullrich Maurer-
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