Zwar spielen Helter Skelter auf ihren Tonträgern manchmal die Oasis-Karte etwas zu offensiv aus, im Kontrast zu den beiden Bands, die im Zentrum Altenberg vor ihnen spielten, hatten sie aber live ohne Frage wesentlich mehr Eigenständigkeit, auch wenn sie gleich zu Beginn versuchten, diese Aussage auszuhebeln. Los ging's nämlich mit "T In The Park" aus der letztjährigen "Football Songs"-EP, dessen Anfang den Älteren unter uns bekannt ist als "I'm Into Something Good" von Herman's Hermits. Okay, zumindest stilvoll geklaut.
Danach bewiesen die vier dann allerdings, dass man sich auf ihre nächste Veröffentlichung wirklich freuen darf, denn auch wenn rund die Hälfte des Sets aus neuen, respektive unveröffentlichten Songs bestand, kam nie Langeweile auf. Vor allem deshalb, weil Helter Skelter im Gegensatz zu den Supportacts nicht nur imitierten. Natürlich stehen sie zu ihrer Britpop-Liebe, aber sie opfern - anders etwa als die keinesfalls schlechten, aber ungleich langweiligeren Atomic - ihre eigene Identität nicht vollends dem irrigen Gedanken, eine bessere Band zu sein, wenn sie möglichst nah an den britischen "Originalen" kleben. Als heimliches Highlight - neben offensichtlichen Höhepunkten wie "Caroline", das so gut ist, dass es gleich auf zwei Helter Skelter-Platten zu finden ist - entpuppte sich dabei "Two Times Twenty-Two", das vielleicht am besten alle Stärken der Band in sich vereinte und dabei noch unverschämt gut ins Ohr ging.
Nur dafür, dass es hier und da auch einmal einen Kuschelsong gab, hätten sich Helter Skelter nicht gleich zweimal (indirekt) entschuldigen müssen, zumindest nicht, wenn es so schöne waren wie "I Believe I'm Believing", der einzigen Nummer, bei der Gitarrist und Hauptsongschreiber Hagen Siems sich im Spotlight des Leadsängers sonnen durfte - ganz ohne Oasis-Parallele kamen die vier also auch auf der Bühne nicht aus!
Auch gekonnt: Womöglich, weil die vier - deren neuer Bassist Peter Jankowski auf der Bühne ein wenig an Idlewilds Gavin Fox erinnerte (wünschen wir ihm, dass er länger durchhält als nur eine Platte!) - ahnten, dass mit ihrem letzten Akkord das Licht angehen und der Saalschutz das Publikum unsanft und geradezu hektisch aus dem Laden fegen würde, obwohl es noch nicht einmal Mitternacht war, hängten sie ihre Zugabe ohne die Bühne zu verlassen einfach an das eigentlich als letzte Nummer geplante "Football Songs" dran und verabschiedeten sich mit einem ihrer interessantesten und besten Stücke, das so klang, wie es hieß: "Roadmovies"!
Nach dem Konzert haderte die Band zwar ein wenig mit ihrem Auftritt, aber wir wissen ehrlich gesagt nicht wirklich, warum. Sicher war nicht alles perfekt, aber zumindest an diesem Abend war es das vielleicht größte Plus von Helter Skelter, dass Perfektion und Sauberkeit nicht der Spielfreude im Wege standen. Bitte mehr davon!