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Helter Skelter

Oberhausen, Zentrum Altenberg
20.01.2007
Helter Skelter
Zugegeben, der Orkan, der im Ruhrgebiet den Zugverkehr an diesem Wochenende lähmte, verwehte uns eher zufällig ins Zentrum Altenberg, aber nach der Show waren wir doch froh, da gewesen zu sein und Helter Skelter gesehen zu haben. Denen fehlt zwar bisher ein restlos überzeugender Tonträger, dafür wussten die seit Neuestem wieder zum Quartett komplettierten Halterner mit einem netten Merchandise-Stand und vor allem auf der Bühne wirklich zu gefallen.
Ganz besonders im Kontrast zu den beiden Bands, die vor ihnen spielten. Die Düsseldorfer Perfect Ballroom Cast gaben nämlich dem schönen englischen Ausdruck "wearing their influences on their sleeves" eine völlig neue Bedeutung: Die Worte "Fire & Skill" hatten sie in Verehrung für The Jam auf ihren Gitarrenverstärker gemalt, und - oh Wunder! - jedes Einzelne ihrer Lieder klang dann auch nach genau dieser Band, mehr noch, der PBC-Sänger erinnerte hier und da sogar in seiner Gestik an Modfather Paul Weller. Wir haben ganz sicher schon schlechtere Bands gesehen, aber ohne Zweifel auch originellere. Schaut doch übrigens einmal nach, wen die Band als Haupteinfluss auf ihrer MySpace-Seite anführt.

The Wedges waren danach, zumindest was den Publikumszuspruch anging, so etwas wie die heimlichen Headliner. Kunststück, kommen sie doch aus Oberhausen. Musikalisch klang das, was sie aus ihren Vintage-Instrumenten (oder Instrumenten, die zumindest wie Vintage-Equipment aussahen) herausholten, im Vergleich zu PBC wesentlich mehr nach Garage, aber ebenso britisch inspiriert. The Wedges schlugen damit in die gleiche Kerbe wie derzeit all die skandinavischen Bands, die gerne rocken und aus ihrer Verehrung für die 60er kein Hehl machen. Man könnte auch sagen: Wenn PBC The Jam waren, durften sich The Wedges als Mando Diao Oberhausens fühlen. Nur ohne die kreischenden Mädchen.

Zwar spielen Helter Skelter auf ihren Tonträgern manchmal die Oasis-Karte etwas zu offensiv aus, im Kontrast zu den beiden Bands, die im Zentrum Altenberg vor ihnen spielten, hatten sie aber live ohne Frage wesentlich mehr Eigenständigkeit, auch wenn sie gleich zu Beginn versuchten, diese Aussage auszuhebeln. Los ging's nämlich mit "T In The Park" aus der letztjährigen "Football Songs"-EP, dessen Anfang den Älteren unter uns bekannt ist als "I'm Into Something Good" von Herman's Hermits. Okay, zumindest stilvoll geklaut.

Danach bewiesen die vier dann allerdings, dass man sich auf ihre nächste Veröffentlichung wirklich freuen darf, denn auch wenn rund die Hälfte des Sets aus neuen, respektive unveröffentlichten Songs bestand, kam nie Langeweile auf. Vor allem deshalb, weil Helter Skelter im Gegensatz zu den Supportacts nicht nur imitierten. Natürlich stehen sie zu ihrer Britpop-Liebe, aber sie opfern - anders etwa als die keinesfalls schlechten, aber ungleich langweiligeren Atomic - ihre eigene Identität nicht vollends dem irrigen Gedanken, eine bessere Band zu sein, wenn sie möglichst nah an den britischen "Originalen" kleben. Als heimliches Highlight - neben offensichtlichen Höhepunkten wie "Caroline", das so gut ist, dass es gleich auf zwei Helter Skelter-Platten zu finden ist - entpuppte sich dabei "Two Times Twenty-Two", das vielleicht am besten alle Stärken der Band in sich vereinte und dabei noch unverschämt gut ins Ohr ging.

Nur dafür, dass es hier und da auch einmal einen Kuschelsong gab, hätten sich Helter Skelter nicht gleich zweimal (indirekt) entschuldigen müssen, zumindest nicht, wenn es so schöne waren wie "I Believe I'm Believing", der einzigen Nummer, bei der Gitarrist und Hauptsongschreiber Hagen Siems sich im Spotlight des Leadsängers sonnen durfte - ganz ohne Oasis-Parallele kamen die vier also auch auf der Bühne nicht aus!

Auch gekonnt: Womöglich, weil die vier - deren neuer Bassist Peter Jankowski auf der Bühne ein wenig an Idlewilds Gavin Fox erinnerte (wünschen wir ihm, dass er länger durchhält als nur eine Platte!) - ahnten, dass mit ihrem letzten Akkord das Licht angehen und der Saalschutz das Publikum unsanft und geradezu hektisch aus dem Laden fegen würde, obwohl es noch nicht einmal Mitternacht war, hängten sie ihre Zugabe ohne die Bühne zu verlassen einfach an das eigentlich als letzte Nummer geplante "Football Songs" dran und verabschiedeten sich mit einem ihrer interessantesten und besten Stücke, das so klang, wie es hieß: "Roadmovies"!

Nach dem Konzert haderte die Band zwar ein wenig mit ihrem Auftritt, aber wir wissen ehrlich gesagt nicht wirklich, warum. Sicher war nicht alles perfekt, aber zumindest an diesem Abend war es das vielleicht größte Plus von Helter Skelter, dass Perfektion und Sauberkeit nicht der Spielfreude im Wege standen. Bitte mehr davon!

Surfempfehlung:
www.helterskelter.de
www.myspace.com/ost3000
www.thewedges.de
www.myspace.com/thewedges
www.perfectballroomcast.com
www.myspace.com/perfectballroomcast
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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