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Konzert-Bericht
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Die Todesparty
You Say Party! We Say Die!
Köln, Gebäude 9 02.07.2007
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Bands wie You Say Party! We Say Die! können eigentlich nur aus Kanada kommen. Das Quintett aus Vancouver gebärdet sich als gutgelaunte, halbverrückte, unbeschwerte Adrenalin-Truppe mit einem unmöglichen Namen und ohne Hemmungen musikalischer oder spielfreudiger Art. Sowohl auf Konserve, wie auch live; wie sich bei ihrem Gastspiel im Kölner Gebäude 9 zeigte. Der Zeitpunkt der Tour schien zumindest eigenartig gewählt, denn bis zur Veröffentlichung ihres neuen Albums, "Lose All Time", ist es hierzulande noch mehr als einen Monat hin. Dennoch fanden die Fans, die sich das Album wohl allesamt bereits als Import besorgt hatten, zu Hauf den Weg in den Club.
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Seit ihrem letzten Gastspiel vor Ort können YSPWSD auf eine eingeschworene, enthusiastischen Fan-Gemeinde zählen - die vor allen den Party-Gedanken im Bandnamen wörtlich nimmt und von der ersten bis zu letzten Sekunde der Show mitsingt und mittanzt, als gälte es Blumentöpfe zu gewinnen. So viel Begeisterung steckt natürlich an, so dass Gitarrist Derek Adam den Song "Stockholm Syndrome" auch gleich in "Cologne Syndrome" umbenannte. YSPWSD bezeichnen sich gerne als "Dance-Punk-Savants" - und das trifft den Nagel irgendwo auf den Kopf. Wie bei ihren US-Kollegen Pretty Girls Make Graves und (mit Abstrichen) den Blood Brothers ist hier Energie alles und Finesse nichts. Sogar der psychedelische Spielkram, der z.B. auf der neuen Scheibe Einzug ins Geschehen hält - vom 80er Spielzeug-Casio über analoge Synthesizer bis zu mittels kaputter Mikros verfremdeter Stimmen - wird beim Live-Set über Bord gekippt. Zum Glück, denn was auf Konserve vielleicht Indie-Credibility und Vielseitigkeit unterstreicht, würde auf der Bühne eher stören. Außer vielleicht der gelegentlich aufblitzenden Harmoniegesänge von Vortänzerin Betty Ninkovic und Keyboarderin Krista Loewen. Auch wenn das aufgrund der vorherrschenden brachialen Lautstärke und des allgemeinen Sound-Overkills nun wirklich keine große Rolle spielte: Beide können tatsächlich singen, wenn sie wollen. Wollen sie aber meistens nicht. Vorwiegend wird geshoutet was das Zeug hält. Das Energie-Level ist dabei konstant hoch. So hoch sogar, dass der ein oder andere Song aus Begeisterung auch schon mal verstolpert wurde. Was aber nachzuvollziehen ist: Selbst ein gut trainierter Drummer wie Devon Clifford kann nicht pausenlos fehlerfreies Trommelfeuer dieser Art liefern. Wohl kann das Becky Ninkovic. Das ca. 1,60 m kleine Energiebündel stand keine Sekunde still und zappelte sich - oft am Bühnenrande - die Seele aus dem Leib.
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Was die Songauswahl betraf, so spielten YSPWSD erstaunlich viele Titel vom kommenden Album. Nicht, dass das einen Unterschied ausmachte, denn auch das neue Material fügte sich in die allgemeine, hektische aber gutgelaunte Gemengelage und "Klassiker" wie "Rise" ein. Mehr noch: Stücke wie "Five Year Plan", "Giant Hands" oder "Poison", die auf der kommenden Scheibe, wie gesagt, durch psychedelische Spielereien zuweilen ganz schön fragmentiert werden, kamen hier, als straighte Rocknummern, bestens an. Nach einer Stunde war dann Schluss. Sehr viel länger kann man das Ganze wohl auch nicht durchhalten - obwohl sich die Band für ein paar Zugaben noch einmal herauslocken ließ. Darunter auch "Quiet World", bei dem Bassist Stephen O'Shea ans Keyboard wechselte und Becky und Krista mit angedeuteter Choreographie dazu sangen. Das war dann zwar auch keine richtige Ballade - aber sehr viel näher kommen YSPWSD dieser Song-Gattung wohl nicht. Im Vergleich zum vorangegangen Orkan, war dies dann ein regelrechtes Wiegenlied als versöhnlicher Ausklang eines wilden Abends...
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Surfempfehlung:
www.myspace.com/yousaypartywesaydie
www.yousaypartywesaydie.ca
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Text: -Ullrich Maurer- Foto: -Ullrich Maurer-
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