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Konzert-Bericht
 
Back To That Good Feeling

Travis
The Taste

Köln, E-Werk
17.10.2007

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Travis
"Was haben Travis eigentlich richtig gemacht, dass sie hier spielen dürfen?", könnte man sich beim Betreten des E-Werks fragen. Denn in Köln gilt es eigentlich als sicher, dass Bands nie dort auftreten, wo sie ursprünglich angesetzt wurden. Monatelange Vorfreude auf ein Konzert im wunderschönen E-Werk ist oft vergeblich, wenn die Veranstaltung letztendlich doch, wie am Abend zuvor bei Maximo Park, ins unpersönliche Palladium hochverlegt wird und zu einer Massenveranstaltung mit grauenhaftem Sound verkommt. Richtig gemacht – aus Sicht des Managements – haben Travis sicher nichts, nach vierjähriger Tourpause in Deutschland ist das Interesse an der Band etwas gesunken, und so ist das E-Werk zwar im Raum vor der Bühne gut gefüllt, aber bei weitem nicht ausverkauft. Für die Zuschauer ist das umso besser, da sie in den Genuss eines Konzerts in familiärer Atmosphäre kommen. Und dass die Pause wohl die beste Entscheidung war, die Travis im Laufe ihrer Karriere fällten, wird man im Laufe des Abends sehen.
Zunächst aber spielen im Vorprogramm The Taste. Die Münchener sind in Deutschland ein noch ziemlich unbeschriebenes Blatt, in England ist man dagegen wie so oft schon einen Schritt weiter. So war die Band dort schon mehrmals auf Tour und hat sich einige Freunde erspielt. The Taste-Sängerin Maria Pattusch ist Gastsängerin auf dem neuen Album der Duels, und die Band ist mit einem Lied auf der neuen Compilation unseres englischen Lieblingslabels Dance To The Radio vertreten. Selbst Travis-Sänger Fran Healy soll zu The Taste gesagt haben: "I could just sit in the corner and marvel at your genius. Your stuff is excellent." Es ist also höchste Zeit, dass man auch in der Heimat auf den Geschmack kommt, und eine Tour im Vorprogramm von Travis bietet natürlich die beste Gelegenheit, sich auch einem größeren Publikum vorzustellen. Offensichtlich sind es The Taste noch nicht gewohnt, vor so vielen Menschen zu spielen, denn als das Duo die Bühne betritt, wirken sie ziemlich nervös. Schließlich passt der eher noisige Indierock von The Taste auch nicht hundertprozentig zum radiotauglichen Gitarrenpop, den die Leute heute Abend hier hören wollen. Dass die Band dann trotzdem so freundlich vom Publikum empfangen wird, liegt neben ihrer großartigen Musik wohl aber vor allem an ihrer unglaublich sympathischen und offenen Art. "Das nächste Stück heißt: 'I Know That You Hate Me' – ich hoffe, ihr hasst mich nicht!", sagt Sängerin und Gitarristin Maria Pattusch eines der Stücke an, und man nimmt es ihr in diesem Moment wirklich ab. Zwischen den acht Liedern machen Maria und Nick Pattusch, der am Schlagzeug sitzt, immer wieder erklärende Ansagen. Diese wirken aber eher so, als würden sie mit ein paar Freunden sprechen, und nicht zu einer großen Halle voller Konzertbesucher. Im Laufe des Auftritts haben The Taste dann hoffentlich auch einige Freunde in Köln dazugewonnen. Man merkt förmlich, wie sich die Spannung bei der Band die Spannung löst – am Ende springt Maria dann sogar vom Schlagzeug ihres Mannes.

Um Punkt Neun Uhr geht nach der Umbaupause das Licht erneut aus, vorerst betritt allerdings noch keine Band die Bühne. Stattdessen tönt zunächst die Erkennungsmelodie von 20th Century Fox durch den Raum. Als dann immer noch nichts geschieht, drehen sich die ersten Konzertbesucher nach hinten um, wo ein Scheinwerfer irgendetwas zu beleuchten scheint. Und tatsächlich – es sind Travis, die sich begleitet vom Rocky-Lied "Gonna Fly Now" ihren Weg durch das Publikum bahnen. Nachdem also jedem Fan erst einmal die Gelegenheit gegeben wird, seine Lieblingsband persönlich zu begrüßen, erklimmt diese die Bühne und legt los. "Aaaaaaaah Selfish Jean" steht in großen Lettern auf dem T-Shirt von Fran Healy, und mit eben diesem Lied beginnen Travis auch ihr Set. Befürchtungen, das Konzert könnte lediglich zum Promoten des aktuellen Albums "The Boy With No Name" dienen, werden spätestens mit Lied drei ("Writing To Reach You" vom 99er Erfolgsalbum "The Man Who") und vier ("Good Day To Die" vom Debütalbum "Good Feeling") zerschlagen. Auch wenn die neuen Lieder sehr wohlwollend aufgenommen werden, gleicht die Setlist einem bunten Best Of der letzten zehn Jahre.

Das EM-Qualifikationsspiel Georgien – Schottland ist mittlerweile beendet, und die schottische Band ist alles andere als begeistert über das 2:0 der Georgier. Besonders Bassist Dougie Payne saß noch kurz vor Konzertbeginn im Tourbus und war ziemlich angepisst – so erzählt es zumindest Fran Healy und rät Dougie schließlich, seine Energie doch lieber in das Konzert zu stecken. Diesem ist seine schlechte Laune allerdings auch nicht im Geringsten anzumerken, spielt er doch den Bass mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Zwischendurch erzählt Fran Healy, warum die Band so lange pausierte: Er und Gitarrist Andy Dunlop nutzten die Zeit, um Kinder zu kriegen. Stolz berichtet er, dass sein Sohn Deutscher ist ("My son has a deutsche Pass – that makes me a bit German, doesn't it?") – um die EM-Qualifikation muss sich der Sänger, der mit der deutschen Fotografin Nora Kryst verheiratet ist, also keine Gedanken mehr machen. Aber auch sonst hat die Pause Travis gut getan. An diesem Abend kann man eine Band erleben, die wieder voller Enthusiasmus für ihre Musik ist, und dabei besser eingespielt ist und ihre Songs besser auf den Punkt bringt als jemals zuvor. Von ihrer Bodenständigkeit und Nettigkeit haben sie dabei auch nichts eingebüßt. Die vier Musiker freuen sich ehrlich über jeden Konzertbesucher, der sich noch an sie erinnert – die letzte Deutschlandtour fand schließlich bereits im November 2003 statt.

Vor dem letzten Lied des regulären Sets meint Fran Healy dann, er wolle den Leuten jemanden vorstellen. Aus dem international erfahrenen Publikum dringen bereits die ersten "Claus! Claus! Claus!"-Rufe nach Vorne. Tatsächlich handelt es sich hierbei um den aktuellen Tourkeyboarder der Band, der auch schon vorher bei einigen Liedern im Hintergrund zu erleben war, aber nicht wirklich zur Band zu gehören schien. Das ändert sich nun schlagartig, als Claus Björklund ausführlich vorgestellt wird. Der Schwede hatte das Pech, dass sein Gepäck auf dem Weg zum Konzert verloren ging. Obwohl Fran Healy behauptet, dass die Schweden einen Hang zur Nacktheit haben ("in Sweden, they don't wear clothes"), trägt er trotzdem ein T-Shirt. Ob die Band ihm heute Nacht auch Zahnpasta leihen wird, wollen sie noch entscheiden, nachdem er seinen großen Moment hinter sich gebracht hat. Ausziehen muss er sich dafür zum Glück nicht, stattdessen soll das Publikum versuchen, ihn während des Pianosolos von "Good Feeling" mit wütenden "Claus! Claus! Claus!"-Rufen aus dem Konzept zu bringen. Dieser schlägt sich allerdings tapfer, schließlich scheint der "Claus Chant" mittlerweile ein fester Bestandteil jedes Travis-Konzerts zu sein.

Für die Zugabe hat man sich dann noch drei Lieder aufgespart. Los geht es mit "Flowers In The Window" in einer ungewöhnlichen Version. Während Fran Healy mit der Akustikgitarre auf der Bühne steht, umarmen sich die anderen vier Bandmitglieder (mit Claus!) und bilden einen Halbkreis um ihn. Irgendwann bedienen dann Dougie und Andy die Gitarre, obwohl sie immer noch um Frans Hals hängt – auch dieses Kunststück gelingt der Band. Natürlich darf das Konzert nicht ohne "Why Does It Alway Rain On Me?" zu Ende gehen, und der Hit ist dann nach "The Humpty Dumpty Love Song" auch das letzte Stück des hundertminütigen, rundum gelungenen Auftritt der Schotten. Auch wenn man Travis vielleicht nicht mehr unbedingt auf dem Schirm hatte – mit gleich zwei überaus sympathischen und spielfreudigen Bands hat dieser Abend gute Chancen, das Konzert des Jahres zu werden.

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Surfempfehlung:
tastethetaste.wordpress.com
www.myspace.com/tastethetaste
www.travisonline.com
www.travisonline.de
en.wikipedia.org/wiki/Travis_%28band%29
www.selfishjean.com
www.myspace.com/travis
meinzuhausemeinblog.blogspot.com/search?q=travis
Text: -Christina Ocklenburg-
Foto: -Christoph Menningen-


 
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