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Konzert-Bericht
 
Französisches Dreierlei - Francophonic Festival 2007

Babet
Daphné/ Oshen

Köln, Stadtgarten
10.11.2007

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Babet / Daphné / Oshen
Das jährlich stattfindende Francophonic-Festival ist mittlerweile ja zu einer festen Institution geworden, gibt es doch so die seltene Gelegenheit, französische Künstler in unseren Breiten zu bewundern, die ansonsten nicht auf den Gedanken kämen, sich hier zu zeigen. Nun, einige tun das nach wie vor nicht: Die geplante Tour von Benjamin Biolay wurde kurzfristig abgesagt. Und der Star der diesjährigen Kampagne, Juliette Greco, schaffte es gar nicht erst bis Köln. Dafür gab es dann - wie jedes Jahr - charmante "Neuentdeckungen", wie in diesem Fall die drei o.a. Chanteusen, deren jeweilige Scheiben soeben zeitgleich erschienen. "Neuentdeckung" ist dabei relativ, da die Damen in Frankreich schon seit einiger Zeit reüssieren: "Meine Firebird-Gitarre und ich haben bei unseren Live-Auftritten viele Leute gesehen", stellte sich z.B. Oshen dem Publikum vor, "wenngleich normalerweise in kleinen französischen Provinzstädten." Auch Babet ist in Frankreich, als Mitglied der Rockband Dionysos, kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Aber der Reihe nach: Alle drei Sängerinnen traten solo (bzw. im Falle von Daphné mit zwei Begleitmusikern) auf und alle drei präsentierten ihr Material somit radikal anders als auf den jeweiligen, aktuellen CDs. Oshen z.B. spielte, wie erwähnt, eine elektrische Gibson Firebird-Gitarre - und verzichtete ganz auf die Jazz- und Weltmusik-Spielereien, die auf ihrer CD "Je ne suis pas celle" ("Ich bin es gar nicht") im Vordergrund stehen. Stattdessen stand alternatives Songwriting deutlich jenseits üblicher Chanson-Ästhetik im Mittelpunkt. Das galt sowohl für ihre eigenen Stücke, wie z.B. den Titeltrack, mit dem sie die Show eröffnete, wie auch z.B. für die Coverversion des Stücks "Temporary Dive" der von ihr verehrten, norwegischen Kollegin Ane Brun (die das typische Francophonic-Publikum gar nicht kannte). Der simple Aufbau der Show schien sich auch ordnend auf Oshens Gesang auszuwirken. Während dieser auf der Scheibe zum Teil in abenteuerliche Richtungen ausbricht, blieb sie im Live-Vortrag "beim Thema", was die Songs sogar zugänglicher machte. Dazu parlierte sie in sehr passablem Deutsch und auf humorvolle und zum Teil gar philosophische Weise mit dem Publikum: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es drei Arten von Leuten gibt", erklärte sie, "diejenigen, die sitzen gelassen werden, diejenigen, die mehrmals sitzen gelassen werden und jene, die immer wieder sitzen gelassen werden." Und schließlich trug sie sogar einige Passagen ihrer Songs ("Jim") auf Deutsch vor. Bei alldem wirkte Oshen sehr viel sympathischer, als es der im Vergleich doch verkopfte Ansatz ihrer Studio-Scheibe vermuten ließ.

Daphné sprach dann gar kein Deutsch - redete überhaupt ziemlich wenig - und konzentrierte sich mehr darauf, die Stücke ihrer CD "Carmin" vorzutragen - abwechselnd auf Englisch und Französisch. Die Sache mit der Konzentration ging dann allerdings so weit, dass sie sich die ganze Zeit über am Mikroständer festhielt, sich nur selten ein Mal bewegte und dadurch letztlich ein wenig entrückt wirkte. Ihre Musiker - Pianist und Gitarrist - sorgten dann für ein vergleichsweise anwechslungsreiches Ambiente, das fast vergessen machte, dass Daphnés CD doch sehr von den reichhaltigen Pop-Arrangements lebt. Poppig war dann der Vortrag auch weniger - dafür gab es klassisches, eher angelsächsisch geprägtes Songwriting, z.B. eindrucksvoll definiert über eine einfühlsame Coverversion von R.E.M.s "Losing My Religion".

Babet schließlich, war diejenige des Trios, die sich offensichtlich auf der Bühne am wohlsten fühlte. Nachdem sie sich zunächst mit einem spontanen Piano-Intro ankündigte, hielt es sie hinter dem Mikro praktisch nicht mehr auf der Stelle. Jedenfalls lieferte Babet den lebhaftesten Vortrag des Abends. Auch Babet überraschte mit sehr gutem Deutsch, ging aber noch einen Schritt weiter als Oshen. Mit Hilfe von Familienangehörigkeiten hatte sie einige ihrer Songs sehr charmant auf Deutsch übersetzt und trug diese dann auch entsprechend vor - weil das die Beatles schließlich auch gemacht haben. So kam das Publikum dann also in den Genuss, einige Stücke - wie z.B. "Le Marin" - den "Seemann" gleich aus mehreren Blickwinkeln genießen zu können; denn englische Songs hatte Babet obendrein zusätzlich im Programm. Auch Babet hat mit Chansons im klassischen Sinne nichts am Hut. Ihre auf einfachen, aber eingängigen Schrammel-Riffs beruhenden Indie-Rock-Songs erinnerten eher an das, was ihre entsprechend gepolte Kollegin Francoiz Breut an gleicher Stelle auch schon ein Mal präsentiert hatte. Und natürlich spielte sie mit "Broken Man" auch ein Stück ihrer "Mutterband" Dionysos. Zum Schluss (der gleichzeitig auch der Abschluss der Tour war) kamen dann alle drei Protagonistinnen, die sich übrigens erst auf dieser Tour kennen und schätzen gelernt hatten, noch für eine eigens einstudierte Zugabe zurück auf die Bühne. Fazit: Mit diesem Konzertabend erlebte man (trotz des identischen Settings) drei sehr unterschiedliche Künstlerinnen aus unserem Nachbarland, die - jede auf ihre Art - unterhaltsam zeigten, was in Frankreich momentan bei Songwriterinnen aus dem Bereich jenseits des klassischen Chansons möglich ist.

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Surfempfehlung:
www.myspace.com/babetmusic
www.myspace.com/luniversdedaphne
www.myspace.com/oshenlachanteuse
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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Mehr über Babet:
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