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Konzert-Bericht
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The Power Of The People
Julian Sas
Bonn, Harmonie 24.11.2007
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Obwohl es ein wenig durchs Kirchenjahr wandert (mal im Oktober, mal im April), steht doch eines fest: Die von Bonns Musikladen Nr. 1, Mr. Music, organisierten alljährlichen Blues-Conventions mit Julian Sas sind zu einer Institution geworden. Die diesjährige Ausgabe dieses "rheinischen Brauchtums" stellte bereits das sechste Auftreten der Band des Sängers und Gitarristen aus den Niederlanden dar.
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Und immerhin unser drittes Mal. Insofern stehen auch keine ganz großen Überraschungen mehr zu erwarten, obwohl sich bei Julians Band seit dem letzten Mal mit dem - sehr bedauerlichen - Abgang des phantastischen Organisten Pieter van Bogaert und mit dem sehr gerade nach vorne drummenden Rob Heijne als Ersatzmann für den ausgeschiedenen Pierre de Haard personelle Veränderungen ergeben hatten. Tatsächlich aber sind deren Auswirkungen eher marginal, das Wichtigste bei einem Sas-Konzert bleibt wohl das Zelebrieren der Virtuosität des massigen Frontmannes, seine Vorbeugungen vor Vorbildern wie Rory Gallagher, Elmore James oder Peter Green. Und natürlich die Interaktion mit dem geneigten Publikum. "Blues is all about the power of the people", lässt Julian uns später wissen. Und das sieht er durchaus im Gegensatz zu moderneren Musikrichtungen, zu vielen gesellschaftlichen Entwicklungen und ganz besonders im Gegensatz zur Kirche. Wohl gerade deswegen bildet das seelenvolle "I Believe To My Soul" einen der ersten Höhepunkte des intensiven Langstreckenkonzerts. Beim Finale von "Looking For A Friend" verliebt sich Julian so in das Ausschwingen eines Akkordes, das er dazu mit verzücktem Gesicht minutenlang ohne Mikrofon in den Saal singt. Apropos Verzückung: Drummer Rob Heijne dürfte neben Angelina Jolie einer der wenigen uns bekannten Menschen sein, der mehrstündig am Stück mit offenem Mund durchlächeln kann - díe Gras-Sorte würde man ja gerne mal kennenlernen...
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Wechsel von der Strat (mit Linkshänderhals) zu Firebird sowie Slideeinlagen und dann wieder zurück zu einer Rechtshänder-Stratocaster. Die Liveversion von "Resurrection", Titelstück des aktuellen Albums, überzeugt mit groovendem Wah-Wah-Einsatz und federnen Rolls auf Robs Toms. Das ebenfalls neuere "Burning Soul" macht diesen Zustand in mittlerem Tempo und mit an Röry gemahnenden Soli glaubhaft. Der schnelle Shuffle "Moving To Survive" geht allen in die Beine, die Gallagher-Nummer "I Take What I Want" legt mit relativ grellem Intro und Scatgesang wieder ein Brikett nach. Womit der erste lange Jam, diesmal ist es "Voodoo Chile", optimal vorbereitet war.
Erst zwei weitere Zugaben später, nach dem von Les Paul-Lodern befeuerten "Stranded" und dem besonders verloren klingenden "Blues For The Lost And Found", lassen es der Blues-Volkstribun und sein Publikum für heute gut sein. Wissend, dass es spätestens nächstes Jahr wieder heißen wird: "It's all about the power..."
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Surfempfehlung:
www.juliansas.com
de.wikipedia.org/wiki/Julian_Sas www.patsticks.nl/heijne.htm www.lastoftheindependents.com/itake.htm www.musicline.de/de/artist/Sas%2C+Julian www.mrmusic-bonn.de www.harmonie-bonn.de
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Text: -Klaus Reckert- Foto: -Klaus Reckert-
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