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Blindes Verständnis

The Posies

Utrecht, Ekko
20.04.2008

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The Posies
"15 Jahre Netto" überschrieben Die Ärzte vor einigen Jahren ihre Jubiläumsshow und subtrahierten dabei ihre fünfjährige Auszeit. Mit solchen Rechenspielchen geben sich The Posies nicht ab. Die Kultband aus Seattle hat zwar Ende der 90er einige Jahre pausiert und in den letzten zehn Jahren auch nur eine EP und ein Album veröffentlicht, die derzeitige Europatournee ist trotzdem "20th Anniversary" überschrieben. Passend dazu gab es beim Tourneestopp im brechendvollen Ekko in Utrecht vor allem alte Songs zu hören.
"We're the business end of The Posies", begrüßte Ken Stringfellow um 21.00 Uhr gut gelaunt das Publikum und spielte damit auf das Fehlen von Bassist Matt Harris und Drummer Darius Minwalla an. Angetreten war in Holland nämlich "nur" die Originalbesetzung mit den beiden Songwritern Jon Auer und Ken Stringfellow samt elektrischer Gitarren, doch das war mehr als genug. Mit 20, die Vorgängerbands großzügig mitgerechnet, sogar 26 Jahren gemeinsamer Bühnenerfahrung spielten sich die zwei mit schlafwandlerischer Sicherheit, aber dennoch keinesfalls per Autopilot durch ein gut getimtes Set, überraschten mit einem - im Vergleich zu früheren Tourneen - ungemein fokussierten, straffen Auftritt und begeisterten einmal mehr mit einfach unglaublich perfektem Harmoniegesang.

Neben den Hits - "Throwaway" und "Please Return It" gleich am Anfang zum Aufwärmen - gab es auch eine Reihe sehr willkommener Raritäten wie "Every Bitter Drop" oder das ebenfalls aus dem ironisch betitelten Album "Success" stammende "Who To Blame" zu hören. Es wurden sogar einige Schlenker zum 1988er Debütalbum gemacht, damals von den beiden Protagonisten im Alleingang eingespielt, wobei Stringfellow "Believe In Something Other" treffend mit den Worten "Wir kehren zu unserer Vergangenheit zurück, um aus ihr zu lernen!" einleitete. Überhaupt waren alle Alben der Band ziemlich gleichmäßig vertreten. Auch aus dem ansonsten gerne beim Setlistschreiben übergangenen Werk "Dear 23" gab es gleich drei Auszüge, darunter das nicht nur ob eines sehr gelungenen Auer-Solos ganz ausgezeichnete "Apology".

Sogar an der Zerstörernummer "Burn And Shine" aus dem Meisterwerk "Frosting On The Beater", von der man eigentlich annehmen sollte, dass sie ohne Rhythmusgruppe nicht funktionieren würde, versuchten sich die beiden Amerikaner erfolgreich. Erfolgreich waren auch die Versuche, das Publikum zwischen den Songs mit lockeren Sprüchen zu unterhalten. Als die Zuschauer zum Beispiel der Band artig zu ihrem 20. Geburtstag applaudierten, meinte Auer nur spitz: "Also ICH war nicht glücklich, als ich gemerkt habe, dass es uns schon so lange gibt", und kündigte kurz darauf den größten Hit der Band ("Dream All Day") als Auszug aus der "laut Rolling Stone in Guam 542. meistunterschätzten Powerpop-Platte aller Zeiten" an, von diversen Krezip-Witzen ganz zu schweigen...

Die beste Performance des Abends lieferte Stringfellow bei "Earlier Than Expected" ab, bei der man ihm an der Nasenspitze ablesen konnte, dass er wirklich mit Herz und Seeele bei der Sache war, den größten Singalong des Konzerts löste dagegen "Ontario" aus. Anschließend gab es mit "Conversations", dem einzigen Song aus dem letzten Posies-Werk von 2005, sogar noch etwas "Musik aus dem 21. Jahrhundert", wie Stringfellow richtig bemerkte. Der Song kam an diesem Abend unerwartet sanft und balladesk daher und offenbarte so ganz neue Qualitäten.

Es war ein wirklich gutes, wenn auch geradezu unerwartet gradliniges Konzert, was sich nicht zuletzt daran zeigte, dass nach dem eigentlich als letzte Nummer geplanten "Coming Right Along" noch nicht Schluss war. Die Band hatte zwar um 3.30h in der Frühe aufstehen müssen, um im Morgengrauen einen Flieger von Wien nach Amsterdam zu erwischen (Stringfellow: "Das war es wert!"), aber einen ungeplanten Zugabenblock gönnten sie ihrem Publikum dennoch gerne. Mit "I May Hate You Sometimes" und "Everybody Is A Fucking Liar" gab's dann auch wirklich noch eine fulminante Dreingabe, und trotzdem hätten alle im Saal gerne noch mehr gehört. Die Lärmschutzbestimmungen von Utrecht verhinderten dies.

Doch angesichts des blinden Verständnisses zwischen Auer und Stringfellow auf der Bühne und der unübersehbaren Freude am gemeinsamen Musikmachen können wir allerdings fast sicher sein, dass das 20-Jährige der Posies nur eine Zwischenetappe ist und wir uns auch in Zukunft noch auf viele weitere tolle Konzerte der Band freuen dürfen!

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Surfempfehlung:
www.theposies.net
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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