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Konzert-Bericht
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Irgendwie ein Festival
T-Mobile Extreme Playgrounds
Mando Diao/ Pennywise/ Anti-Flag
Pinneberg, Wakeboard Arena 24.08.2008
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Der 23. August 2008. Ein Samstag in Hamburg. Es regnet den ganzen Tag. Schon Freitagabend begann es und hörte nicht auf. Es ist ein Tag vor der zweiten Ausgabe der T-Mobile Extreme Playgrounds. Einer Veranstaltung, auf der neben BMX- und Wakeboard-Profis auch drei Bands - Anti-Flag, Pennywise und als Headliner Mando Diao - spielen sollen, und die unter freiem Himmel stattfindet. Auf einem Areal, auf dem es einen großen See, ganz viel Sand, Gras und einen kleinen Strand gibt. In Verbindung mit Dauerregen lässt das auf nicht viel Gutes hoffen. Sondern auf Schlamm. Viel Schlamm.
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Am Sonntag scheint die Sonne. Über 5.000 Besucher pilgern zur Wakeboard-Arena nach Pinneberg - und nur wenige bekommen nasse Füße. Denn in der Nacht zuvor wurde der Boden der Arena abgetragen und anschließend neu ausgelegt. Ein paar Pfützen sind geblieben, doch wer mit offenen Augen durch die Gegend läuft, kann ohne Probleme zwischen BMX-Rampe, Wakeboard-See und Bühne hin und her pilgern. Auf dem Weg trifft er Futterstände, Merchandise, Sponsoren und brasilianische Cocktails und auch wenn es wenige Stunden zuvor nicht danach ausgesehen hat, herrscht in Pinneberg tatsächlich Festival-Atmosphäre. Natürlich inklusive Gedränge am Eingang und Wartezeiten bei der Bändchenausgabe.
Nachdem die ersten Boarder und Biker für große Augen gesorgt haben, geht es musikalisch mit Anti-Flag los. Doch passt das? Anti-Flag? Die PC-Punks auf einem in Magenta gesponserten Happening? "Die dürfen das nicht", sagen die einen. "Die müssen das", sagen die anderen. Am Ende soll das jeder für sich entscheiden, dass die ganze Diskussion albern ist, wissen wir alle. Anti-Flag sind da und viele scheinen auf sie gewartet zu haben. Vor der Bühne ist es gut gefüllt, die Party schnell im Gange und die erlebt einen ihrer Höhepunkte, als Chris #2 seinen Bass an einen Roadie weitergibt und mit dem Publikum die Faust ballt. Natürlich ist es eine noch leidenschaftlichere, intensivere Geschichte, wenn das Quartett im heißen, engen Club spielt, aber ihr Gig geht mehr als in Ordung. Es gibt Hit auf Hit ("Bright Lights Of America", "Underground Network", "Turncoat", "Die For Your Government"), dazu das durch The Clash bekannte "I Faught The Law" und eine gesunde Mischung aus Mittelfingern und Mitklatsch-Animationen. Natürlich verzichten Anti-Flag weder auf ihre Anti-Bush-Parolen noch auf Fucks und Motherfuckers und ihre ständigen Forderungen nach Circle Pits. Es wird zum Running Gag und mancher einer beginnt zu zählen.
Nach vier Songs haben auch Pennywise zwei runde Pits gefordert und bekommen. Die California-Helden - die in Pinneberg ihren ersten Gig der aktuellen Europatour spielen (Zitat von Sprachrohr Fletcher Dragge: "Das bedeutet, dass wir euch lieben!") - sind für viele der heimliche Headliner. Anfangs ist der Sound bei ihnen mal wieder scheiße. Viel zu laut, viel zu matschig. Schnell wird es besser, später gut. Pennywise sind auch gut. Gitarren-Klopps Dragge spielt wie immer die coole Sau ("Ich weiß, dass ihr uns mögt!"), Sänger Jim Lindberg bewertet die Shirts der Besucher und der Rest stimmt Hymne auf Hymne an. "Fuck Authority", "Perfect People", "Can't Believe It" oder "Same Old Story" - ohne Worte. Auch ohne Dach und zwischen Teenie und Spießer ein großes Vergnügen. Besonders, wenn Pennywise erst "Blitzkrieg Bop" anstimmen und sich später auch noch an Nirvana vergreifen. Da kann man es verschmerzen, dass doch einige Klassiker im Set fehlen. Aber man hat eben nicht ewig Zeit, man ist nur eine Vorband. Für die abschließende "Bro Hym" aber reicht es natürlich. Die Bühne wird voll, bis in die letzten Reihen wird gesungen und gefeiert, die Gäneshaut ist deutlich sichtbar und die meisten können es kaum erwarten, das Quartett wieder zu sehen. Mit Dach und mit mehr Zeit.
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Die Zeit zwischen den Konzerten kann man sich an diesem Tag besonders gut vertreiben. Das Rahmenprogramm hat es in sich. Die BMX-Fahrer stürzen sich vom ausgemusterten Fünf-Meter-Turm auf die Rampe, die Wakeboarder springen an Stellen, an denen man eigentlich nicht springen kann, Sportler und Headliner geben Autogrammstunden und ein kleine Pause im Grünen ist auch nicht zu verachten. Festival eben. Plus Sport-Event. Das passt schon. Es ist zwar voller, als im letzten Jahr, aber es ist immer noch gemütlich. Auch bei Mando Diao. Die Contests sind vorbei, die Sieger - Harry Main (BMX Miniramp) und Tom Fooshee (Wakeboarding) - gekürt, der Headliner kommt. Und den wollen viele sehen. Es wird eng und es wird überraschend lärmig. Mando Diao steigen mit "One Blood" ein. Laut, verzerrt, nicht schön. Große Augen, große Ohren, Warten auf die Hits. Die Mädels in den ersten Reihen feiern jeden Song ab, viele wollen die großen Hymnen. Die kommen natürlich. "Down In The Past" am Ende, davor "God Knows", "Ochrasy" oder "Longe Before Rock N Roll". Fan ist glücklich, der Rest auch. Mando Diao frickeln und lärmen mehr als sonst. Sie blähen ihre Songs auf, geben ihnen mehr Dreck. Sie sind nicht annähernd so mitreißend, wie es die Hives im vergangenen Jahr waren. Aber sie sind trotzdem ein würdiger Headliner, der einen mal wieder schönen Tag vor den Toren Hamburgs abschließt.
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Surfempfehlung:
www.t-mobile-playgrounds.de
www.mandodiao.com www.myspace.com/mandodiao www.myspace.com/pennywise www.anti-flag.com www.myspace.com/antiflag
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Text: -Mathias Frank- Fotos: -Jochen Melchior-
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