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Konzert-Bericht
 
Zurückgenommen und klar

Gus Black
Brent Best

Ottersum, Cultureel Podium Roepaen
19.09.2008

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Gus Black
Als Brent Best aus Denton, Texas, noch mit seiner Band Slobberbone zusammen war (aus der später die musikalisch nahezu identischen Drams hervorgingen), gab er uns mal ein Interview, in dem wir auch fragten, was er, als aufrechter Verfechter soliden Americana-Tums denn so tue, um sich eine eigene musikalische Identität aufzubauen. Verwirrt antwortete er, dass er darüber noch nie nachgedacht habe. So einer ist also Brent Best. Und so tritt er auch auf: Charmant unorganisiert, ohne großen Plan, nur mit dem Notwendigsten versehen (seiner Gitarre, seiner Mundharmonika und fünf Flaschen Grolsch). Mehr noch: Brent sieht genauso aus, wie die Typen, von denen er singt. Zum Beispiel dem Automechaniker oder Grillbudenbesitzer.
Als Holzfäller ginge Best auch noch durch. Fast, so scheint es, stolpert er direkt aus der Werkstatt auf die Bühne. Brent ist ein klassischer, unrasierter und ungeschliffener Working Class Hero, der einfach nur das macht, wozu es ihn eben drängt. Über Stile und Finessen denkt der Mann wirklich nicht nach. Und so sind seine Songs denn auch alle grundsolide - wenngleich sie nichts wirklich Neues darstellen. Es ist also eine reine Geschmackssache, wie man als Zuhörer die Sache empfindet. Die einen werden die straighten Rock-Nummern im Akustik-Gewand mögen (solche aus der Band-Zeit und einige neue), "Pinball Song" oder "Wondorous Life", oder aber die eher folkigen Nummern, wie "Little Sister", bei denen der Meister dann ganz nebenbei auch demonstriert, wie flink er auf der Gitarre ist (fast ging das schon in Richtung Bluegrass). Aber wie gesagt: Das kam alles ganz ohne Kalkül, fast als sei Best es ein wenig unangenehm, mit dieser Art von Hobby sein Geld zu verdienen und eben getragen von der Glaubwürdigkeit des gegerbten Charakters, der da eben auf der Bühne stand. Ein solideres Solo-Konzert in dieser Art wäre schwerlich denkbar - auch, oder sogar vielleicht, weil hier sämtliche Klischees des Americana-Songwriters bedient wurden...
Gus Black hatte im Gegensatz zu seiner letzten Deutschland-Tour ein wenig eingespart: Es gab keine elektrische Gitarre mehr und seine zweite Gesangs-Mieze, HT Heartache, musste auch zu Hause bleiben. Lediglich Constance Baker, mit der er bereits im Vorfeld der Veröffentlichung seines aktuellen Albums "Today Is Not The Day To F@ck With Gus Black" einige Gigs gespielt hatte, begleitete den Meister bei einigen Stücken gesanglich und am Glockenspiel. So kam es denn, dass diese Show wesentlich näher an den Gus Black-Solo-Akustik-Gigs dran war, als an jenen der letzten Tour. (Auch daran zu erkennen, dass er - wie auch Constance - mit Brille auftrat, was bei Shows, bei denen Rocknummern eingeplant sind, ja für gewöhnlich nicht der Fall ist.) Das Programm war dabei ungefähr gleich geblieben. Es gab einige Nummern des aktuellen Albums, ausgesuchte Highlights der letzten Gus Black-Alben - sorgsam entschleunigt und - wie z.B. "Devil's Spine" auf diese Weise quasi ins Gegenteil verkehrt. Wie auch die bereits bekannten Versionen der Hardrock-Klassiker "Paranoid" und "Don't Fear The Reaper", bei der Gus mehr oder minder vergeblich versuchte, das Publikum zum Mitsingen zu bewegen. Vielleicht hätte er stattdessen ja auch lieber mal eine neue Hardrock-Nummer balladisieren sollen? Es gibt ja schließlich genügend. Und dann auch wieder: Lieber nicht, denn die beiden neuen Nummern, die er an diesem Abend spielte, waren wohl noch nicht ganz fertig, so dass er eine gar nicht richtig zu Ende bringen konnte. Die Nummern, bei denen Constance dann Gesangsharmonien beisteuerte, gewannen deutlich gegenüber der reinen Solo-Nummern. Die Frage blieb dabei eigentlich nur, warum sie sich für ungefähr die Hälfte der Show von der Bühne verzog. Nummern wie "Out On The Amsterdam" z.B., hätten jedenfalls durch eine zweite Stimme nicht verloren.

Alles in allem war das eine ordentliche Gus Black-Show - allerdings nicht zu vergleichen mit der magischen Wirkung der Sets, die auf der letzten Tour gegeben wurden. Das lag nicht nur am Fehlen HT Heartaches, sondern auch daran, dass Gus bei dieser Show ganz auf relaxt machte. So wurde nicht ansatzweise gerockt (oder wenigstens geswingt) und auch laut wurde es nie: Gus flüsterte sich - angenehm temperiert zwar - durch sein Set und seine Vorliebe für Nylon-Saiten sorgte zudem für ein warmes Klangklima. Insgesamt hätte man sich bei dieser Show ein wenig mehr Feuer und Leben gewünscht: Gus' Versuche, mit dem Publikum in Kontakt zu treten, scheiterten z.B. schlicht an brauchbaren Themen - dass das ländliche Roepaen schwer zu finden ist (Gus hatte sich verfahren) und dann wieder überraschend idyllisch ist, wissen die Eingeborenen schließlich. Dennoch und trotz allem muss attestiert werden, dass Gus Black als Musiker momentan mit sich im Reinen ist und mit der zurückgenommenen, klaren Darbietungsweise, die er zur Zeit favorisiert, recht glücklich erscheint. Spannend wird es bestimmt wieder, wenn es auf das nächste Album zu geht...

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Surfempfehlung:
www.gusmusic.com
www.myspace.com/gusblack
www.myspace.com/mrbrentbest
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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